Silber (und Gold) - Kurz-, mittel- und langfristige Einschätzung
Mittwoch, 06. April 2011, 13:06
von Sven Weisenhaus
Aber nicht nur der Euro würde durch eine Fed-Zinserhöhung belastet.
Zinserhöhungen als Belastungsfaktor für Gold und Silber
Grundsätzlich dürften auch Gold und Silber bei steigenden Zinsen unter Druck kommen.
Am Montag hatte ich auf Übertreibungstendenzen in Silber hingewiesen. Und obwohl ich auch über andere Werte schrieb, erhielt ich wieder nur zu diesem Thema Leser-Kommentare. Und wieder waren diese ausschließlich pro Silber. Irgendwie ein Dj-vu zur Situation im Dezember.
Spekulativer Anteil nimmt zu
Kürzlich las ich in einem Artikel des Handelsblattes, dass die Nachfrage der Juweliere vor zehn Jahren rund 3000 Tonnen im Jahr ausmachte, heute sind es nur noch 2000 Tonnen. Hingegen stieg die Nachfrage der Investoren im selben Zeitraum von rund 350 Tonnen auf 1300 Tonnen.
Und dies liegt insbesondere daran, dass es noch nie so leicht war, in Gold (und Silber) zu investieren.
Wenn der Modetrend ausläuft...
Ich hatte hier bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass der spekulative Anteil im Gold- und Silberpreis deutlich höher ist, als der fundamental getriebene. Gold und Silber sind derzeit einfach Modethema. Doch das Problem ist, je mehr Investoren und Spekulanten im Edelmetallmarkt mitmischen, desto anfälliger ist der Markt für Kursverluste, wenn der Modetrend ausläuft. Dann verabschieden sich zuerst die Spekulanten und dann die Investoren. Die Folge: lang anhaltende Kursrückgänge.
Wenn die Zinsen steigen...
Was ist denn der Grund für Privatanleger und andere Investoren Gold und Silber zu kaufen? Die Angst vor einer Schuldenkrise oder Inflation. Aber ich persönlich halte diese Angst für absolut unbegründet. Ähnlich wie die Immobilienkrise und die spätere Finanzkrise, wird auch die aktuelle Krise überwunden. Inflation ist zwar ein Thema, wird aber mit steigenden Zinsen quittiert. Dies führt zum einen dazu, dass das Inflationsgespenst in Ketten gelegt wird, mit denen die Medien zweifellos rasseln werden, zum anderen aber auch dazu, dass andere Anlageklassen wieder attraktiver werden.
Wenn die Zinsen wieder deutlich angezogen haben, werden Gold und Silber mehr und mehr als "zinslose Anlage" uninteressant.
Natürlich wird dies erst in einigen Monaten der Fall sein. Ich weise Sie aber lieber heute schon auf diesen Umstand hin.
Wo liegt der wahre Wert?
Einer der Leser-Kommentare lautete: "Hat dieser starke Anstieg nicht etwas damit zu tun, dass Silber unter den wahren Wert gedrückt wurde und der Markt sich nun davor befreit in der Suche nach dem Ausgleichspreis."
Ich hatte hier auch schon einmal provokativ die Frage gestellt, ob Gold überhaupt einen Wert hat. Fakt ist zumindest, und so lautet auch ein Zitat aus dem Handelsblatt-Artikel: "Es gibt keinen unabhängigen Maßstab, an dem sich ablesen lässt, ob Gold teuer oder günstig bewertet ist". Und weiter: "Es sei kaum möglich, einen fairen Wert für Gold zu ermitteln."
Ich sehe das genauso. Außer fragwürdiger Vergleiche mit dem Goldpreis (Silberpreis) in der Vergangenheit oder mit der Inflation oder anderen Werten wie dem Dow Jones oder dem Öl-Preis, gibt es tatsächlich keine Möglichkeit festzustellen, ob Gold / Silber nun derzeit günstig bewertet ist oder schon deutlich zu teuer. Hier bestimmen nur Angebot und Nachfrage den fairen Preis. Und auf der Nachfrageseite sehe ich zukünftig die Probleme, denn die Nachfrager von heute sind bei steigenden Zinsen die Anbieter von morgen!
