Der hohe Goldkurs ist nicht nur ein Grund zur Freude
Steigende Edelmetallpreise sind Ausdruck für wachsende Zweifel in die Werthaltigkeit staatlicher Währungen. Niemandem, der sich aktiv mit den eigenen Finanzen befasst, dürfte entgangen sein, dass der Goldpreis seit 2001 von 250 US-Dollar auf zuletzt mehr als 880 US-Dollar gestiegen ist. Ein solcher Anstieg lässt aufhorchen. Doch das wirklich Erstaunliche ist, wie schnell wir uns an das neue Preisniveau gewöhnt haben.
Es ist gerade ein Jahr her, als wir zur Jahreswende noch den Goldpreis bei 630 US-Dollar kommentierten. Funktioniert so Inflation, durch Gewöhnung? Mit guten Gründen kann man den Anstieg des Goldpreises als Maßstab für den Wertverfall des Papiergeldes gegenüber Gold verstehen. Gerade die jüngste, durch geplatzte Kreditderivate ausgelöste, Verunsicherung der Märkte zeigt, dass sich Gold wie eine Währung verhält. Insofern spiegelt der steigende Goldpreis selbstverständlich vor allem den Verfall des US-Dollars.
Die Vorhersage von 1.000 US-Dollar pro Unze Gold, für die man vor zwei Jahren noch als Phantast hingestellt worden wäre, findet sich heute sogar schon im Research der Landesbank Baden Württemberg, oder - noch besser - auf Seite 1 der FAZ. Mit Recht wird darauf verwiesen, dass nur der inflationsbereinigte Blick auf die Goldpreisentwicklung wirklich aussagekräftig ist. Jemand, der 1980 für seine Kinder Gold als Anlage gekauft hat, wäre heute zwar nominal fast wieder bei seinem Einstandspreis angelangt, aber real hätte er mit seinem Investment ein Verlustgeschäft gemacht. In heutigen, schwachen Dollarwerten gerechnet, müsste der Goldpreis schon bei 2.300 US-Dollar stehen, damit dieser Anleger wieder über dieselbe Kaufkraft verfügen könnte, wie beim alten Goldhoch von 850 US-Dollar im Jahr 1980. Der Goldpreis müsste sich also von heute aus gesehen noch knapp verdreifachen, um real mit den alten Hoch gleichzuziehen. Solche neuen Höchstkurse sind beim Gold heute zwar noch in weiter Ferne, sie wirken aber weniger abwegig als noch vor ein paar Jahren. Schließlich sehen wir Öl auch bei 100 US-Dollar.
Wie müsste aber eine Welt ausschauen, in der die "Krisenwährung" Gold derart haussiert? Wo stünde der Ölpreis und wie wäre es um die Kaufkraft unserer Währungen, gleich ob Dollar oder Euro, bestellt? Der steigende Goldpreis kann heute schon als Ausdruck für wachsende Zweifel in die Werthaltigkeit staatlicher Währungen gedeutet werden. Es könnte Inflationsfurcht sein, die den Goldpreis in die Höhe treibt. Mit ihrer Niedrigzinspolitik haben die Zentralbanken für ein dramatisches Anwachsen der Kredit- und Geldmengen gesorgt und die Verschuldung der westlichen Industriestaaten in nie dagewesene Höhen geschraubt. Drohen Kreditnehmer, wie derzeit US-Hausbesitzer, unter der anschwellenden Zinslast zusammenzubrechen, wird öffentlich nach einer Geldpolitik noch niedrigerer Zinsen gerufen. Ein solches "Wirtschaftsdoping" durch künstlich niedrige Zinsen verlagert die drohende Krise nur in die Zukunft. Dies allerdings zum Preis höherer Inflation und noch größerer Kosten in Form von Wachstums- und Beschäftigungsverlusten. Der hohe Goldpreis ist insofern mit Sicherheit auch ein Warnsignal.
Gegenüber realen Gütern wie zum Beispiel Öl ist Gold im historischen Vergleich noch immer nicht teuer. Im Gegenteil. Zwischen Gold- und Ölpreis gibt es eine lange historische Korrelation: Im Durchschnitt der vergangenen 40 Jahre konnte man für eine Unze Gold 17 Barrel Öl kaufen. Von dieser Marke sind wir noch weit entfernt. Für 800 US-Dollar erhält man heute bekanntlich gerade mal etwas mehr als 8 Barrel. Entweder ist also Öl zu teuer oder Gold zu billig. Die Wahrscheinlichkeit spricht für letzteres. Es geht, wie stets bei Preissprüngen um Nachfrage und Angebot. Heute schluckt die Welt jeden Tag 86 Millionen Fass Öl, in 25 Jahren braucht sie 30 Millionen Fass zusätzlich. Die Rückkehr zu billigem Öl, darüber besteht weithin Konsens, wird es wohl nicht mehr geben.
Eine qualifizierte Aussage über den wahren Wert einer Unze Gold lässt sich auch durch den langfristigen Vergleich mit dem Dow Jones Aktien-Index gewinnen: Seit 1920 gab es zwei Zeitpunkte, an denen Gold so stark und Aktien oder Papierwährungen zugleich so schwach waren, dass man für annähernd eine Unze Gold eine Einheit des Index kaufen konnte, nämlich 1933 und 1980. Die Tiefpunkte - also schwaches Gold und hohe Kurse - lagen dagegen vor dem Crash 1929, als der Dow 18 Unzen kostete, 1966, als der Dow für 28 Unzen zu haben war und zuletzt 1999, beim Höchstpreis von 42 Unzen für eine Einheit des Dow Jones. Nie mussten für den Dow mehr Gold-Einheiten bezahlt werden. In der Zwischenzeit kostet der Dow-Jones Index bereits wieder 16,5 Unzen. Die Kaufkraft von Gold nähert sich damit schon wieder dem langfristigen Durchschnitt, der bei 12 Unzen pro Dow-Jones-Einheit liegt. Die seit acht Jahren andauernde relative Aufwärtsbewegung des Goldes gegenüber dem Dow Jones spricht dafür, dass sich das Gold-Dow-Verhältnis weiter zu Gunsten von Gold entwickeln wird. Die wichtige Börsenregel, dass man mit dem Trend investieren solle, spricht demnach eindeutig für Gold. Gold wird weiter an Wert gewinnen. Manche Pessimisten sagen sogar, am Ende sei Gold das einzige wahre Geld. Sven Olsson - GOLDINVEST.de