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Der "Silver-Bug" als neue Spezies

Die Diktatur des Monetariats’

Lebte Goethe noch, ließe er Gretchen frustriert deklamieren: "Am Silber hängt, nach Silber drängt, doch alles, ach wir Armen!" Und der der große Karl Marx aus Trier würde der erstaunten Finanzszene zurufen: "Silver-Bugs der Welt, vereinigt Euch!" - wenn er die jüngsten Entwicklungen am Silbermarkt erleben dürfte.

Immerhin hat sich der Preis (als ein sehr bescheidener Anfang kommender Mega-Events) in wenigen Jahren verdreifacht. Zum einen hätte der Bärtige sofort erkannt, dass sich der Gattung der bereits wohlbekannten "Gold Bugs" nunmehr eine neue Spezies, die sog. "Silver-Bugs" (wenngleich in noch sehr bescheidenen Anzahlen) hinzugesellt hat. Und schnell von Begriff, wie er nun einmal war, hätte er sicherlich sein Basiswerk in "Edelmetallisches Manifest" umbenannt und auch dessen bekannte Einleitung in visionärer Hinblick auf die Zukunft leicht umformuliert: ‚Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst rasant steigender Gold- und Silberpreise. Es lehrt die Herrschenden, die zitternd auf den Thronen der Papiergeld-Imperien sitzen, das Fürchten. Doch trotz immer schneller rotierenden Gelddruckmaschinen, verkündige ich euch von der kommunistischen Kanzel herab, dass ihre Zeit bald abläuft. In der ‚faulenden Endphase’ wird die Klasse der Gold- und Silver-Bugs die Herrschaft übernehmen, die Klasse der Papierkapitalisten stürzen und die ‚Diktatur des Monetariats’ der Edelmetalle errichten…’

Diesmal könnte der große Meister ausnahmsweise sogar einmal recht behalten, denn die schlussendliche Rückkehr zu einer gesunden inflationsfreien und absolut stabilen Währung ist nur eine Frage der Zeit, vielleicht nur eine von wenigen Jahren. Selbst die immer wieder laut angedachte Transition zum "Euro-Dollar" - also der Vereinigung eines kränkelnden (Euro) und eines schwer-kranken (Dollar) Papiergeldsystems - wird daran auf längere Sicht nichts ändern.

Die Rückkehr der monetären Funktionen von Gold (für große Transaktionen) und Silber (das Gold des kleinen Mannes im Tagesbedarf) wird, in welcher Form auch immer, unvermeidlich sein. Jahrtausende hindurch haben beide Metalle diese Funktion getreulich erfüllt. Doch seit 1971, als Nixon die letzten Fäden einer Verbindung zum Gold durchschnitt, herrschen in absoluter Weise lediglich durch vage Versprechen bankrotter Staaten und durch lauwarme Frühlingsluft "gedeckte" bunt bedruckte Papierzettelchen auf denen "Dollar", "Euro", "Rubel", "Krone", "Yen" oder andere phantastische Namen neben den Kopfbildern toter Männer stehen. Dieses einmalige gigantische Experiment unglaublicher Tragweite, dessen sich die Bevölkerung überhaupt nicht bewusst ist, wird das traurige Schicksal aller Währungen erleiden. Sie alle, ohne jede Ausnahme, fielen auf Null und gingen unter (schon in China vor über 3000 Jahren), sofern - wie in neueren Zeiten - das umlaufende Papier nicht durch Gold oder Silber (oder beides) gedeckt war, oder wenn - wie in alten Zeiten - die Metalle selbst im papierfreien Wertekreislauf zirkulierten. Die Silver-Bugs schmunzeln bereits.

