Verfasst von Theodore Butler am 24.01.2008 um 8:17 Uhr
Der kommende Investitionsboom beim Silber
Seitdem ich angefangen habe, mich für Silber zu interessieren, lag mein Schwerpunkt immer auf Angebot und Nachfrage, wobei ich mir besonders genau die verbleibenden Lagerbestände anschaute. Und warum auch nicht? Ich bin ein Angebot/Nachfrage-Analyst für Rohstoffe und die Welt hat seit über 60 Jahren ein strukturelles Defizit beim Silber erlebt. Es begann zeitlich mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und blieb bis vor sehr kurzem bestehen. Was könnte bullischer für einen Rohstoff sein, als die Ausschöpfung und die Leerung eines Lagerbestands, für dessen Aufbau es tausende Jahre gebraucht hatte?
Trotz dieser Tatsache habe ich aber nie die potentiellen Auswirkungen einer verstärkten Investitionsnachfrage nach Silber aus dem Blick verloren. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Investitionsnachfrage eine Art Bonus wäre, das Tüpfelchen auf dem i - gerade weil man sich auch der höheren Preise sicher sein konnte, bei einer Sache, von der mehr verbraucht als produziert wird. Im Großen und Ganzen ist die Gewissheit steigender Preise bekannt geworden und die Silberpreise steigen aufgrund des wachsenden Bewusstseins, dass die Weltlagerbestände aufgebraucht wurden. Vorbei die Tage, als man noch über unerschöpfliche Silberbestände sprach.
Vor einer ganzen Weile habe ich Bestürzung unter den Silberenthusiasten hervorgerufen, als ich schrieb, dass das strukturelle Silberdefizit scheinbar zu Ende sei. Ich habe damals gedacht, die Tage der uneingeschränkten Leerung der Lagerbestände - begründet im industriellen Verbrauch, der die Produktion hinter sich ließ - wären nun vorüber. Meine Überlegungen basierten auf der Tatsache, dass das strukturelle Silberdefizit nicht für immer und ewig anhalten konnte, weil auch die für die Verbraucher zugänglichen Lagerbestände endlich waren und auch irgendwann endgültig erschöpft sein müssten. Früher oder später muss jedes Rohstoffdefizit enden. Das Wunder beim Silber war allerdings, dass dieses Defizit durchgängig für 60 Jahre bestehen blieb - bedingt durch eine Reihe von einzigartigen Faktoren, nicht zuletzt, da es schon gleich am Anfang ungewöhnlich große Lagerbestände gegeben hatte. Ich bin dennoch vorsichtig geblieben und habe nicht gleich daraus den Schluss ziehen wollen, dass das Ende des Defizits auch zwangsläufig niedrigere Preise bringen muss.
Es scheint aber nun Wirklichkeit geworden zu sein, dass das durch den industriellen Silberverbrauch hervorgerufene Defizit, das Jahrzehnt für Jahrzehnt weiterbestand, jetzt vorbei ist. Aktuelle Statistiken deuten auf eine mehr oder weniger klare Balance zwischen dem Gesamtangebot (Minenproduktion plus Recycling) und der gesamten Nachfrage aus dem industriellen und gewerblichen Bereich hin. Ich weiß, dass viele das Gerede über die Ausgeglichenheit der Silbernachfrage aus den verarbeitenden Bereichen einerseits und des Angebots aus der Silberproduktion andererseits als Blasphemie bezeichnen, aber ein Analyst muss sich mit den Fakten auseinandersetzen, wenn es nun einmal dazu kommt. Es soll nach angemerkt werden, dass ich damals auch schrieb, das Defizit könne mit wachsendem industriellen Verbrauch wiedereintreten, wenn die weltweite Nachfrage - gerade der BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) wieder anziehen würde, was auch durchaus möglich erschien. Noch wichtiger war jedoch, dass wir hier über eine Zeit sprechen, in der der Hauptfaktor für die Preisgestaltung (das durch die Silberverarbeitung entstandene Defizit) nach und nach durch einen anderen ersetzt wurde.
