Platin – die Nachfrageentwicklung in 2011
von Miriam Kraus
Nachdem wir uns ebenfalls (wie bei Palladium) in der letzten Woche schon einen Rückblick auf die Platin-Preisentwicklung im vergangenen Jahr gegönnt haben, wollen wir uns heute einmal mit der fundamentalen Ausgangslage im Platin-Markt befassen.
Platin - die Nachfrageentwicklung in 2011
Automobilindustrie:
Die größte Platin-Verbrauchsregion ist Europa und hier vor allem die Automobilindustrie, mit circa 1,4 Millionen Unzen in 2010. Wie ich gestern schon schrieb, enthalten Abgaskatalysatoren in Benzinmotoren überwiegend Palladium, während Abgaskatalysatoren in Diesel-Motoren überwiegend Platin enthalten. Nun werden vor allem in Europa, aber auch in Nordamerika mehr Diesel-Fahrzeuge (PKWs) gefahren als in anderen Teilen der Welt. Tatsächlich verbrauchte die europäische Automobilindustrie, nach Schätzungen von Johnson Matthey, im vergangenen Jahr sogar knapp 200.000 Unzen mehr an Platin, als an Palladium.
Dementsprechend ist es vor allem der wirtschaftlichen Erholung in Europa (und der Erholung in der Automobilindustrie) zu verdanken, dass hier die Nachfrage nach Platin gestiegen ist. Doch auch im Rest der Welt ist die Nachfrage nach Platin seitens der Automobilindustrie gestiegen. Im vergangenen Jahr fragte die Automobilindustrie weltweit rund 37% mehr Platin nach, als in 2009.
Nun bleibt natürlich abzuwarten, wie sich die Nachfrageentwicklung in der Automobilindustrie vor allem in Europa in diesem Jahr entwickeln wird, doch zwei Aspekte stimmen positiv: zum einen die wachsende Nachfrage (und das langfristig noch immer hohe Wachstumspotenzial) in den Emerging Markets [Auch wenn hier vornehmlich PKWs mit Benzinmotoren gefahren werden, wird bei LKWs der Diesel-Motor bevorzugt. Und tatsächlich sind in China im letzten Jahr die LKW-Verkäufe um fast 30% gestiegen gegenüber dem Vorjahr - trotz Straffungsmaßnahmen, aber dank des anhaltend starken chinesischen Wirtschaftswachstums.] und zum anderen neue Umweltauflagen in den USA (dort muss bis 2018 der Schadstoffausstoß bei LKWs um 20% gesenkt werden, was neue Katalysatoren erfordert).
Industrie:
Der wirtschaftlichen Erholung im vergangenen Jahr ist auch das Wachstum der industriellen Nachfrage geschuldet. Tatsächlich begründete die Industrie im letzten Jahr mit einem Nachfragewachstum von 51% gegenüber 2009 das stärkste Wachstum aller Nachfragesektoren und befindet sich bereits wieder auf Vorkrisenniveau. Auch hier wird vor allem in den Emerging Markets weiterer stärkerer Zuwachs in diesem Jahr erwartet.
Schmuckindustrie und Investmentsektor:
Während Chinas Automobilindustrie mit einem Verbrauch von knapp 115.000 Unzen Platin im vergangenen Jahr, noch deutlich dem Verbrauch der europäischen, aber auch noch immer dem Verbrauch der nordamerikanischen und japanischen Automobilindustrie hinterherhinkt, begründet dagegen Chinas Schmucksektor den weltweit höchsten Verbrauch mit knapp 1,6 Millionen Unzen im vergangenen Jahr. Allerdings entspricht das einem Rückgang von 20% gegenüber 2009. Offensichtlich machte der Schmuckindustrie im letzten Jahr der steigende Preis dann doch zu schaffen. Es bleibt abzuwarten, ob die chinesische Schmuckindustrie sich in diesem Jahr an ein höheres Preislevel gewöhnen und wieder ein Nachfragewachstum begründen wird.
Der Investmentnachfrage räumt Johnson Matthey für das vergangene Jahr keine großen Chancen ein. Tatsächlich geht das Unternehmen davon aus, dass die Investmentnachfrage im letzten Jahr um 34% auf 435.000 Unzen gesunken sein soll. Allerdings könnte diese Einschätzung durchaus etwas zu pessimistisch sein. Bloomberg zufolge dürften die Platin-ETFs im vergangenen Jahr ihre Bestände um rund 500.000 Unzen ausgeweitet haben.
Platin – die Angebotsentwicklung in 2011
Laut Johnson Matthey hält sich das weltweite Minenangebot relativ stabil mit knapp 6 Millionen Unzen in 2010. Angesichts dessen, dass die südafrikanische Produktion (Südafrika ist der weltweit größte Platinproduzent) bereits im vergangenen Jahr rückläufig war und hier auch immer wieder mit Produktionsausfällen zu rechnen ist, dürfte das Minenangebot in diesem Jahr bestenfalls stagnieren oder zumindest leicht zurückgehen.
Eine insgesamt weiterhin steigende Nachfrage vorausgesetzt, dürfte allerdings dann das Sekundärangebot aus Recycling weiter anziehen. Alles in allem dürfte sich aber der Überschuss, der sich bereits im letzten Jahr auf 290.000 Unzen mehr als halbiert hat, weiterhin reduzieren.
Zum Abschluss habe ich hier noch eine Grafik für Sie, die uns einen Überblick über die Entwicklung von Angebot und Nachfrage liefert:
Quelle: Johnson Matthey (Platinum 2010 Interim Review)
oben - die Angebotsentwicklung in Mio. Unzen
unten - die Nachfrageentwicklung in Mio. Unzen
Sie sehen, während das Primärangebot stagniert, steigt die Nachfrage wieder an.
So long liebe Leser...damit verabschiede ich mich erst einmal für heute...morgen geht es weiter mit dem Ausblick für die Platin-Preisentwicklung in diesem Jahr...bis morgen also und liebe Grüße...
Ihre Miriam Kraus
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