Gold und Immobilien im Zeichen des Schuldensumpfs
Wahrscheinlich fragen Sie sich immer noch: Was hat am vergangenen Donnerstag den Sturz des Goldpreises ausgelöst? So banal die Antwort auch klingen mag: Gewinnmitnahmen spekulativ orientierter Anleger, an vorderster Stelle solcher, die dem führenden börsengehandelten Goldfonds SPDR Gold Trust Geld entzogen haben. Natürlich dürfte der eine oder andere Hedgefonds nachgeholfen haben, und für die Zocker an der New Yorker Terminbörse Comex ist es ein Leichtes gewesen, von der technischen Reaktion des Goldpreises nach unten zu profitieren. Aber: Die Gegenreaktion am vorangegangenen Mittwoch und dann schon wieder am Freitag hat gezeigt, wie flott die Baissespekulanten sich eindecken müssen, sobald der Goldpreis eine Gegenbewegung macht.
Gehen wir der jetzt ganz spannend gewordenen Entwicklung weiter auf den Grund. Zunächst fällt auf, dass sich der Silberpreis während der fraglichen Zeit - im Gegensatz zu seinen sonstigen Eskapaden, wenn an den Edelmetallmärkten Nervosität vorherrscht - ganz gut behauptet hat. Auffallend ist auch die Abwärtsbewegung des US-Dollars gegenüber dem Euro im Gleichklang mit dem Goldpreis. Diese eher ungewöhnliche Konstellation deutet unter anderem darauf hin, dass der Goldpreis – Gold gilt allgemein als Anti-Dollar - mithilfe von Termingeschäften zusätzlich gedrückt wurde, um das Misstrauen in den Dollar nicht noch größer werden zu lassen, als es ohnehin schon war und weiter ist.
Dazu passt die Ankündigung der US-Ratingagentur Moody's, die Bonität der USA irgendwann in den nächsten Jahren eventuell herunter zu stufen. Ihre Konkurrentin Standard & Poor' hat das ja gerade erst mit Japan gemacht. Beides bedeutet nichts anderes, als dass die Schuldenkrise weltweit virulent bleibt, dass am Ende sich viele – neben Japan vor allem westliche – Länder gegenseitig mit dem Schuldenvirus anstecken werden. Und auch wenn vom Weltwirtschaftsforum in Davos nicht viel Konkretes durchgesickert ist, was die Märkte bewegt haben könnte, ist doch bedenklich, in welchem Ton Frankreichs Präsident Sarkozy den Euro stark geredet hat. Von daher ist zumindest eines nach außen gedrungen: In Davos hat man sich selbst und andere am Schopf gepackt, um nicht im Schuldensumpf unterzugehen.
Was bedeutet das alles für Ihre Anlagestrategie? Vorausgesetzt, Sie haben einen ordentlichen Teil Ihres Vermögens – je nach dessen Höhe, nach Ihren finanziellen Verpflichtungen, Lebensumständen usw. bis zur Hälfte – in Edelmetallen und ihren Aktien angelegt, bedeuten die aktuellen Ereignisse zunächst, dass Sie sich von ihnen nicht nervös machen lassen sollten. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Preise von Gold und Silber sowie die Kurse der meisten gängigen Edelmetallaktien werden ihre bisherigen Höchststände in den kommenden Jahren übertreffen.
Die Marktteilnehmer können sich weltweit nicht so recht entscheiden, inwieweit sie noch auf Deflation oder schon auf Inflation setzen sollen. Also zögern sie, jagen mal Aktien nach oben und Edelmetalle nach unten, dann wieder umgekehrt oder im Gleichklang. Analog verhalten sie sich bei Währungen und Staatsanleihen. Der Inflationsbazillus wird zwar schließlich überhand nehmen, aber vorher wird noch eine ganze Menge Geld vernichtet, etwa durch drastische Abwertungen in den Bankbilanzen, deren Veröffentlichung demnächst ansteht - das bedeutet sektoral Deflation.