Dieser andere Faktor ist meiner Meinung nach die kommende Welle an Investitionsnachfragen und sie wird den Silbermarkt überfluten. Wenn ich damit richtig liege, dann bleibt nur noch sehr wenig Zeit, in der man Silber noch akkumulieren kann, zumindest zu Preisen, die in der Nähe des momentanen Preisniveaus liegen. Es gibt eine Anzahl von Faktoren, die mich zu der festen Annahme führen, dass es bald zu einer Welle von Investitionsnachfragen im Silbersektor kommen wird, die auch das Preisgefüge der nächsten Jahre beeinflussen wird. Zu diesen Faktoren zählen auch einige Entwicklungen, von denen ich damals, vor über 20 Jahren, als ich anfing Silber genauer zu betrachten, nie gedacht hätte, sie könnten überhaupt von Bedeutung sein. Diese Entwicklungen sind so bullisch, das habe ich kürzlich schon angemerkt, dass ich sie mir nicht einmal hätte träumen lassen, selbst wenn ich es gewollt hätte.
Es läuft, es läuft und es ist fort
Ganz oben auf der Liste steht die Tatsache, dass das strukturelle Defizit so lange andauerte, wie es eben andauerte. Rohstoffdefizite, bei denen Lagerbestände verbraucht werden müssen, um Angebot und Nachfrage in Einlang zu bringen, sind immer nur vorübergehende Situationen, für gewöhnlich dauern sie nur Wochen und Monate an, selten nur ziehen sie sich über ein ganzes Jahr hinweg. Beim Silber haben wir nun den schockierenden Umstand, dass das durch den Verbrauch hervorgerufene Defizit länger als ein halbes Jahrhundert andauerte. Wie konnte dies möglich sein?
Um eine kurze Antwort geben zu können: Alles drehte sich um das überaus einzigartige Zusammenspiel von nachprüfbaren Vorkommnissen. Als Folge der akkumulierten Produktion aus Tausenden von Jahren existierten riesige Mengen in den Lagerbeständen, zudem veränderte sich das, was einmal ein monetäres und gehütetes Edelmetall gewesen ist, zu einem essentiellen und modernen Industrierohstoff, was wiederum zum Aufbrauch der akkumulierten Produktion führte. Wie Stammleser wissen werden, ist der Abbau der über tausende von Jahren aufgebauten Silberbestände immer eines meiner zentralen Themen gewesen, weil daraus die Seltenheit und die Knappheit der oberirdisch existierenden Silbers hervorgingen. Je weniger Angebot es gibt, desto größer werden die Auswirkungen auf den Preis sein, wenn die Nachfrage anzieht.
Da sich die Silbernachfrage aus dem industriellen Bereich und dem verarbeitenden Gewerbe, meiner Meinung nach, mit der Gesamtproduktion (Abbau und Recycling) die Waage hält, wird auch nichts von dem Silber, dass derzeit produziert wird, für die Investitionsnachfrage zur Verfügung stehen. Die einzig wahre Silberquelle für die neu entstehende Investitionsnachfrage, ist das Silber, das schon jetzt als Investition gehalten wird - nämlich die weltweit existierenden Lagerbestände. Mit anderen Worten: Da das gesamte neu produzierte Silber schon vorab der Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe zugesprochen wurde, gibt es echtes Silber für neue Investoren nur aus den Käufen und Verkäufen schon existierender Silberinvestoren.
In diesem Sinne gleicht jetzt Silber dem Gold, da all das, was derzeit produziert wird, zum größten Teil für Schmuckhersteller und andere verarbeitende Bereiche genutzt wird. Die existierenden Goldlagerbestände sind die Hauptquelle für noch erhältliches Goldangebot zu Investitionszwecken. Die Hauptunterschiede liegen natürlich in den oberirdisch zur Verfügung stehenden Goldbeständen, die die erhältlichen Silberbestände in den Lagern bei weitem überragen. In Unzen ausgedrückt steht das Verhältnis bei 5:1, aber drückt man es in Dollar aus, so sind wir bei mehr als 250:1.