Diese erzwungene Entlassung vom Krankenbett der Finanzsysteme und bald schon von der Intensivstation der Welt-Leitwährung in die gesunde Natur dürfte - selbst im Falle einer kommenden "Währungsreform" (ein eleganteres Wort für Totalenteignung der mit Papiergeld versehenen Bevölkerung) - unvermeidlich sein. Volk, Wähler und Wirtschaft werden mit Sicherheit die Rückkehr zu "etwas solidem, wertbeständigem und nicht beliebig vermehrbarem" erzwingen. Die gegenwärtigen Papiergeldsysteme sind einfach zu krank. Wenn allein das globale Derivate-Volumen mittlerweile die 400 Billionen-Grenze überschritten hat (dem gesamten BIP der USA von etwa 38 Jahren entsprechend) und wenn sich eines Tages dieses Finanzvolumen in absurder Weise auf eine Quadrillion Dollar - allein in diesem einem Sektor - aufblähen sollte - zeigt dies, wie weit sich die sog. Finanzmärkte von der Realwirtschaft entfernten und zum reinen Kasino-Betrieb entarteten, von der Gefahr eines Totalzusammenbruchs des globalen Finanzsystems ganz zu schweigen. Und was "gesund" ist, immer war und sein wird, sind nun einmal Sachwerte und dort insbesondere das Geschwisterpaar Gold und Silber, deren innerer Wert noch nie in der Geschichte auf Null fiel. Im Gegenteil, sie gewannen in "schwierigen Zeiten" stets an Kaufkraft - ein Rettungsanker für kluge vorausschauende Investoren, die von der Geschichte gelernt haben. Wenn Aktien- und Bondmärkte unter schweren Beschuss geraten, wird Silber besonders interessant und Barren wie Münzen werden schnell zu "Geld". Die Silver-Bugs haben Zukunft und lieben die kommende Diktatur des Monetariats nicht umsonst.


Ein 27-fach verstärkter Hoffnungsschimmer

Was spricht nun dafür, dass sich diese etwas gewagte Prognose erfüllen wird? Der Argumente sind viele und wir beschränken uns hier zum einen auf 27 von ihnen und zum anderen auf Silber und seinen Markt, da sich dort die Chancen für Gewinne noch aussichtsreicher präsentieren als im Goldmarkt.1.) Es ist nicht einmal nötig, dass sich Silber wieder zur "monetären Währung" aufschwingt, die Preise werden auch ohne eine solche Entwicklung aufgrund reiner Marktkräfte stark anziehen, da das Angebot mit der Nachfrage schon seit über 17 Jahren nicht mithalten kann. Das jährliche Defizit von 100 bis 150 Mio. Unzen wurde bisher durch Regierungen und Forward-Verkäufer bzw. Hedger abgedeckt. 2005 beliefen sich die durch diese Gruppe offiziell auf den Markt geworfenen Mengen auf 82,1 Mio. Unzen (Silver-Institute), wobei laut Siebholz nur etwa jede 2. Mine Angaben über Forward-Verkäufe macht. Man kann also davon ausgehen, dass 2005 insgesamt noch etwa 100 Mio. Unzen auf den Preis drückten. Doch diese preisdämpfenden Quellen versiegen langsam. Auch zieht der Bedarf weiter an: Dem World Silver Survey 2006 zufolge nahm das industrielle Kaufvolumen in den letzten zehn Jahren um 37,5% auf 409,3 Mio. Unzen zu, während die fotographische Nachfrage von 210 auf 165 Mio. Unzen zurückging. Dafür stieg diese für Münzen und Medaillen um satte 61,1% auf 41 Mio. Unzen und Netto Investitionen erwachten mit einem Sprung von Null (ab 2000) auf 48 Mio. Unzen (2005) zum Leben. Die Photo-Verluste wurden also überkompensiert. 2006 und 07 dürften weitere Steigerungen - auch im Welt-Gesamtbedarf (zuletzt 911 Mio. Unzen im Jahr) folgen. Der Zuwachs bei den Lieferungen aus Minenproduktion im vergangenen Jahrzehnt um 30,7% auf 641,6 Mio. Unzen und das Anwachsen der Silberschrott-Mengen von 158 auf 187 Mio. Unzen wird sich relativ zum Bedarfswachstum verlangsamen, da - wie beim Öl - die großen und "billigen" reinen Silber-Lager bereits gefunden und abgebaut wurden. Nicht nur das, auch die sich ständig verschärfenden Umweltgesetze wirken sich dämpfend (Menge) und verteuernd (Preis) auf das Angebot aus. Weltweit mehren sich Proteste, Streiks mit strengeren Auflagen im Gefolge. Dies gilt insbesondere für den Goldabbau nach Katastrophen, Giftmüllskandalen und Wasserverseuchungen, sogar in Schwellenländern und der dritten Welt (Rumänien, Peru, Chile, Mexiko, China, Indien). Auch der Silbersektor kann sich diesem Trend nicht entziehen.
