Die Probleme der großen Goldproduzenten
von Miriam Kraus
Gestern haben wir uns einen Rückblick auf die Entwicklung der Minenaktien im Jahr 2010 gegönnt. Dabei haben wir festgestellt, dass sich die etablierten Minenaktien-Indizes XAU und HUI, entgegen der traditionellen Erwartungen, nicht stärker entwickelt haben, als der Goldpreis.
Und das obwohl die Produzenten eigentlich schon seit Jahren ihre Hedging-Strategie kontinuierlich zurück fahren. Das heißt, die Produzenten verkaufen immer weniger Gold auf Termin (Gold auf Termin verkaufen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Produzenten Gold zum gegenwärtigen Preis für die Lieferung in der Zukunft verkaufen. Dies tun sie in der Regel um sich gegenüber einem späteren Preisrückgang abzusichern.), bzw. lösen ihre Goldverkäufe auf Termin vorzeitig auf. Einem Bericht der Socit Gnrale zufolge beträgt die weltweite Gold-Hedging-Position zum Ende des 3.Quartals 2010 noch 158 Tonnen Gold. Zum Vergleich: im Jahr 2000 lag das Volumen der von den Produzenten auf Termin verkauften Menge an Gold noch bei über 3.000 Tonnen.
Produzenten, die auf Terminverkäufe weitgehend verzichten, profitieren natürlich stärker direkt an der Spot-Goldpreis-Entwicklung. Somit sollte also die fortlaufende De-Hedging-Strategie (also die Auflösung der Terminverkäufe) den traditionell gewünschten Hebeleffekt der Goldaktien gegenüber der Goldpreisentwicklung begünstigen, da die Produzenten ja bei steigenden Metallpreisen, höhere Gewinne erzielen müssten.
Das stimmt in der Theorie auch, doch die Praxis macht es nicht immer ganz so einfach...
Der Druck der auf den angestammten Produzenten lastet
Der Grund dafür, dass die Aktien der großen und weltweit tätigen Goldproduzenten insgesamt derzeit nicht mit einem Hebeleffekt auf den Goldpreis dienen können, liegt darin, dass sie inzwischen mit Problemen konfrontiert werden, die vor 20 Jahren noch kein Thema waren.
Die beiden größten Faktoren sind sicherlich die sinkende Ausbeute auf der einen Seite und die zugleich steigenden Kosten auf der anderen Seite.
Die Ausbeute sinkt
Während vor 20 Jahren ein Goldvorkommen im Durchschnitt noch zwischen 5 und 10 Gramm Gold pro Tonne Erz aufwies, sind diese schönen Zeiten mittlerweile vorbei. Heute liegen die Goldgehalte der Vorkommen teilweise schon zwischen 0,5 und 1 Gramm pro Tonne Erz. Natürlich hat erst der steigende Goldpreis auch so eine geringe Ausbeute überhaupt erst rentabel gemacht, doch das Grundproblem bleibt bestehen: die Ausbeute in den angestammten Minen sinkt.
Die Kosten steigen
Auf der anderen Seite kostet die Exploration neuer Vorkommen Geld und immer öfter liefern auch erhöhte Explorationsausgaben nur enttäuschende Ergebnisse. Hinzu kommen natürlich auch noch steigende Kosten aus Umweltschutzgründen mit denen die Minenindustrie (seit die Welt immer stärker ihr Umweltbewusstsein entdeckt...) umgehen muss.
Auch politische Faktoren erschweren den Aufbau neuer Minen...denn schon längst ist die Handvoll Goldminen in der Schweiz geschlossen...;-))....vorbei die Zeiten des großen Goldwaschens in den USA....vorbei die Zeit als Südafrika einmal Goldproduzent Nummer 1 der Welt war...heute muss man sich schon in ganz anderen Ländern auf dem afrikanischen Kontinent umsehen oder auch in Süd-Amerika (und natürlich ist China mittlerweile Goldproduzent Nummer 1), wo nicht immer das politische Regime für Stabilität garantiert...an anderen Orten wird der Aufbau neuer Minen aber auch durch nicht erteilte Abbaugenehmigungen, aufgrund von Umweltschutzbedenken o.ä. verhindert oder verzögert..usw.
All diese Faktoren erhöhen nicht nur den Kostendruck...ein Goldminenunternehmen muss, allein schon um im Geschäft zu bleiben, stetig nach neuen Vorkommen suchen, seine Reserven und Ressourcen erhöhen und die neuen Vorkommen natürlich ausbeuten. Je größer aber ein solches Minenunternehmen ist, desto schwieriger kann das werden, denn von einem großen Unternehmen erwartet man, dass es große Vorkommen findet, welche die Produktion signifikant erhöhen. Der Grund dafür ist einfach zu erklären, denn es geht ja immer nur um das Wachstum und wenn ein großes Unternehmen im größeren Umfang wachsen will, dann erfordert das eben nach einiger Zeit fast schon neue Mammut-Projekte.
Einfacher haben es da die kleineren Unternehmen. Diese können wachsen, indem sie ein paar Minen zu ihrem Portfolio hinzufügen....uns das ist mit ein Grund, weshalb sich die Junior-Minen im vergangenen Jahr besser entwickelt haben, als die angestammten Majors.
Junior-Minen in 2010
Habe ich Sie vielleicht mit meinem letzten Satz aus dem ersten Teil des heutigen Beitrags überrascht? Nun, es ist tatsächlich so, die Junior-Minen haben sich im vergangenen Jahr deutlich besser entwickelt, als die angestammten großen Goldminen-Unternehmen.
Ich möchte Ihnen das einmal am Beispiel des GDX (der größtenteils die Entwicklung des NYSE Arca Gold Miners Index abbildet, also die Entwicklung der großen Produzenten), im Vergleich zum GDXJ (der den Market Vectors Junior Gold Miners Index abbildet, also die Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Goldminenbereich) vorstellen:
Quelle: CFX-Trader
In rosa hier der GDXJ (also der Junior-Index)! Sie sehen, wie der Junior-Index ab Mitte des vergangenen Jahres deutlich zulegt und ab September sogar die Entwicklung des GDX (also des Majors-Index) schlägt.
Tatsächlich hat der GDXJ im vergangenen Jahr um fast +55% zugelegt, der GDX dagegen nur um +33%.
Hier, bei den Junior-Minen, haben wir also nach wie vor unseren Hebeleffekt auf den Goldpreis.
So long liebe Leser...da mir gerade die Zeit bis zum Versandtermin entfleucht, ich aber heute noch nicht ganz "die Kurve gekriegt habe", sprich noch nicht alles gesagt habe, was es, meiner Meinung nach, zu dem Thema zu sagen gibt, werde ich an dieser Stelle in der kommenden Woche weiter machen...dann wollen wir uns ansehen, welche weiteren Faktoren die stärkere Entwicklung der Juniors im vergangenen Jahr begünstigt haben und uns überlegen, wie es in diesem Jahr weiter gehen könnte....morgen gibt's an dieser Stelle wieder, wie gewohnt, erst einmal den Wochenrückblick...damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend..liebe Grüße und bis morgen..
Ihre Miriam Kraus
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de / » http://www.investor-verlag.de