Goldindikatoren Teil 6
von Johannes Forthmann
„It was the best of times, it was the worst of times,
it was the age of wisdom( Gold),
it was the age of foolishness.”( Papiergeld?)
Charles Dickens – A Tale of Two Cities
Die aktuelle Situation
Wie schon in meinem letzten Minenartikel erwähnt findet bei Gold und Silber in diesen Tagen eine saisonal bedingte Korrektur statt wie sie auch in vielen vergangenen Jahren zu beobachten war. Die Luftrally, die auf den allgemeinen Aktienmärkten in den letzten Monaten stattfand scheint sich ihrem Ende zu nähern. Was auch immer den Boom auf den Aktienmärkten angeheizt hat, bald werden reale Faktoren diese Entwicklung einholen. Betrachtet man einmal die tatsächliche Verfassung des US Häusermarktes, der als Auslöser der Krise galt, dann findet man Zahlen, die anscheinend in keiner Statistik zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage Berücksichtigung finden. Der seit 5 Jahren geführte Online Index für foreclosures berichtet über ein Rekordniveau an Insolvenzen von US Hausbesitzern. ( » http://www.prnewswire.com/news-releases/national-foreclosures-increase-more-than-13- percent-in-december-according-to-realtytractm-us-foreclosure-market-report-53499617.html) Eine Belebung der Wirtschaft bei gleichzeitig wachsender Verarmung und sinkender Kaufkraft von Privathaushalten entzieht sich einer eher rational geprägten Denkweise. In diesem Artikel möchte ich einen weiteren Indikator vorstellen, der Privatinvestoren rechtzeitig vor Korrekturen von Gold und Silber warnen kann. Ferner wird die Korrelation von Gold zur realen Zinsentwicklung erörtert und verständlich dargestellt.
Spotgold und Goldproduzenten Index
In der folgenden Grafik habe ich den Spotgoldpreis mit dem Index der wichtigsten Gold und Silberproduzenten verglichen. Die Entwicklung bei Spotsilber ist identisch und etwas deutlicher ausgeprägt. In anderen Teilen dieser Essayreihe wurde bereits beschrieben, dass Silber in der Vergangenheit bis heute stets der volatilere Partner von Gold war. Der Goldproduzenten Index wird hier am Vectors Miners Gold ETF dargestellt, der den Philadelphia Gold Index exakt wiederspiegelt.
Grafik 1: Spotgold und Vectors Gold Miners ETF Dezember 10 bis Januar 2011
JF Research
Hier sehen wir sehr deutlich, dass zur Jahreswende(Bildmitte) Spotgold zwar ein neues Zwischenhoch erreichte, der Goldminenindex jedoch dieses bei weitem nicht mehr bestätigen konnte. Sofort danach begann eine Korrektur bei Gold und Silber, die bis zum heutigen Tage anhält.
Die Zins- und Anleihemärkte
Auf den Zins- und Anleihemärkten hat in den letzten Monaten eine Langzeit Trendwende stattgefunden. Diese Umkehr fand bereits im September statt. Zunächst waren es die 20 jährigen US und 10 jährigen deutschen Bundesanleihen, zwei Monate später kollabierten die bei US Rentnern als besonders sicher geltenden 10 jährigen US Kommunalanleihen höchster Qualitätsstufe. Dieses ließ die Zinsen zwangsläufig ansteigen. Für Leser, die sich nicht mit dem Preismechanismus von Zinsen auskennen, hier zum besseren Verständnis kurz die übliche Formel: Je höher die Kurse von Anleihen, desto niedriger die Zinsen(Rendite).
Grafik 2: 20 jährige US Staatsanleihen und Kommunalanleihen von Juli 10 bis Januar 2011
JF Research
Die inverse Zinsentwicklung in Deutschland
In Deutschland haben wir es mit der gleichen Entwicklung zu tun. Hier tritt ein weiterer Faktor hinzu, nämlich die tendenziell gegenläufige Entwicklung der kurz- und langfristigen Zinsen. Dieses ist ein klassischer Frühindikator für eine rückläufige Tendenz des gesamtwirtschaftlichen Zyklus. Die gegenläufige Entwicklung der Zinsmärkte wird besonders deutlich, wenn man Bundesanleihen(10 Jahre Laufzeit) mit Schatzanleihen kürzerer Laufzeit vergleicht.