2.) Ein Einbruch der Weltkonjunktur, von den USA ausgehend (Platzen der Immobilienblase als Initialzünder) ist in absehbarer Zeit möglich. Dem könnte ein Rückgang der Basis-Metallproduktion folgen, was wiederum die Produktion von etwa 75% der Jahresweltförderung an Silber betrifft, denn die Ertragspolitik der Basismetallminen ist nicht auf deren Nebenprodukt Silber ausgerichtet. Die Silberproduktion präsentiert sich also als hochgradig unelastisch, denn Kupfer-, Blei- und Zinkminen können ihre Produktion nur wegen eines Nebenprodukts unmöglich hochfahren. Die daraus resultierende Verknappung von Silber wird für Preissteigerungen auch in der Krise sorgen, zumindest einen Preisverfall verhindern.
3.) Die Anzahl der "Silver-Bugs" ist noch winzig. Es besteht also ein gewaltiger Nachholbedarf. In Deutschland besitzt nur etwa 0,5-0,7% der Bevölkerung Silber in marktfähigen Mengen. In der Schweiz halten dagegen bereits über 10% der Investorengemeinschaft das weiße Metall. Die Massen kennen Silber nur von den Messergriffen in Omas Besteckkasten her. Diese Prozentzahlen werden in der Endphase des Untergangs der aufgeblasenen Papierwelt gewaltig steigen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Silberpreise.
4.) Wegen der gegenüber Gold relativ geringen Preise pro Gewichtseinheit wird sich der "kleine Mann" bald am Markt "en masse" engagieren, wenn er begreift, dass sich hier ein Inter-City Zug Richtung Silber-City in Bewegung gesetzt hat. Dieser Heuschreckeneffekt ist beim Gold deutlich geringer. Gold ist pro Einheit einfach zu teuer für die Mehrzahl der Sekretärinnen, Putzdamen, Parkplatzwächter, Angestellten, Beamten, Sozialempfänger, Studenten, Arbeitslosen, Asylanten, Verkäufer, Bauern, Soldaten oder Rentner. Steht Gold demnächst bei 1000 und Silber bei 20 $ pro Unze, wird sich der kleine Mann, angelockt von rasant steigenden Preisen, eher 5 Unzen Silber als 5 Unzen Gold leisten. Die Masse kauft nie bei niedrigen Preisen. Das unlängst erreichte 23-Jahres-Hoch für Silber hat diese Anreizschwelle noch nicht erreicht. Vielleicht sind hierfür Silberpreise von 40-60 $ pro Unze oder mehr nötig? Gleich wie hoch, Schwelle und Massenkäufe rücken unaufhaltsam näher.

5.) Die Aufschwungphase des Marktes ist noch sehr jung. Der Bullen-Markt für Gold begann nach über 20 Jahren Preisverfall erst im April 2001 und Silber hinkte zunächst hinterher. Seither erholte sich der Goldpreis um ungefähr 30% pro Jahr (während sich der Dow Jones seitwärts in die Büsche schlug und die Tech-Stocks zumeist noch nicht einmal 50% ihres ehemaligen Wertes erreichten). Silber begann seinen Spurt mit Verspätung 2003. Derartige Phasen generellen Aufschwungs dauern erfahrungsgemäss etwa 15 bis 22 Jahre. Der Kursphantasie "nach oben" sind daher längerfristig kaum Grenzen gesetzt.
6.) Während des langen Bärenmarktes für Silber von 1980 bis 2003 mit Preisen zwischen 3,50 und 5,00 $ pro Unze, verblieb (von wenigen Winzlingen abgesehen) am Ende keine einzige große Silbermine mit positivem Cashflow. Nicht eine! Wenige blieben überhaupt im Geschäft. Silber fiel fast ausschliesslich als Nebenprodukt der Blei-, Kupfer-, Gold- oder Zinkproduzenten an. Die Zahl reiner Silberminen zu erhöhen, ist ein unsicherer, langwieriger und kapitalintensiver Prozess. Risikoscheue Großinvestoren wollen mehrheitlich "erst einmal abwarten" wie sich der Markt entwickelt und sehen ob die Preise doch nicht wieder abstürzen. Eine Mine jedoch zur Produktionsreife zu bringen dauert Jahre, nicht Wochen. Das Angebot wird also schleppend bleiben, was den Silberpreis stützt und die Silver-Bugs erfreut.
7.) Das historische Preisverhältnis von Gold zu Silber von ungefähr 15 : 1 hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder eingependelt (es gab in Griechenland sogar Zeiten, in denen Silber sehr viel teurer war als Gold...). Immerhin hat sich die Relation in letzter Zeit von etwa 64 : 1 auf circa 48 : 1 verbessert. Doch entspräche die Rückkehr zur historischen Norm bei einem Goldpreis von 700 $ pro Unze (demnächst in diesem Theater) etwa 47 $ je Unze Silber. Dies käme in etwa einer Vervierfachung heutiger Preise gleich.
