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Montag, 15. Oktober 2007 - 15:00
Frank Meyer
Die Argumente der Gold & Silberbugs

Es ist längst aus der Mode gekommen, sich über das Thema Geld Gedanken zu machen. Woher kommt es, wie wirkt es und wohin geht es? Sind bunte Geldscheine, Sparkonten oder Lebensversicherungen wirklich der perfekte Speicher für sein Erspartes? Oder wird uns die Geschichte später wieder einmal zeigen, dass ungezügelte Geldmengen in der Regel die Kaufkraft zerstören?

Wir befinden uns inmitten des größten Geldexperiments aller Zeiten: Noch nie war die Welt mit Banknoten so überflutet wie heute. Weit größer noch ist die Menge an Giralgeld, das in Form von Bits und Bytes in den Computern blitzschnell von einem Ort auf der Welt zum anderen wandert. Bisher standen die Notenbanken bei allen Finanzproblemen stets bereit und badeten die Welt in frischer Liquidität. Irgendwie stiegen dabei nicht nur DAX, Dow & Co., sondern auch die Schulden. Assetpreisinflation nennt es der Fachmann, Kursgewinne der Börsianer und Teuerungsrate das Statistische Bundesamt. Denn kaum jemandem entgeht mehr, dass die Dinge des täglichen Bedarfs immer teurer werden, auch wenn die Statistiker noch versuchen zu beruhigen. Die umhergeisternde Geldmenge, die derzeit um etwa zehn Prozent jährlich wächst, birgt zudem auch die massive Gefahr von Fehlspekulationen.

Wundert es, dass die Nachfrage nach Gold & Silber in den letzten Monaten exorbitant zugelegt hat und Edelmetallhändler nahezu ausverkauft sind? Von enormer Nachfrage, Schlangen bei den verbliebenen Händlern, Lieferschwierigkeiten und Kapazitätsengpässen war die Rede. Die Kreditkrise scheint Anleger also doch vermehrt in den sicheren Hafen der Edelmetalle zu lenken

Was passiert eigentlich, wenn der 500 Billionen (!) USD hohe Derivateturm Risse zeigt und die umhervagabundierenden Kredite notleidend werden? Dass bis jetzt alles funktioniert hat, ist jedenfalls keine Garantie dafür, dass es auch in Zukunft so bleiben wird. Im Gegenteil: Eine Krise hätte inzwischen das Zeug dazu, das weltweite Finanzgebäude lichterloh brennen zu lassen. Anlegerlegende Warren Buffet bezeichnet diese vielen Derivate nicht umsonst als Massenvernichtungswaffe. Die Geschichte hat schon häufig gezeigt, dass Edelmetalle zwar im Preis fallen können, nie aber im Wert. Papiergeld dagegen ist bereits hunderte Male zu Tode gekommen. Das hat bereits Voltaire erkannt, als er schrieb, der Wert jedes Papiergeldes sinke irgendwann immer auf seinen inneren Wert - Null. Für den Fall der Fälle könnte es deshalb ganz ratsam sein, einen Teil des Gesparten in Gold und Silber zu halten, so wie es die Schweizer seit Jahrhunderten handhaben.

Der Goldmarkt ist mit seiner Größe von 3.400 Mrd. USD sehr liquide. Zudem verbleibt gefördertes Gold an der Erdoberfläche, wird gehortet oder zurückgewonnen. Sein kleiner Bruder, der Silbermarkt, ist mit gerade einmal 13 Mrd. USD ein Zwerg, vom Marktwert her in etwa auf Augenhöhe mit der Lufthansa. Zudem wird Silber stetig verbraucht und wegen des geringen Preises nicht recycelt. Und so verschwindet es auf Nimmerwiedersehen auf den weltweiten Müllhalden. Mehr noch: Von Jahr zu Jahr vergrößert sich die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Der Markt fragte 2006 weit mehr nach als die 26.000 Tonnen, die tatsächlich angeboten worden waren. Nur Verkäufe seitens der Regierungen halten den Silbermarkt seit Jahren im Lot. Der oberirdische Silberberg ist von einst etlichen Milliarden Unzen auf wenige hundert Millionen zusammen geschmolzen. Seit 1940 hat allein die US-Regierung drei Milliarden Unzen aus vorhandenen Beständen verkauft und besitzt schätzungsweise nur noch 20 Millionen Unzen. Inzwischen importieren die Amerikaner sogar Silber aus Mexiko und Chile für die Prägung ihrer Silver Eagles.

Und auch andere Daten sprechen für die Silberfreunde, auch Silberbugs genannt. Silber kommt auf der Welt 15-mal häufiger vor als Gold, die Silberproduktion lag in den letzten Jahrzehnten sogar nur beim Sieben- bis Achtfachen der Goldproduktion. Gleichwohl kostet Gold das 55-fache des weißen Bruders, was nur durch den starken Lagerabbau möglich war. Hinzu kommen die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Silber. Seine Leitfähigkeit, Dehnbarkeit und Lichtreflexeigenschaften machen es für die Hochtechnologie unersetzlich. Die schon im Mittelalter bekannte antibakterielle Wirkung wird gerade wieder erforscht. So nutzt man in Krankenhäusern diese Eigenschaft, um multiresistenten Keimen Herr zu werden. Sportkleidung wird mit Silberfäden durchwebt, um unangenehme Körpergerüche zu unterbinden, und in Kühlschränken sorgt Silberfolie für bessere Hygienestandards.

Das Hauptargument der Silberbugs neben der Seltenheit und dem im Verhältnis zu Gold niedrigem Preis ist der monetäre Aspekt. Silber ist nicht nur Rohstoff für die Industrie, sondern Sachwert und damit universeller Wertspeicher. Zwar lässt die Zertifikateindustrie für Anleger auch hier kaum einen Wunsch offen. Wer allerdings glaubt, mit einem solchen Papier auch den Anspruch auf eine entsprechende Menge Edelmetall zu besitzen, der irrt und übersieht, dass Banken lediglich einen Barausgleich versprechen. Bei einer Pleite ist das natürlich nur noch Makulatur. Zertifikate sind nämlich nichts anderes als Inhaberschuldverschreibungen. Wen wundert es da noch, dass 2005 allein in Deutschland die 73-fache Menge des Weltsilbers in Form von Derivaten angeboten wurde.

Echtes Silber kennt keine Schuld und keine Kreditkrise. Gold wurde von 1933 bis 1976 in den USA verboten, Silber nicht. Für jeden Erdenbürger stehen rechnerisch 460 Dollar an Gold zur Verfügung, bei Silber sind es gerade einmal 2 Dollar. Zahlen, die an die alten Ägypter erinnern, als Silber das Licht des Mondes und Gold das Licht der Sonne war. Angesichts der Seltenheit und Eigenschaften würde es nicht wundern, wenn sich die Preise in eben diese Richtung bewegen sollten.