Ein weiterer Unterschied zwischen Silber und Gold liegt darin, dass es während des 60 Jahre und länger andauernden, strukturellen Silberdefizits wenige, wenn überhaupt so etwas wie Investitionen in Silber gegeben hat. Das hat sich in den letzten Jahren geändert und genau diese Veränderung, die Wiedergeburt von Silber als Investitionsanlage stellt sich als schockierend bullische Entwicklung dar. Stellen sie sich das einmal vor: Die Welt verbraucht und entleert die Silberbestände über einen Zeitraum von 60 Jahren und verbraucht somit eben das, was für Investitionen hätte bestimmt sein können - und erst dann wird kollektiv festgestellt, dass Silber eine gute Investition ist. Silber taucht genau zu der Zeit am Investitionshorizont auf, als es weniger Silber für Investitionen gibt, als jemals zuvor.
Ich habe lange die Zahl von 1 Milliarde Unzen physisches Silber für die in den Lagerbeständen existierenden Mengen benutzt. Diese Zahl liegt höher als in den meisten akzeptierten und veröffentlichten Rechnungen. In Dollar ausgedrückt, sind das ca. 15 Milliarden Dollar. Das ist keine große Menge, besonders, wenn man sie mit den Goldlagerbeständen im Wert von 4 Billionen Dollar vergleicht. Aber es liegt gar nicht allein am extrem begrenzten Dollarwert der Silberlager; es geht auch um mein Gefühl, bezüglich der Leute, die dieses Silber halten.
Gut behütet
Ein nur extrem geringer Prozentsatz der Investoren dieser Erde, ganz sicher um einiges weniger als 1%, verfügt über ein wenig Wissen, was die Fakten im Silbersektor angeht. Deswegen gibt es auch nur begrenzte Investitionen. Diejenigen, die Silber als Investition halten, sind in etwa genauso rar, wie die Bestände in den Silberlagern. Ich stoße auf größere Zahlen von Silberinvestoren als gewöhnlich - große und kleine. Vielleicht ist dies ein wenig unwissenschaftlich, aber ich möchte einige Beobachtungen mit ihnen teilen.
Die meisten unter ihnen warten auf deutlich gestiegene Preise, bevor sie verkaufen. (Vielleicht habe ich sie mit meinen Kommentaren beeinflusst.) Ich gehe stark davon aus, dass es viel mehr Leute gibt, die versuchen, ihre Silberbestände noch aufzustocken, gerade bei Preisrückgängen, als es Leute gibt, die gerne bei kurzfristigen Preissteigerungen verkaufen möchten. Für diejenigen, die echtes Silber halten - entweder ausschließlich physisch oder auch in Verbindung mit Minenaktien und Hebelprodukten - ist das echte Silber auch das, was für den längstmöglichen Zeitraum gehalten werden soll. Menschen, die echtes Silber besitzen denken tatsächlich nur sehr selten an Verkauf oder Umwandlung in andere Anlageklassen, wie zum Beispiel Geld. Sie denken meist in den spezifischen Dimensionen ihrer persönlichen, langfristigen und finanziellen Ziele oder auch daran, es an Familie oder Bekannte zu vererben, jedoch nicht an den Verkauf.
Was ich damit sagen will, ist, dass eine unglaublich kleine Menge Silber zu Investitionszwecken gehalten wird und dazu auch noch in unglaublich starken Händen liegt. Um diesen Investoren das Silber zu entreißen, braucht es schon ein ungewöhnlich starkes Hoch und attraktive Preise. Wann immer es ein kleines und gut gehütetes Angebot gibt, sind die Voraussetzungen geschaffen für einen Preis-Boom bei schon geringer Nachfragesteigerung.