8.) Die unlängst eingerichteten ETFs (ExchangeTraded Funds) für Silber (und Gold), von denen einige wenig, andere mehr und wieder andere 100% des Anlagevermögens in physischem Metall halten, absorbieren große Mengen. Diese 100-Prozenter sind als Anlagevehikel sicher, solange die Regierungen in einem letzten Akt monetärer Verzweiflung nicht zum Mittel der Konfiszierung greifen. Die entsprechenden Silber-Lager bieten sich wegen ihrer Griffigkeit hierfür geradezu an (ein gleiches gilt für Gold ETFs). Abgesehen davon haben Investoren jetzt die Chance, am Preisanstieg des Metalls zu partizipieren. Vorteile: Hohe Liquidität, keine Mehrwertsteuer, keine Lager- (Tonnen von Silber im Büro, Stall oder auf dem Dachboden sind selten) und Transportprobleme (Silber in Mengen ist schwer), sowie Sicherheit (Diebstahl, Feuer). ETFs sind populär. Beispiel: Nur 4 Monate nach der Gründung hatte der Barclays iShares Silber ETF bereits über 100 400 000 Unzen Silber aufgekauft und eingelagert. Die 200 Millionen Unzen-Grenze ist in Sicht. Diese Großen am Markt dürften keine Politik fallender Preise betreiben. Laut silberinfo.de kauft dieser ETF zwischen 8 und 9 Tonnen Silber pro Tag. Eine Chance für Silber-Bugs!
9.) Die Kriege der USA verschlingen dreistellige Milliardenbeträge. Gleichzeitig zur Kanonen- und Butterpolitik (auf Pump) wird die Steuerschraube gelockert und die Dollarproduktion auf Mach 3 herauf gefahren mit vielleicht 2, 3 oder 4 Billionen pro Jahr (wie viel genau ist seit März nicht mehr nachvollziehbar, da die Geldmenge M3 nicht länger veröffentlicht wird). Da der Dollar unglücklicherweise und mit Hilfe fremder Notenbanken noch immer als Weltleitwährung fungiert, exportieren die USA ihre Inflation. Geichzeitig stehen Haushalts- und Handelsdefizit wie auch die Verschuldung - sowohl absolut (Bund, Verbraucher, Firmen, Gemeinden) - als auch relativ (als Prozent des BIP) auf Rekordhöhe. Die Immobilienblase (mit ihrer Wirkung eines fehlfunktionierenden Geldautomaten mit unbeschränkter Selbstbedienung) hat ihre Nadel endlich gefunden. Der bislang auf einfachen Knopfdruck geldausspeiende Kassen-Automat "Housing" wird derzeit von den Marktkräften repariert. Damit fallen künftig die für den Konsum nötigen Zusatzbillionen an Dollars aus, mit deflationärem Effekt. Doch die zur Schuldenvernichtung (Entlastung des Staates) notwendige Gelddruckerei, zusammen mit immer höheren Rohstoff- und Energiepreisen, erzeugt offene Inflation und verdeckte krisenhafte Phänomene. Doch seit jeher liebt niemand Krisen mehr als Edelmetalle - mit Silber im Bunde. Im nahen Korral werden die Silver-Bugs schon unruhig.
10.) Sollten sich andere Phänomene, wie beispielsweise: Brot für 10.000 $ pro kg, Benzin für 2000 €/Liter, Gold für 500.000 $ (Hyperinflation), die Einzelzigarette für 14 €, ein Zusammenschmelzen des Dollars, ein dritter globaler Krieg oder Naturkatastrophen (Stürme, Fluten, Beben) bisher unbekannten Ausmaßes oder Besetzung Bayerns durch die Chinesen realisieren, dann wird natürlich auch der Silberpreis sich auf den Weg Richtung Mars begeben oder sogar das Sonnensystem verlassen. Doch derartiges braucht überhaupt nicht einzutreten, um Silber zu heutigen Preisen immer noch hochattraktiv zu machen. Der Silver-Bug muss also nicht einmal "auf Krise" spekulieren, um mittelfristig hohe Gewinne und langfristig vor allem Sicherheit zu gewinnen.