Fragwürdige Begründung für steigenden Silberpreis
Ein Leser stellt ebenfalls eine fragwürdige These auf, warum Silber unterbewertet ist und noch steigen dürfte:
"Einem Gesamtvermögen von 10 Billionen € steht ein Vermögen von 29.000 t Silber und dessen Derivaten mit dem Wert von derzeit ca. 34 Mrd. € und ein Goldvermögen von 279 Mrd. € (7.600 t im Wert von 236 Mrd. € plus Derivate) gegenüber. Zusammen also 313 Mrd. € oder 3,13% des Gesamtvermögens. Pro Person sind das 494 € in Silber und davon macht Anlagemetall, d.h. Münzen und Barren, 99 € (!!!) aus, der Wert eines guten Hemdes. Apple ist gerade so hoch bewertet wie ALLE!!! großen Goldunternehmen der Welt."
Nun, weil nur 3,13 % des Gesamtvermögens in Gold und Silber investiert sind, muss der Preis steigen?
Diese Zahlen habe ich inzwischen auch mehrfach gelesen. Ich halte dies aber für Augenwischerei. Hier wird ein Potential aufgezeigt, welches es so eventuell überhaupt nicht gibt. Denn wer legt fest, welcher Anteil am Gesamtvermögen erstrebenswert ist? Es gibt keine Auskunft darüber, warum dieser Anteil auf meinetwegen 10 % steigen sollte.
Genauso könnte ich auch angeben, dass gemessen am Gesamtvermögen die Anleger nur in einen verschwindend geringen Teil in Öl, Soft-Commodities oder sonst was (z. B. Knöpfe oder Rennpferde) investieren.
Es gibt also auch keinen Grund, warum ausgerechnet z. B. 10% des Vermögens nun in Silber wandern sollten. Wer sagt, dass 3,13% nicht bereits viel sind?
Kurzfristige, mittelfristige und langfristige Einschätzung
Eine Antwort auf einen anderen Leser-Kommentar lautete wie folgt:
"Die Argumente pro Gold und Silber sind nicht von der Hand zu weisen. (Anmerkung des Autors: Ich möchte das an dieser Stelle auch noch einmal ganz deutlich betonen, aber...)
Nur sind die Kurse eben auch bereits ziemlich lange ziemlich weit gelaufen. Wie Sie schreiben, steigen sie bereits seit 10 Jahren. Und seit kurzem immer extremer in immer kürzerer Zeit.
Und auch aktuell habe ich wieder nur Kommentare pro Silber bzw. Gold erhalten. Niemand scheint an einem weiteren Anstieg zu zweifeln. Genau dies macht mich extrem skeptisch.
Es ist ja auch nicht so, dass ich keine Idee für Gold und Silber hatte. Bei Gold bin ich ja bereits seit dem letzten Tief bei 1.315 USD wieder durchaus kurzfristig bullisch gewesen und hatte dies auch in diversen Beiträgen so geschrieben.
Wer meinen Beiträgen im Dezember gefolgt ist, hätte in Gold auch wieder 5% tiefer einsteigen können, in Silber sogar 15%.
Jetzt, nach einem erneut sehr deutlichen Anstieg, bin ich halt erneut skeptisch für Silber.
Es gibt aber auch einen Unterschied zwischen charttechnischer und fundamentaler, sowie kurzfristiger und langfristiger Erwartung. Hier muss man immer brav differenzieren. Und in Silber ist es eben so, dass ich kurzfristig charttechnisch skeptisch bin. Mittelfristig kann es nach einer Korrektur noch einmal höher gehen, langfristig (2-3 Jahre) bin ich aber bei steigenden Zinsen dann wieder eher skeptisch und erwarte bei hohen Zinsen einen lang anhaltenden Rückgang bei Gold und Silber."
Fazit kurz und knapp
Kurz und knapp bin ich derzeit kurzfristig skeptisch, mittelfristig leicht bullisch und langfristig bei hohen Zinsen bärisch.
Fundamental spricht einiges für Silber und Gold, charttechnisch ist insbesondere Silber einfach überhitzt.
Gleiches gilt für das Anleger-Sentiment. Es scheint KEINER an fallende Kurse zu glauben. Edelmetalle sind einfach derzeit in Mode. Kein gutes Zeichen für steigende Kurse!
Ich wünsche Ihnen gute Gewinne
Sven Weisenhaus
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de