In den 70er Jahren gab es eine kurze Zeit, in der Spekulanten - allen voran die Hunt Bros. - den Preis auf das 10-fache trieben. Auch kam es ganz schnell zu einer Verdoppelung des Silberpreises im Jahr 1998, als Warren Buffet eine ganze Ecke kaufte. Aber im Großen und Ganzen ist es in den letzten 50 Jahren zu keinen großen, nachhaltigen Investitionskäufe beim Silber gekommen. Das hat sich jetzt geändert – aus einer ganzen Reihe von Gründen.
Zum einem Dank des Internets und unverzüglicher sowie unzensierter Kommunikation, viel mehr Leute erfahren von den Investitionsvorzügen von Silber. Auch wenn ihre Zahl immer noch klein ist, so gab es in der Geschichte der Welt noch nie so viel Geld und so viele Investoren, die Ausschau nach guten Anlagemöglichkeiten suchen. Das die wahre Geschichte rund ums Silber immer noch weitgehend unbekannt ist, stellt sich als mächtiger bullischer Faktor heraus, da im Verlauf der Zeit mehr und mehr Investoren diese Geschichte für sich entdecken werden.
Nichts verschafft einem Investitionsgut mehr Aufmerksamkeit als ein steigender Preis. Für den Bereich der Investitionen gilt unwiederuflich, dass höhere Preise auch mehr Investitionsnachfrage erzeugen. Auch wenn die Silberpreise in diesem Jahr ein wenig zurück geblieben sind, so hat Silber, über die letzten 5 Jahre betrachtet, größere Fortschritte zu verzeichnen als Gold, Platin und Palladium. Kombinieren sie steigende Preise mit einem großartigen Investitionsumfeld, dann haben sie das Potential für einen Investitionsrausch.
Gerade zurzeit kann man die Nervosität und den Stress in der "Investitions-Luft" spüren. Die Hypotheken-, Immobilien- und Kreditkrisen werden von Tag zu Tag ernster. Die Folgen für die Wirtschaft und die Märkte sind enorm. Die Verluste und Abschreibungen aus dem Bereich der Kreditsicherheiten sind massiv. Die Reaktion der Investoren schien klar zu sein - eine Bewegung in Richtung Sicherheit.
Bei den Spitzen-Sicherheiten hat eine erhebliche Flucht in die Qualität eingesetzt. Will Rogers hat es ungefähr so ausgedrückt: Die Rückkehr des Prinzipiellen kommt jetzt vor der Rückkehr zu den Prinzipien. Nichts kann bessere Kreditqualitäten aufweisen, als Anlagen, die an nichts, außer an sich selbst gebunden sind. Auch wenn sich die meisten Investoren instinktiv dem Gold zuwenden, so kann keiner behaupten, dass Silber, anders als Gold, nicht ausschließlich an sich selbst gebunden sei oder andere Verbindlichkeiten damit einhergehen würden.
Die Flucht zu Qualitätskäufen ist normalerweise nicht unbedingt mein Thema, wenn es um Gründe für den Kauf von Silber geht, aber es gibt schon so viele, die dies als einen Grund vorschieben. Eigentlich möchte ich folgendes hervorheben: Aufgrund der geringen Silbermenge, die in den Lagern erhältlich und auch verkäuflich ist, muss ein aufgeregter Ansturm auf das sichere Silber-Territorium als neuer wichtiger Faktor für die Preislage miteinbezogen werden. Ein noch bevorstehender Ansturm auf die Sicherheit, die Silber bietet, ist potentiell viel bullischer, als einer, der schon vorüber ist.
Das große Geld
Zu den vielleicht potentiell tiefgreifendsten Auswirkungen für einen kommenden Investitionsboom beim Silber zählt die neu geschaffenen Möglichkeit des Silberkaufs durch institutionelle sowie andere aktiengebundene Investoren. Natürlich spiele ich hier auf die Schaffung von Exchange Traded Funds (ETFs) für Silber an aber ebenfalls auf den bestehenden geschlossenen Fond, den Central Fund of Canada. Zum ersten Mal in der Geschichte haben die institutionellen Investoren die Möglichkeit, in Silber zu investieren. In weniger als zwei Jahren konnten der US-gelistete Silber-ETF plus seine Ableger in London und der Schweiz auf 170 Millionen Unzen kommen, wobei der Central Fund über mehr als 40 Millionen Unzen verfügt. Praktisch sind das mehr als 210 Millionen Unzen, die dem Markt auf unbestimmte Zeit entzogen wurden.