11.) Die einst von den Regierungen eingelagerten (etwa 10) Milliarden Unzen Silber sind industriell verbraucht worden und teilweise auch in den Ohrringen von Inderinnen gelandet. Die derzeit greifbaren Vorräte decken mengenmässig nur einige Monate des Weltbedarfs ab und das einstige preisdrückende Dumping großer Silbermengen durch die Chinesen klingt ab. Damit ist eine akute Silberverknappung entstanden, die ein massives Absacken der Preise - beinahe schon mit Garantie - ausschließt. Die Silver-Bugs atmen hörbar auf.
12.) Mit Hilfe von Derivaten, massivem Shorten (Leerverkäufe, meist mit großer Hebelwirkung) und Forward-Selling bestimmter Produzenten wie auch durch kartellähnliche Machenschaften der an den Metallbörsen aktiven Händler, wurde der Silberpreis jahrelang künstlich unten gehalten, wobei die Börsenaufsicht wegschaute. Doch den Manipulatoren geht langsam die Munition aus. Der Wegfall neuen Shortens alleine und damit der Preisknebelung dürfte bald Wirkung zeigen. Geschieht dies, werden die Massen angelockt. Paradoxerweise locken nur hohe (und weiter steigende) Preise die Mengen. Diese gehen erfahrungsgemäss sehr spät in den Bullenmarkt, bleiben bis zur Erreichung absurder Preisspitzen darin und verlieren typischerweise im unausweichlichen Crash alles oder fast alles. Dieser eigenartige Zug der Massenpsychologie scheint eine Konstante zu sein. Die Silver-Bugs werden davon profitieren.
13.) Lange gewaltsam niedergedrückte starke Spiralfedern werden, wenn der eiserne Griff der Manipulatoren endlich ermüdet, ihre stetig angewachsene Spannkraft (der künstlich gedrückte Silberpreis) mit umso grösserer Vehemenz entladen. In der Geschichte ist es noch nie gelungen, natürliche Marktpreise durch Manipulation, Tricks, Desinformation und Täuschung für immer unten (oder auch oben) auf extremen Positionen zu halten. Auf Dauer ist niemand größer als der Markt. Niemand! Auch nicht mächtige Politiker, Groß- oder Reservebanken mit stützenden Medienkampagnen, Megaspekulanten, totalitäre Regime, Militärdiktaturen, dem Papiergeldsystem huldigende bankrotte Regierungen von "Demokratien", clevere Wall Street Banker mit nackten Short-Positionen, die die physischen Silberreserven der Welt um ein Vielfaches übertreffen, und die im Ernstfalle den Lieferzwängen ihrer Milliardenkontrakte nur durch Ausserkraftsetzung amtlicher Spielregeln entgehen können. Man erinnere sich auch an die Gebrüder Hunt, die um 1980 umgekehrt vergeblich versuchten, die Silberpreise in die Stratosphäre zu treiben und dort zu halten. Sie wurden allerdings weniger durch den Markt, als durch eine einseitige und überraschende Änderung der Börsen- und Marktregeln durch die Insider bzw. die Börsenaufsicht in die Knie gezwungen. In Zimbabwe versucht der kommunistische Diktator Robert Mugabe die Märkte für Gold, Silber, Währungen etc. fortwährend in seinem Sinne zu etwas zu "beeinflussen" (das schöne Wort "Manipulation" existiert in seinem gereiften Wortschatz nicht). Schon bildet sich ein Schwarzmarkt mit abenteuerlichen Preisen für die Metalle und der höchsten Inflationsrate der Welt, nämlich 1000%! Selbst in Diktaturen ist der Markt also nicht "tot", und die Statistiker sind sich nur uneins, ob diese aufregende Zahl pro Jahr oder pro Monat gilt. Jedenfalls liegt der Preispunkt für Silber, an dem sich echte Nachfrage und echtes Angebot einst treffen werden, sehr weit über dem heutigen. Die Silver-Bugs rätseln bereits, wie hoch die Messlatte liegt.
14.) Sollte es je zu einer Panik-Glattstellung der astronomischen Short-Positionen an der Comex New York oder in London kommen, könnten allein die Deckungskäufe den Silberpreis in den dreistelligen Bereich hinauf treiben, zumindest kurzfristig.
15.) Das von den Zentralbanken ausgeliehene Silber muss theoretisch rückübereignet werden. Diese Rückgabe ist unwahrscheinlich, da die am Markt vorhandenen physischen Silbermengen hierfür nicht ausreichen. Sollten dennoch auch nur einige der Banken auf Rückgabe ihres Silbers bestehen, könnte sich der Preis ebenfalls in Dreistelligkeit (300-500 $ pro Unze denkbar) wieder finden.
