Falsche Beweggründe für steigende Goldpreise
Freitag, 11. November 2011, 13:26
von Sven Weisenhaus
Gold habe ich hier im Wave Daily schon lange nicht mehr analysiert (zuletzt am 28. September). Doch passt es gerade zu den zuvor geschilderten Fakten. Denn bei Gold (und Silber) muss man sich zwangsläufig derzeit die Frage stellen, ob die inzwischen in die Billionen gehenden Summen zur Bekämpfung der Schulden in Europa (Gold-)preistreibend wirken oder ob der Schuldenschnitt für Griechenland als ein erstes Signal zur endgültigen Lösung der Probleme interpretiert wird und somit die (Edelmetall-)Preise weiter fallen werden.
(Quelle: CFX-Broker) Gold, Candlestick-Chart, Tageskerzen
Gold wird als Schutz vor Inflation wieder gekauft
Als ich Gold hier zuletzt am 28. September charttechnisch betrachtet habe, hatte der Kurs gerade dynamisch ein Tief bei 1.532 USD angesteuert und dabei die Kerze mit der langen Lunte gebildet.
Offensichtlich tendiert der Kurs seit dem wieder deutlich nach oben. Die Anleger sehen durch die Summen, die zur Bekämpfung der Schuldenkrise in den Markt gepumpt werden, also weiterhin deutliche Inflationsrisiken (preistreibend) und kaufen Gold weiter als Schutz vor Inflation oder gegen die Krise.
Gold weitestgehend ohne Funktion
Gold als Inflationsschutz ist einer der häufigsten Gründe für den Erwerb von Gold. Sie wissen, dass ich dem etwas skeptisch gegenüber stehe, denn Gold ist außer als Schmuck zu nichts anderem wirklich zu gebrauchen.
Zwischen Geld und Inflation gibt es einen Zusammenhang
In den Medien wird immer behauptet, seit einiger Zeit würden die Märkte mit Liquidität überschwemmt und "Geld gedruckt". Das verleitet natürlich zu der Annahme, die Inflation müsse irgendwann stark ansteigen. Und im Prinzip ist dieser Zusammenhang auch durchaus richtig und logisch. Denn zwischen vorhandenem Geld und Inflation gibt es einen Zusammenhang.
Beachten Sie alle Elemente der Gleichung!
Wichtig in dieser Gleichung (in der VWL auch als Quantitätsgleichung bekannt) ist jedoch auch die Geldumlaufgeschwindigkeit. Denn wenn Banken, Unternehmen und Konsumenten ihre Liquidität bzw. das Geld horten, kann die Geldmenge steigen, ohne Inflationsdruck zu erzeugen. Denn Preise können nur steigen, wenn auch mehr Nachfrage erzeugt wird. Doch das Geld fließt nicht sondern bleibt in den Händen der Empfänger. Genau diesen Effekt sehen wir derzeit an den Märkten.
Abnehmende Inflation erwartet
Ich beobachte hier seit längerem die Preisentwicklungen auf verschiedenen Ebenen (Großhandelspreise, Produzentenpreise, Verbraucherpreise etc.) für Sie. Und ich habe mehrfach geschrieben, dass zukünftig eher eine rückläufige Inflation erwartet wird, insbesondere von den Notenbanken.
Zwischen Geld und Inflation besteht also ein Zusammenhang, doch müssen dazu bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, die es derzeit aber einfach nicht sind.
Zwischen Gold und Inflation besteht keine Korrelation
Und selbst wenn die Voraussetzungen erfüllt wären, so sagt dies nur, dass es einen Zusammenhan zwischen GELD und Inflation gibt. Doch gibt es auch einen Zusammenhang Zwischen GOLD und Inflation? Und hier dürften die Erwartungen vieler Leser enttäuscht werden und das folgende könnte Sie nun überraschen: zwischen GOLD und Inflation besteht KEINE Korrelation!
So habe ich kürzlich im Rohstoff-Report gelesen, dass die Gold/CPI Ratio, also der Goldpreis dividiert durch den Consumer Price Index (CPI) in den vergangenen 50 Jahren zwischen 0,78 und 12 schwankte. Eine Korrelation würde ein Ergebnis von 1 bzw. bei einer negativen Korrekation von -1 verlangen.
Lediglich im Falle von Hyperinflationen besteht eine hohe Korrelation. Doch wie Sie aus den hier veröffentlichten Daten zu den unterschiedlichsten Preisentwicklungen wissen, sind wir davon noch weit entfernt. Erst bei einer Inflation ab 10 % nimmt die Korrelation zu.
Und auch sonst gibt es keine Korrelationen
Und insbesondere besteht auch keine Korrelation von Gold zur Geldmenge. Dies dürfte vielen Goldbullen den Boden unter den Füßen wegziehen. Wer die Inflation also als Grund für seine Goldkäufe vorschiebt, macht also irgendetwas falsch.
Auch sonst ist es schwer, irgendwelche (negativen) Korrelationen, wie zum Beispiel zum Dow Jones, bei Gold zu finden. Zwar werden häufig derartige Zusammenhänge als Argumente pro Gold und Silber herangezogen, empirisch belegen lassen sie sich jedoch nicht.
Und trotzdem steigt Gold
Und trotz meiner tollen Argumente steigt Gold. Doch warum? Das erläutere ich Ihnen am Montag. Dann werde ich auch noch ein wenig auf die Charttechnik eingehen. Und auch die Öl-Analyse, die ich Ihnen angekündigt habe, habe ich noch nicht vergessen.
Bis dahin wünsche ich Ihnen ein erholsames Wochenende
Sven Weisenhaus
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de