Dass diese Menge an Silber zusammenkommen konnte, ist bemerkenswert, noch dazu ohne jegliches Anzeichen einer vorausgehenden Investitionsraserei. Auch wenn sich der Silberpreis seit der Einführung des ersten Silber-ETFs praktisch verdoppelt hat, kommt man jedoch nicht um die Feststellung herum, dass der Preisanstieg dennoch den Eindruck macht, er wäre gedrückt wurden. Ich hätte mir damals ganz sicher nie vorstellen können, dass der Kauf von 170 Millionen Unzen Silber mit einem so geringen Preisecho einhergehen würde.
Aber ich denke, es gibt eine spezifische Erklärung für die Tatsache, dass derart viel Silber mit doch so geringen Folgen für den Preis gekauft werden konnte. Desweiteren denke ich, man sollte nicht davon ausgehen (was einige aber dennoch tun), dass die ETFs auch weiterhin größere Mengen an Silber zu ähnlich gedrückten Preise erwerben können.
Ich glaube, dass es sich beim größten Teil dieser von den drei ETFs gekauften 170 Millionen Unzen um dasselbe Silber handelt, das (ich schrieb erst kürzlich davon) Warren Buffett loswerden konnte, als der erste Silber-ETF eingeführt wurde. Wenn meine Analyse korrekt ist, dann gibt es in den ETF"s viel weniger "Nicht-Buffet-Silber", als es den Anschein hat. Ich meine, wenn ein großer Batzen oder sogar der größte Teil der ETF-Bestände von Buffet kam (man sagt, er hat 130 Millionen Unzen gehalten) und das auch noch innerhalb einer Transaktion, dann erklärt das einiges über die gedrückte Preisreaktion (nur eine Verdopplung) in Anbetracht des gekauften Silbers.
Viel wichtiger ist aber (ich gehe wiederum von der Korrektheit meiner Annahme aus, dass Buffetts Silber mit einer einmaligen Transaktion hinausbefördert wurde), dass sich so etwas nie wieder ereignen kann, denn es gibt auf der Welt keine weitere, bekannte Silberansammlung dieser Größe. Mit anderen Worten: Die nächsten 100 Millionen Unzen, die durch die ETFs gekauft werden, werden eine größere Preiswirkung erzielen, als die letzten 100 Millionen Unzen. Etwas anderes anzunehmen, wäre falsch.
Ein weiterer Grund für Optimismus in Hinblick auf eine vibrierende Investitionsnachfrage liegt ganz einfach am kollektiven Verhalten der Investoren. Es ist bemerkenswert, dass es in den Silber-ETFs jetzt den mit Abstand größten bekannten Silberbestand der Welt gibt. Wie hoch um alles in der Welt werden die Mengen dort ansteigen, wenn ein wahres Silberkauffieber ausbricht.
Auch wenn ich gerade herausgestrichen habe, dass es durch die ETFs zum ersten Mal möglich wurde, institutionelle Investoren am Silber zu beteiligen, dann tat ich das nicht - nicht im Geringsten, um anzudeuten, dass die Silber-ETFs zur bevorzugten Wahl für den Silberinvestor werden oder werden müssten. Nichts ist sicherer für sie, als das, was sie besitzen oder was für sie gelagert wird (wenn es ausdrücklich möglich ist, das mit Marke gekennzeichnete Eigentum auf Anfrage wieder in Besitz zu nehmen). Bei den ETFs ist dies nicht möglich, außer unter bestimmten Voraussetzungen (dazu gehört auch eine sehr große Minimalabnahmemenge von zum Beispiel 500.000 Unzen bei der US-Version). Bei den ETFs gibt es auch mehrere verschiedene, zwischengeschaltete Ebenen, die die Eigentumsverhältnisse komplizieren. Für Institutionen oder andere Abnehmer, die sonst kein Silber besitzen könnten, sind die ETF eine gute Möglichkeit, sie werden zudem einen großen und anhaltenden Einfluss auf den Preis haben. So sehe ich das.