16.) Silber wird in tausenden industrieller Anwendungen gebraucht und allwöchentlich kommen neue hinzu. Das kommende Zeitalter der Nano-Technologie allein wird hohen Silberbedarf garantieren. Sollte irgendwann ein Preissprung aus den vorgenannten Gründen stattfinden, werden die Verarbeiter, deren gesamte Produktion ohne Silber vom Stillstand bedroht wäre, ebenfalls in Panik verfallen und sich schlagartig eindecken, was die Preise weiter treibt. Dies umso mehr, als die benötigten Silbermengen meist klein oder geringfügig sind, und oft nur Bruchteile von Prozenten der Gesamtkosten ausmachen. Selbst eine Verzehnfachung des Silberpreises (von z. B. 13 auf 130 $ je Unze) triebe diese Kostenkomponente von beispielsweise 0,3 auf 3,0%, was die Verbraucher jedenfalls bezahlen würden.

17.) Die weltweite Einführung von Just-in-Time (JIT) hat die Lagerhaltungen drastisch reduziert und somit verbilligt. Damit aber wuchs die Anfälligkeit der Produktionssysteme gegen Lieferstörungen und scharfe Preissteigerungen dramatisch an. Dies gilt für alle lagerbaren Artikel, Teile oder Rohstoffe, auch für Silber. Somit aber steigen die Chancen für Panikkäufe. Die winzigen gehaltenen Vorräte reichen nur für Tage oder gar Stunden. Die neuen Empfindlichkeiten aber sprechen für Preissteigerungen durch Panik-Eindeckungskäufe. Der Palladiumpreis wurde beispielsweise von rund 90 auf 1.100 $ hinauf getrieben, vor allem wegen der Panikkäufe von Ford, aus Angst, dass die gesamte Produktion wegen Knappheiten zum Stillstand käme.
18.) Viele Investoren scheuen die mit hohen Werten verbundenen hohen Gewichte und die damit verknüpften Transport- und Lagerprobleme. Zum Preis von 12 $ pro Unze kostet ein Kilo etwa 386 $ und damit eine Tonne 386.000 $. Wer also 2,7 Mio. $ in physisches Silber investieren möchte, könnte praktischerweise und diebessicher (Bande müsste mit schweren Hebezeugen anrücken) sieben Ein-Tonnen-Barren unter dem Bett, auf dem Dachboden, im Büro, im Hühnerstall, in der Garage oder der Sauna lagern, wovor sich viele scheuen. Dieses Problem lösen Banken oder Lagergesellschaften bzw. ETFs (mit preisstützender Wirkung, da geplante Käufe jetzt nicht mehr scheitern), die jedoch Seriennummer der Barren bekannt geben sollten und außerdem Lager- und Versicherungskosten erheben müssen. Tun sie dies nicht, besteht der Silber-"Hort" wahrscheinlich nur auf dem Papier und im Ernstfalle könnte die Einforderung leer ausgehen, da der angebliche "Lagerhalter" erst selbst am Markt kaufen muss und nach hohen Preissteigerungen nicht mehr über die hierzu notwendigen Mittel verfügt. Wer physisches Silber kauft, sollte möglichst auch über physisches Silber direkt (zuhause) oder indirekt (Fremd- oder Mietlager nachweislich) verfügen können. Silver-Bugs: Vorsicht!
19.) Die früher von den Regierungen gehorteten Milliarden an Unzen Silber (die USA 3 und weltweit 10) sind, wie erwähnt, industriell schlicht verbraucht worden und damit "weg". Im Gegensatz zu Gold, was mit etwa 150 000 Tonnen insgesamt nicht "weg" ist, herrscht systemische Silberknappheit. Mit etwa 150 Mio. Unzen an Vorräten wurde der weltweit niedrigste Silberbestand der letzten 700 oder 800 Jahre erreicht. Mehr noch, der globale Jahresbedarf beläuft sich auf über 900 Mio. und das defizitäre Angebot auf etwa 800 Mio. Unzen. Daher muss jetzt die US Münzanstalt Metall für ihre Silber Eagles (Absatzrenner) am freien Markt kaufen. Die Chinesen haben inzwischen ihre preisdrückenden Massenverkäufe fast eingestellt und verbrauchen ihre Vorräte weitgehend selbst. Was weltweit kumulativ in über 6.000 Jahren an Silber angehäuft wurde ist in wenigen Jahrzehnten regelrecht verbraten worden. Der niedrigste Vorratsstand aller Zeiten trifft genau auf die größte Nachfrage aller Zeiten in den Bereichen Industrie, Licht-, Strom- und Wärmeübertragung, Medizin, Schmuck, Geräte, Elektronik, Rüstung oder Münzprägung. Nach Preisverfall sieht das nicht gerade aus.