Grafik 3: Euro Bundesanleihe und Schatzanleihen 2010(1 Preisstab = 1 Woche)
JF Research
Anhand dieser Grafik sehen wir deutlich, dass die Renditen für Bundesanleihen bis weit in den August hinein fielen, während die Rendite der Schatzanleihen bereits ab Anfang Juni stieg. Der tendenzielle Anstieg der kurzfristigen gegenüber den langfristigen Zinsen (Spread)wird auch am Unterschreiten der Februar Tiefs bei Bundesschatz sichtbar(rote Linie links unten) während diese bei der Bundesanleihe noch nicht erreicht wurden.
Die Trendwende der Realzinsen
Die Trendwende der Zinsen habe ich hier noch einmal klar anhand eines der meist gehandelten Short Treasury Bond ETF´s dargestellt und mit meinem 20 Tage Durchschnittsindikator für Anleihen in Form der blauen Linie markiert. Euro Bundesanleihen Short Zertifikate zeigen fast identische Verläufe.
Grafik 4: Treasury Ultra Short ETF von Mai 2008 bis Januar 2011
JF Research
Diese Darstellung zeigt, dass die Zinsen Ende 2008 einen ersten Boden bildeten. Ein weiterer Rückgang erfolgte dann im Jahre 2010, als staatliche Aufkäufe von Anleihen bekannt gegeben wurden. Einen zweiten Boden bildeten die Zinsen dann Ende August (siehe auch Grafik3). Seitdem bilden sie einen klar sichtbar werdenden beginnenden Aufwärtstrend
Gold und Zinsentwicklung
Im Goldboom der 70 Jahre waren Inflations- und Rezessionsängste die wesentlichen Anrtriebskräfte der damaligen Goldpreisentwicklung. Die Zinsen stiegen auf ein Rekordniveau von 16%. Anleger befürchteten ebenso wie heute eine ausser Kontrolle geratende Inflation.
Vergleicht man die folgende aktuelle Grafik von Gold mit der Zinsentwicklung in Grafik 4 etwas genauer, dann sieht man, dass es in den letzten beiden Jahren wiederum Gold war, das einen Anstieg der Zinsen Wochen im Voraus signalisierte. Als die Zinsen im Dezember 2008 einen ersten Boden bildeten, antizipierte Gold schon im Oktober diesen temporären Tiefpunkt. Der zweite Zinsboden Ende August 2010 wurde ebenso von Gold schon im Juli angekündigt.
Grafik 5. Gold von Juni 2008 bis Dezember 2010
JF Research
Zusammenfassung:
Auf den Zinsmärkten der westlichen Nationen hat sich eine Trendwende in Form real ansteigender Zinsen vollzogen. Diese Entwicklung kann nicht mehr mit zentral gesteuerten Maßnahmen beeinflusst werden. Die Effektivität von zinspolitischen Stimulierungsmaßnahmen ist ebenso fraglich. Dieses sieht man deutlich am Langzeit Rezessionsland Japan. Sämtliche Zinssenkungen der letzten 20 Jahre verpufften wirkungslos und führten zu einer Staatsverschuldung von 200%. Nur die finanzielle Stärke von japanischen Privathaushalten verhindert zurzeit ein weiteres Abgleiten. Der Verschuldungsgrad von amerikanischen und europäischen Privathaushalten steigt dagegen weiter unaufhörlich an. Gold gewinnt zunehmend seine traditionelle Bedeutung als Vorlaufindikator für Inflationsoder Rezessionsbefürchtungen zurück.
Krise vorbei, Rezession zurück?
Eine vollständige Auflistung meiner Artikel finden Sie auf » www.jf-research.com Allen Lesern dieses Artikels wünsche ich Erfolg und eine glückliche Hand.
Johannes Forthmann ist deutscher Wirtschaftswissenschaftler und studierte fundamentale und technische Analyse in den USA, entwickelte eigene Methoden und gibt zeitweise Seminare. Email: » coloursofthesun@gmail.com. Er besucht regelmässig Veranstaltungen der Deutschen Edelmetallgesellschaft(DEG) in Essen unter der Leitung von Herrn Walter Hachmann. Veröffentlichungen dieses Artikels nur mit Genehmigung des Autors.