Wer meint, noch nicht genug in Gold und Silber engagiert zu ein, sollte Phasen wie die jetzige nutzen, um zuzugreifen, im Zweifel bei Anlagemünzen aus Gold und Silber, weil deren Gewinne nicht der Abgeltungsteuer unterliegen. So lässt sich nicht allein die jetzige Preisdelle bei den Edelmetallen nutzen, sondern ganz nebenbei auch die Euro-Stärke. Und denken Sie immer daran, Ihr für Käufe vorgesehenes Geld sukzessive statt auf einmal zu investieren. Das gehört zur Risikostreuung.
In weiterer Rat, der darauf hinausläuft, das Risiko zu mindern: Verteilen Sie Ihr Vermögen auf verschiedene Anlageklassen. Doch das ist leichter gesagt als getan, 1. weil zu jeder Klasse auch das richtige Timing gehört, und 2. weil genug Vermögen zum Verteilen vorhanden sein muss.
Lassen Sie mich das Thema an Immobilien aufhängen, also an einer Anlageklasse, mit der wir alle täglich zu tun haben, sei es als Mieter, sei es als Eigentümer. Angenommen, Sie ärgern sich darüber, Monat für Monat eine Miete zu zahlen, mit deren Gegenwert Sie ebenso Zinsen und Tilgung für den Kredit auf ein eigenes Haus stemmen könnten. Also entschließen Sie sich zum Kauf eines Hauses – oder alternativ einer Eigentumswohnung - und stottern nun Monat für Monat die Kreditraten ab. Nach dem Hauskauf haben Sie für den Fall, dass neben dem Kredit auch Ihr ganzes Eigenkapital draufgeht, ein Klumpenrisiko. Denn 1. dürfte das Haus in der Regel den Großteil Ihres Vermögens ausmachen, unter Umständen sogar Ihr ganzes Vermögen, 2. unterwerfen Sie sich mit dem Kredit den Konditionen einer Bank oder Sparkasse, 3. sind Sie nicht mehr so mobil wie als Mieter, 4. können Sie Ihr Haus bei Bedarf nicht so schnell verkaufen wie Gold- und Silbermünzen, Aktien, Anleihen, Fonds oder andere Wertpapiere, und 5. droht jetzt die Erhöhung der Grundsteuer.
Dennoch ist der Wunsch nach dem eigenen Heim weit verbreitet; und ich kann allen, die nicht ständig berufsbedingt umziehen müssen und es sich leisten können, ohne das Klumpenrisiko einzugehen, nur dazu raten. Denn allein schon die Mieten samt Nebenkosten (z.B. Grundsteuer) werden im Zuge der kommenden Inflation vor allem in den Ballungsgebieten immer weiter steigen. Dieser Rat gilt aber nicht, falls das Klumpenrisiko existiert. Am besten, Sie finanzieren Ihr selbst bewohntes Haus mit so viel Eigenkapital wie möglich (idealerweise ganz) und investieren Ihr übriges Geld aus dem laufenden Einkommen zur Risikostreuung in andere Anlagen.
In nächster Zeit werden Bauträger, Makler, Strukis und Banker Ihnen zunehmend Immobilien mit dem Inflationsargument schmackhaft machen, indirekte Immobilienanlagen wie offene und geschlossene Fonds noch viel mehr als Direktanlagen. Lassen Sie sich darauf am besten erst gar nicht ein. Denn die Filetstücke gehen entweder unter der Hand weg oder in das Eigentum institutioneller Anleger über. Im Übrigen gibt es keine allgemeingültige Korrelation zwischen Immobilienpreisen und Inflationsraten. Wenn jemand Ihnen diesen vermeintlichen Zusammenhang doch weismachen will, brechen Sie das Gespräch am besten sofort ab.
Auch die häufig kolportierte Korrelation zwischen dem Goldpreis und der Inflation lässt sich nicht generell nachweisen. Bester Beweis: Während der Goldpreises seit 2001 einen Höhenflug hingelegt hat, ist die Inflation in den wichtigsten Ländern nur mäßig ausgefallen. Tröstlich für alle Goldbesitzer ist allerdings, dass sie im Gegensatz zu den meisten Immobilieneigentümern kein Klumpenrisiko haben – und dass der Goldpreis (und erst recht der Silberpreis) von einer Entwicklung profitiert, die klar vorgezeichnet ist und zuletzt in Davos die Gemüter bewegt hat: der Weg in den Schuldensumpf.
Manfred Gburek, 28. Januar 2011
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Quelle: » gburek.eu