20.) Theodore Butler kalkulierte 2001 die Gold-Silber-Relation wie folgt: "Um die Vorräte beider Metalle in Perspektive zu setzen, bedenke man, dass eine Goldpreissteigerung von nur einem einzigen Dollar den Wert des Weltgoldes um mehr verändert, als die gesamten Silbervorräte der Welt wert sind. Ein Dollar mehr für die Gold-Unze bedeutet für das Weltgold eín Plus von 1,6 Mrd. $, während das gesamte Weltsilber nur 1,4 Mrd. $ an Wert auf die Wage bringt." Zugegeben, der Goldpreis hat sich seither - grob gesprochen - verdreifacht, aber der Silberpreis ebenfalls, so dass sich an den ursprünglichen Relationen nur wenig ändert, zumal seitdem vier weitere Jahresproduktionen von Gold (zusammen fast 10 000 Tonnen) hinzugekommen sind, Silber sich aber verknappt hat. Dies macht den Silbermarkt einzigartig und weist in die Richtung höherer Preise. Die Silver-Bugs rüsten bereits zur Gartenparty.
21.) Ein finanzmächtiger Einzelinvestor, wie Buffet, Soros, Tata oder Gates kann mit einem Großkauf den Silberpreis massiv in die Höhe treiben. Buffet tat dies tatsächlich vor einigen Jahren mit einem (vorübergehenden) Preisschub auf etwa 7 $ je Unze. In den Märkten für Gold, Immobilien, Aktien oder Bonds wäre dies nicht möglich. Es gibt einfach zu viel davon. Auch diese extreme Marktenge für Silber spricht für steigende Preise. Geht eine Regierung oder ein Finanzelephant in den Silbermarkt, reagiert der Preis heftig. Auch wären geplante Aufstockungen in Asien den Silver-Bugs höchst willkommen.
22.) In der Geschichte wurde in zyklischen Wellenbewegungen der Preis des alten Hochs immer wieder erreicht und dann um ein vielfaches übertroffen. Der alte Höchststand von 52 $ pro Unze (1980) entspräche nach Kaufkraft einem Preis von etwa 140 heutigen Dollars. Sobald sich das Gesetz des Zyklus wieder durchsetzt, gibt es für den Silberpreis kein Halten mehr. Die Silver-Bugs feiern das Gesetz des Zyklus gebührend.
23.) Die rapide steigenden Energiepreise verlangen möglichst verlustfreie Übertragung von beispielsweise Elektrizität. Widerstands-Verluste können hier bis zu 30% betragen. Wird den Leitungsmetallen Silber hinzugefügt und werden die Kontakte versilbert, fallen die Verluste auf vielleicht 5-10%. Sie schrumpfen gar auf Null, wenn man Supraleiter erzeugt. Der Bau einer solchen Supraleitung zwischen New York und San Francisco erfordert etwa 3.100 Tonnen Silber - also etwa 105.000 Unzen (über eine Tonne je Meile). Nur fünf solcher Leitungen verzehrten beinahe die gesamte Silber-Neuproduktion der Welt von 2005. Und es wird nicht bei kläglichen fünf Supra-Leitungen ín einem einzigen Land bleiben. Derlei Perspektiven deuten nicht auf Preisverfall hin, zumal Elektrizität immer "wertvoller" und jeder Verlust immer "teurer" wird. Den Silber-Bugs sind daher rasch steigende Energiepreise hochwillkommen.
24.) Wachsende Bevölkerungszahlen in Asien, Nordamerika und der Welt, eine durch Gelddruck hervorgerufene Liquiditätsschwemme, flankiert von Niedrigzinsen in Kombination mit knappem Silber, treiben die Preise. Insgesamt treffen mehr Menschen mit wachsendem Industriebedarf und mehr Geld auf weniger Silber. Die legendären Wachstumsländer Indien und China haben sich zu wahren Rohstoff-Fressern entwickelt und Silber findet sich im Futtertrog. Ein weltweiter Zusammenbruch der Nachfrage ist so gut wie ausgeschlossen. Auch waren die Silber Preise für so lange so niedrig, dass sie hinter den Inflationsraten weit zurückgeblieben sind. Allein der entsprechende Aufholeffekt wird den Silver-Bugs noch viel Freude bereiten.