Ich versuche ihnen jetzt etwas zu sagen, an das ich von Grund auf glaube und wovon ich nicht glaube, schon jemals geschrieben zu haben. Ich bin der Meinung, dass die beste Art, Silber zu halten, der persönliche, physische Besitz ist. Die nächstbeste Art - und nur wenn es, in Anbetracht der betreffenden Mengen, logistisch machbar ist - ist das für sie einbehaltene Silber, gelagert durch einen unabhängigen Lagerhalter (nicht der Händler, von dem sie es gekauft haben), wobei sie die Seriennummer und die Gewichte kennen (falls es sich um 1000 oz-Barren handelt).
Ich weiß, es kann einem schon schwer im Nacken sitzen, wenn man sein eigenes Silber kauft und hält (in einem Banksafe oder einem anderen persönlichen Schließfach). Dies betrifft gerade diejenigen, die noch nie Silber gekauft und besessen haben. Aber ich bin überzeugt, dass dies genau die Art von Unannehmlichkeit ist, die man auf sich nehmen muss, um als Durchschnittsbürger auf lange Sicht Silber halten zu können - durch dick und dünn.
Wenn man etwas ganz einfach kaufen kann, dann kann man es normalerweise auch genauso einfach wieder verkaufen. Futures, Optionen, ETFs und Minenaktien sind viel einfacher zu erwerben und auch viel einfacher zu verkaufen als echtes Silber. Deshalb sind sie auch automatisch viel schwieriger zu halten. Wenn allein ein kurzer Anruf oder ein Klick mit der Computermaus ausreicht, um eine große Investitionen, in Folge einer emotionalen Reaktion auf kurzfristige Aufs und Abs, zu etablieren oder zu liquidieren, gerade wenn Margins im Spiel sind, dann ist das nicht immer eine gute Sache. Einfach zu kaufen, einfach zu verkaufen und schwer zu halten, kann sich als sehr schlecht herausstellen, wenn dabei langfristige Positionen betroffen sind. Zu viele hab ich schon gesehen, mich eingeschlossen, die einer langfristigen Position in Momenten der Schwäche Schaden zufügen. Und alles nur, weil es so verdammt einfach ist. Ich habe selten jemanden gesehen, der eine langfristig angelegte, physische Position nach Laune liquidiert. Die großen Gewinne kommen ja auch mit langfristigen Positionen und die Tatsache, dass physisches Silber sie - mehr als jede andere Form von Silber - zum Halten zwingt, ist eine sehr gute Sache.
Zusammenfassend glaube ich, dass wir uns noch in den sehr frühen Phasen eines langfristigen Preis-Booms für Silber befinden, der dann durch Investitionsnachfrage ausgelöst wird. Die Kombination aus einem extrem kleinen und gut gehüteten Investitionsbestand, zusammen mit einer potentiell großen Investorenschaft, ausgerüstet mit der größten Kaufkraft, die je existierte - hungrig nach der nächsten neuen, heißen Investition und immer noch nicht über die wahre Geschichte des Silbers informiert - aus diesem Stoff werden Investitionsträume gemacht.
Ich habe wiederrum auch nicht vergessen, wie es um die industrielle Angebots- und Nachfragesituation steht, vergessen habe ich auch nicht die kommende Kaufpanik der industriellen Verbraucher und ebenso nicht die Auflösung der größten konzentrierten Short-Position, die es je gab - allerdings sollte ein Analyst seinen Blick auf alles werfen, was eine große Auswirkung auf den Preis zu haben verspricht. Mit diesem Artikel versuche ich sie dazu zu bringen, die kommende Investitionsnachfrage in ihren Kalkulationsmix einzubeziehen, wenn sie an Silber denken. Aber nicht bevor sie noch mehr Silber zu ihren Beständen gelegt haben.
© Theodore Butler