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Mythos Sicherheit

Von Marion Trimborn
03. Februar 2009 Noch nie musste man für Gold so viele Euro zahlen wie heute. Eine Unze des Edelmetalls (31,1 Gramm) kostet jetzt knapp 720 Euro. Und auch in Dollar gerechnet ist Gold nicht mehr weit von seinem Rekordstand von 1033 Dollar aus dem letzten Jahr entfernt.
Gold scheint wieder seinem Ruf als Krisenanlage gerecht zu werden, der Preis steigt seit Jahren. Apokalyptiker und Finanzgurus preisen Edelmetall seit jeher gerne als Schutz vor Inflation, Börsencrashs und Finanzkrise. Ihr Argument: Gold ist die Währung der Angst, und die ist derzeit groß.

Keine Rundumversicherung
Doch es ist Zeit, am Mythos Gold zu rütteln. Es ist keine Rundumversicherung. Historisch gesehen hat der Goldpreis ähnliche Schwankungen erlebt wie andere Anlagen und konnte in den Krisen der vergangenen Jahrzehnte auch nur zeitweilig zulegen.
Als Inflationsschutz wirkte Gold nur in bestimmten Perioden. Zwischen 1966 und 1982 war Gold eine hervorragende Absicherung gegen weltweit fallende Aktienkurse und die grassierende Inflation, die sich als Folge der Ölkrisen einstellte.

Inflation steigt schneller als Goldpreis
Doch in den achtziger Jahren änderte sich das. In den vergangenen 25 Jahren kletterte die Inflation mit zwei Prozent schneller als der Goldpreis mit 1,4 Prozent. „An einem Bundesschatzbrief hätte der Anleger mehr Freude gehabt“, sagt Finanzprofessor Rolf Tilmes von der European Business School.
Der Glaube an die Sicherheit des Goldes als Krisenwährung nährt sich aus dem deutschen Trauma der Hyperinflation von 1923, das viele haben. Die Menschen zahlten für ein Brot mit einem 10-Millionen-Mark-Schein, Ersparnisse waren wertlos. Wer ein Goldstück besaß, war König.

Nur in Systemkrisen Alternative
Auch in den Vereinigten Staaten gewann das Gold in der Zeit der Deflation an Kaufkraft - doch 1933 verbot Präsident Franklin Roosevelt über Nacht den Privatbesitz von Gold. Die Regierung hatte nicht mehr genug Geld zur Golddeckung der Währung. Entsetzte Bürger mussten ihr Gold gegen eine mickrige Entschädigung an den Staat abgeben. Das Verbot galt bis 1971. Danach hob die Regierung den Goldstandard ganz auf. „Gold ist nur in wirklichen Systemkrisen eine Alternative, bei Kriegen oder Währungsreformen“, sagt der Edelmetall-Experte des Konzerns Heraeus, Wolfgang Wrzesniok-Roßbach.
Die Mystik des Goldes liegt darin, dass das Edelmetall über Jahrhunderte seinen Wert stabil gehalten hat - auch wenn Barren und Münzen dem Anleger keine Zinsen und keine Dividenden bringen.

Eine Tunika für eine Unze
Für eine Unze Gold bekam man im alten Rom eine Tunika, das klassische Gewand. Für die gleiche Menge ist heute ein edler Herrenanzug zu bekommen. Gold ist wertvoll, weil es knapp ist. Alles Gold dieser Welt ergibt einen Würfel von nur 20 Metern Kantenlänge - der passt in jede größere Fabrikhalle.
Papiergeld kann eine Notenbank dagegen in Unmengen drucken. Der Rest des Preises ist Psychologie. „Der Goldpreis ist eine Massenpsychose“, sagt der Frankfurter Bankenprofessor Martin Faust. Langfristige Trends wie Inflationsfurcht, Krisenangst und die allgemeine Einstellung der Anleger prägen die Preise - und nicht kurzfristige Krisen.

Politische Entspannung macht Gold uninteressant
So machten in den achtziger Jahren der Rückgang der Inflationsraten und die politische Entspannung Gold uninteressant. Der Goldpreis schmolz zwischen 1980 und 2001 von 850 auf 260 Dollar je Unze zusammen.
Politische Krisen wie der sowjetische Einmarsch in Afghanistan oder der Golf-Krieg 1990 ließen den Kurs nur kurzfristig steigen - sobald der Konflikt ausgeräumt war, setzten die Goldkurse ihre Talfahrt fort. Erst 2001 begann die Trendwende.

Nicht immer ein Gewinner in der Krise
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass der Goldpreis klettert, wenn es an der Börse turbulent zugeht. Weder der Börsencrash von 1987 (“Schwarzer Montag“) noch die Asien-Krise 1998 lösten eine kurz- oder langfristige Erholung des Goldkurses aus. Auch im Krisenjahr 2008 wurde Gold seinem Ruf als Zauberwährung nicht gerecht. Trotz Lehman-Pleite und drohender Kernschmelze des Finanzsystems sank der Goldpreis von seinem Rekord im März mit 1033 Dollar auf 870 Dollar zum Jahresende.

Als Krisenschutz überschätzt
„Gold wird als Krisenschutz vollkommen überschätzt“, sagt Thomas Heidorn von der Frankfurt School of Finance and Management. In einer Studie hat er nachgewiesen, dass abstürzende Aktienmärkte den Goldpreis oft massiv nach unten gerissen haben. Viele Akteure müssen in Krisenzeiten ihr Gold schnell auf den Markt werfen, um Schulden aus Aktienverlusten und Kredite zu begleichen.
Ein hohes Risiko gibt es nicht nur bei der Kursentwicklung, sondern auch bei der Aufbewahrung. Börsenlegende André Kostolany erzählte gerne die Geschichte seiner ungarischen Landsleute, die ihre Goldmünzen dummerweise in den Parks von Budapest vergraben hatten. Viele hatten keinen Mitwisser - und als der Eigentümer starb, blieb der Goldschatz auf ewig verschollen.
Wer mit Gold-Investments liebäugelt findet weitere Informationen unter: Investieren in Gold - aber wie?

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.faz.net