Gold, Silber & Co.: Die Bullen sind los
Ist die Überschrift eine Übertreibung - zumal der Goldpreis trotz des Zwischenspurts am vergangenen Freitag noch nicht wieder sein altes Hoch erreicht hat? Nein. Lassen Sie mich das an einigen Indikatoren festmachen. Vorab ein Rat: Beobachten Sie in den kommenden Wochen mehr als bisher die Preisausschläge der Edelmetalle und ihrer Aktien. Denn hier bahnt sich eine spannende Entwicklung an, die Sie zum Handeln veranlassen könnte.
Wenn Sie im Internet neben goldseiten.de auch kitco.com laufend verfolgen, dürfte Ihnen am Freitag aufgefallen sein, dass eine Zeit lang die Aktien von zwei ganz und gar unterschiedlichen Konzernen auf der Gewinnerliste oben standen: Silver Wheaton und Gold Fields. Das war natürlich kein Zufall, sondern der Tatsache zuzuschreiben, dass Silver Wheaton wegen des erfolgreichen Geschäftsmodells überproportional vom steigenden Silberpreis profitiert, der am Freitag in die Höhe geschossen ist, und dass die Anleger bei Gold Fields die im Vergleich zum Dollar zwischenzeitlich stark rückläufige südafrikanische Währung Rand zum Anlass nehmen, auf einen kräftigen Gewinnanstieg von Gold Fields zu spekulieren. Im Tagesverlauf haben dann andere Aktien die Südafrikaner vom zweiten Platz verdrängt.
Beide Beispiele belegen, dass die Anleger zu differenzieren wissen: Zwischen den Sondersituationen wie im Fall der beiden Konzerne einerseits und den üblichen Fondsfavoriten wie Newcrest, Fresnillo, Kinross, Newmont usw. andererseits, deren Kursentwicklung zurzeit vergleichsweise gemächlich verläuft. Eine solche Differenzierung ist typisch für eine reife Hausse, aber noch nicht für deren Ende. Dieses ist erst dann zu erwarten, wenn so gut wie alle Aktien eines Landes oder einer Branche – in diesem Fall Edelmetallaktien – steil in die Höhe schießen. Die Bullen sind los, doch die Stampede steht uns noch bevor.
Auffallend ist, dass der Silber- im Vergleich zum Goldpreis eine bemerkenswerte relative Stärke zeigt. Auch das deutet nach allen bisherigen Erfahrungen auf das Reifestadium der Edelmetallhausse hin. 2010 musste Silber ja lange mit Palladium um die Vorherrschaft bei der Preisentwicklung kämpfen, doch nun setzt es sich nach oben ab. Kaum verwunderlich wäre, wenn sein Preis schon in den nächsten Tagen fast senkrecht in die Höhe schösse und mit ihm die Kurse vieler Silberaktien, wie Silver Wheaton, Pan American Silver, Hecla Mining, Silvercorp Metals, First Majestic u.a. Danach wäre es allerdings an der Zeit, über den einen oder anderen Aktienverkauf nachzudenken.
Warum die Edelmetall-Bullen los sind, hat auch noch Ursachen, die jenseits der Preise und Kurse zu suchen sind. Eine dieser Ursachen ist die robuste Nachfrage der Anleger, zuletzt dokumentiert in der Statistik des World Gold Council (WGC) per Ende 2010. Danach rücken Goldkäufe mit dem Ziel, einfach nur eine Anlage zu tätigen, die vor dem Kollaps der Geldwerte schützen soll, vom Volumen her immer näher an die Käufe der Schmuckindustrie heran. Noch vor zehn Jahren war die Schmuckindustrie auf der Käuferseite derart dominant, dass Anlagekäufe so gut wie gar nicht ins Gewicht fielen.
Wer die Bestände des führenden auf Gold spezialisierten börsengehandelten Fonds SPDR Gold Trust verfolgt, konnte zuletzt ein beachtliches Schrumpfen innerhalb Monatsfrist feststellen. Das heißt, in einem überschaubaren Rahmen kam es zu Gewinnmitnahmen. Das kann als Indiz dafür gelten, dass der Goldmarkt noch nicht überhitzt ist.
Die jüngste Entwicklung lehrt uns zweierlei: Erstens, dass das Misstrauen in Geldwerte immer größer wird, und zweitens, dass neue Käuferschichten zu den alten hinzugekommen sind. Die neuen stammen aus den Schwellenländern, vor allem aus China – wobei man sich fragen muss, ob China nicht schon längst über den Status eines Schwellenlands hinausgewachsen ist. Und wenn die Goldnachfrage mit dem Ziel, das Edelmetall zu Schmuck zu verarbeiten, mit großem Abstand aus Indien kommt, handelt es sich im Grunde um eine Anlagevariante: Inder wollen sich halt nicht nur mit Barren und Münzen, sondern auch mit verarbeitetem Gold vor der anhaltenden Entwertung ihrer Rupie-Währung schützen.
Die eigentliche Sensation in der WGC-Statistik besteht darin, dass 2010 zum ersten Mal nach endlos scheinenden Jahren (genau: 21) der offizielle Sektor als Nettokäufer auftrat. Dazu vergegenwärtige man sich: Dieser Sektor (die Staaten bzw. ihre Notenbanken) hatte zu Beginn des neuen Jahrtausends nichts Besseres zu tun, als Gold zu Tausenden von Tonnen auf den Markt zu werfen. Besonders schlimm trieben es damals die Briten und die Schweizer, wobei unterstellt werden kann, das die Amerikaner entsprechend Druck auf beide ausgeübt hatten.
Was bedeutet es nun also, dass aus dem einst verkaufswütigen offiziellen Sektor ein Nettokäufer geworden ist? Zum einen, dass dahinter auch die Schwellenländer stecken, zum anderen, dass die Staaten und Notenbanken weltweit auf eine neue Währungsordnung zusteuern, in der Gold eine Rolle spielen wird. Welche Rolle, darüber sind sie sich indes noch gar nicht einig. Das ergibt sich aus einigen Bemerkungen, die einer meiner Informanten beim G-20-Treffen in Paris aufgeschnappt hat. Insofern ist der jüngste Goldpreisanstieg ein Signal pro Gold, mehr noch nicht. Doch das ist schon mal ganz gut.
Die Agenda des G-20-Treffens dürfte manchen Beobachter zum Schmunzeln angeregt haben. Obenan: der Kampf gegen globale Ungleichgewichte. Im Klartext: Regulierung der Rohstoff-, Devisen- und sonstigen Märkte, Exportkontrollen, Lenkung der Kapitalströme usw. Auf diese Weise einen Konsens herstellen zu wollen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn die Ungleichgewichte sind ja nicht plötzlich angeflogen gekommen, sondern über Jahrzehnte dadurch entstanden, dass die einen Länder besser gewirtschaftet haben als die anderen. Dennoch – und das ist das Prekäre für Deutschland – versucht man in Europa und hier speziell unter den Euro-Ländern gerade, Deutschland mit dem Argument der Bekämpfung von Ungleichgewichten zur Kasse zu bitten. Das wird am Ende wohl leider gelingen, denn viele Hunde sind des Hasen Tod.
Grämen Sie sich deshalb nicht allzu sehr, weil Sie bis dahin an Ihrem Gold und Silber noch viel Freude haben werden. Oder besser gesagt: Weil Sie mit beiden Edelmetallen die Nachteile wieder wettmachen können, die Ihnen durch den kommenden Geldwertschwund zu entstehen drohen.
Manfred Gburek, 18. Februar 2011
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Quelle: » gburek.eu