25.) Komme nun Hyper-Inflation (wilde Papiergeldvermehrung) oder Deflation ("niemand hat Geld" in der Depression), Silber sollte stets gewinnen oder wenigstens die Kaufkraft halten. In der Inflation blühen die Edelmetalle als solide Anlagen auf wie nie, in der Deflation werden die Händler sich mit Münzen, Barren, Silberaktien und ETFs eindecken, da diese wie Geld immer wertvoller werden. Die Silver-Bugs prosperieren sowohl im Süd- wie im Nordwind.
26.) Falls genügend durch die extrem einseitige Politik der USA und durch Israels militärische Abenteuer ausreichend gereizt und wild gemacht, könnten wichtige Ölstaaten-Potentaten oder dort an die Macht gelangte Fundamentalisten die Ölwaffe einsetzen. Eine scharfe Reaktion der Gold- und Silberpreise wäre die Folge. Schlimmer noch: Die 1,5 Mrd. Muslime könnten sich den Silver- (und Gold-) Bugs hinzugesellen, und ohne einen Schuss beginnen, massiv aus dem Dollar auszusteigen. Dies fände seine Entsprechung in der Wasserverdrängung durch einen Wal, der sich langsam in eine Pfütze wälzt. Fällt der Dollar, fällt auch das letzte verbliebene Empire trotz aller Superwaffen. Zum einen schreibt der Prophet als einzige Währung die von Gold und Silber im Koran vor. Zum anderen waren der Gold-Dinar und der Silber-Dirham seit vielen Jahrhunderten (mit kurzer Unterbrechung ab 1924) im Umlauf (derzeit wieder kurant). Zum dritten hat der Silber-Dinar seine Kaufkraft über 1300 Jahre hinweg in unglaublicher Weise erhalten. In den Jahren 700, 1000, 1300, 1500, 1800, 1900 und 2006 (also immer) kostete ein Huhn einen Silber-Dinar, heute genau so viel wie zu Mohammeds Zeiten. Wenn das kein Inflationsschutz ist, dann gibt es keinen auf dieser Welt. Sollte der Silber-Dinar in die Massenproduktion gehen, wären die verfügbaren Silbervorräte innert Stundenfrist absorbiert und die Preise gehen durch die Decke Richtung Mekka. Trotz allem Säbelrasseln haben die USA zwei hochgefährliche Schwachpunkte: Öl und Dollar, ähnlich dem ansonsten unverwundbaren Siegfried, dem zwei Lindenblätter auf den Rücken fielen, und das schützende Drachenblut dort fernhielten. Der muslimische Hagen wird diese tödlichen Stellen im Ernstfalle zu finden wissen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Silber- (und Gold-) Preise eines Tages von einem entsprechenden Speerstich in den Rücken der USA massiv profitieren. Diese Gefahr ist sehr real und keine Phantasie überreizter Hirne.
27.) Sollte Gold sich zum Himmelsstürmer entwickeln (auch hier wird das alte Hoch (1980) von nach Kaufkraft 2250 $ pro Unze - dem Gesetz des Zyklus zufolge - wieder erreicht und auch überschritten werden), zieht dies die Silberpreise nach, so wie die große Schwester den kleinen dreijährigen Bruder (der jüngste der Silver-Bugs) auf dem Weg zur Männerschau unbarmherzig am Arm mitschleift.

Vielleicht finden sich eines Tages fröhliche Ortsgruppen des europäischen Silver-Bug-Verbandes, die amerikanischen Touristengruppen in Anlehnung an die klassische Schlacht an den Thermophylen per Megaphon überglücklich zurufen: "Wanderer, kommst du nach Wall Street, so melde den Großen dort: Du habest uns hier in der Sonne liegen sehen und der Silberpreis hätte sich verzwölffacht!"


© Prof. Dr. Hans J. Bocker




Dieser Beitrag wurde im "Edelmetall- und Rohstoff-Magazin 2006-07", dem Begleitheft der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" 2006 in einer leicht gekürtzen Form veröffentlicht. Neben vielen weiteren Beiträgen von über 40 Autoren werden zudem über 50 Minengesellschaften auf je einer DIN-A4 Seite vorgestellt. Das Magazin ist für 16,90 € über den Goldseiten-Buchshop erhältlich.