HANDELSBLATT, Dienstag, 29. Januar 2008, 13:13 Uhr
Silber gilt als stabile Anlage
Silber ist gut in das neue Jahr gestartet. Seit Mitte Dezember hat das Edelmetall über zwei Dollar zugelegt und notierte zeitweise bei rund 16,60 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Experten zufolge könnte sich der gute Jahresbeginn auf ganz 2008 ausdehnen, auch wenn die großen Preissprünge ausbleiben dürften. In den vergangenen fünf Jahren war der Silberpreis um gut 200 Prozent gestiegen. Allein im Jahr 2006 legte er 58 Prozent zu.
MEXIKO-STADT. "Das Panorama für Silber dieses Jahr sieht wieder recht gut aus", sagt der Geschäftsführer der mexikanischen Bergbau-Kammer Camimex, Sergio Almazán. Die Nachfrage werde stabil bleiben, vor allem in der Industrie. "Aber auch als Investment in diesen wirtschaftlich turbulenten Zeiten bleibt Silber interessant", ergänzt Emilio Fandiño vom weltweiten größten Silberminenbetreiber Industrias Peñoles in Mexiko. Vor allem der steigende Goldpreis werde den Silberpreis mitziehen. "Silber ist in unsicheren Zeiten zwar kein Safe-haven wie Gold, aber längst auch als Anlageobjekt institutioneller Investoren vor allem über die Exchange-Traded Funds (ETF) interessant", fügt Fandiño hinzu. ETFs sind börsennotierte Fonds, für die Silber hinterlegt wurde.
Viel Luft nach oben sehen die Analysten aber trotz ihres Optimismus nicht. "Ich habe im Augenblick keine Anhaltspunkte dafür, dass Silber dieses Jahr die 20-Dollar-Marke erreicht", sagt Fandiño. Almazán schließt sogar einen Rückgang auf bis zu 13 Dollar nicht aus. Die Silberexperten des Londoner Edelmetallhändlers Gold Field Mineral Services (GFMS) gehen für 2008 von einer Preisspanne zwischen 13,20 und 16,50 Dollar aus.
Nach Einschätzung der DekaBank wird der Silberpreis weiterhin vom Angebotsund Nachfrageverhältnis gestützt, wobei die Nachfrage noch immer deutlich größer ist als das Angebot. Nach Angaben des Washingtoner Silberinstituts, in dem sich Hersteller, Großhändler und Produzenten des Edelmetalls zusammengeschlossen haben, stand 2006 einer Nachfrage von 911,8 Mill. Unzen eine Minenproduktion von 646,1 Mill. Unzen gegenüber. Dieses Verhältnis hat sich 2007 durch eine um vier Prozent gestiegene Minenproduktion leicht abgeschwächt. Die GFMS-Analysten gehen für 2008 von einer erneuten Steigerung der Silberförderung in der Größenordnung von drei bis vier Prozent aus.
Dies liegt auch an Mexiko, das sich 2007 laut Camimex den Titel als weltgrößter Silberproduzent mit 110 Mill. Unzen von Peru zurückgeholt hat. Das nordamerikanische Land konnte seine Förderung vor allem durch die Eröffnung neuer Minen steigern. Industrias Peñoles erschloss 2006 die Kupfermine Milpillas im Bundesstaat Sonora, die vergangenes Jahr erst ihre volle Förderkapazität erreicht hat. Im nächsten Jahr sollen dann weitere Goldvorkommen erschlossen werden. Inzwischen fördern auch ausländische Unternehmen zunehmend Edelmetalle in Mexiko. Silber wird überwiegend nicht in reinen Silberminen gefördert. Drei Viertel des weißglänzenden und weichen Edelmetalls werden als Co-Produkt bei der Förderung von Gold, Kupfer oder bei der Blei- und Zink-Gewinnung abgebaut.
Stabilster Abnahmebereich für das Edelmetall ist die Industrie. Sie konnte ihren Anteil an der gesamten Silberverarbeitung als einzige im vergangenen Jahr steigern, von 47 Prozent auf 51 Prozent. "Im Medizinsektor, der Elektronik, bei Haushaltsgeräten und der Trinkwasseraufbereitung wird Silber immer wichtiger", sagt Camimex-Geschäftsführer Almazán. Zunehmend findet das Edelmetall auch in der Nanotechnologie Verwendung. Der Einsatz in der Industrie macht schon seit einigen Jahren die Verluste wett, die das Silber seit dem Aufkommen der Digitalkameras im Fotosektor erlitten hat. Im Schmuck- und Silberwarenbereich wurden 2007 immerhin 25 Prozent der Produktion verarbeitet, in der Fotografie 15 Prozent, und für die Münzprägung wurden vier Prozent der Silberförderung benötigt.Gut für Anleger: Täglich eine neue Investmentidee auf Handelsblatt.com ! Die Analysten gehen für dieses Jahr von keiner großen Steigerung der Industrienachfrage aus, sondern halten einen zyklischen Rückgang vor allem bei den Elektronikkonzernen für möglich. GFMS vermutet aber, dass die institutionellen Investoren Silber stärker nachfragen werden und dadurch der Preis gestützt wird. "Die Auflegung der Silber-ETFs hat den Preis steigen lassen, und der Fonds wird auch weiter eine wichtige Rolle bei der Preisbildung spielen", ist sich Peñoles-Experte Fandiño sicher. Vor allem dann, wenn die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen anhalten würden. Almazán rechnet zudem mit einem Anziehen der Silber-Nachfrage in Indien, einem traditionellen Großabnehmer des Edelmetalls für die Schmuckfertigung.
Renditeträchtige Discountzertifikate
Anleger, die sich der Meinung der Analysten anschließen und von der erwarteten moderaten Aufwärtsbewegung profitieren möchten, können auf eine Reihe von Discountzertifikaten setzen. Diese Zertifikate bieten aufgrund eines Rabatts auf den aktuellen Silberpreis einen Teilschutz gegen Verluste bei fallenden Notierungen. Gleichzeitig besteht im Gegensatz zu einem Direktinvestment die Chance auf eine lukrative Rendite, wenn sich der Preis des Edelmetalls seitwärts entwickeln oder sogar leicht fallen sollte. Im Gegenzug ist die Partizipation an steigenden Preisen aber begrenzt.
Interessant sind derzeit vor allem währungsgesicherte Papiere mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr und einem Laufzeitende vor dem 30. Juni 2009. Damit können Anleger unabhängig von möglichen Schwankungen des Dollarkurses von der Entwicklung des Silberpreises profitieren und realisierte Gewinne steuerfrei einstreichen. So bietet beispielsweise ABN Amro seit vergangener Woche ein Zertifikat mit einem Abschlag auf den Spotpreis von mehr als 14 Prozent (WKN: AA0R8V) und einer jährlichen Seitwärtsrendite von fast 15 Prozent. Verluste entstehen hier erst, wenn der Silberpreis zum Ende der Laufzeit im März kommenden Jahres unter 14,4 Dollar notieren sollte. Die maximal erzielbare jährliche Rendite liegt sogar bei 16 Prozent.
Anleger, die sich zugunsten eines höheren Sicherheitspuffers mit einer niedrigeren Seitwärtsrendite in Höhe von 11 Prozent zufrieden geben, können auf eine Variante der niederländischen Bank mit einem Discount von mehr als 20 Prozent setzen (WKN: AA0R8T). Hier rutscht das Investment erst dann in die Verlustzone, wenn der Silberpreis bis März 2009 unter 13,30 US-Dollar rutschen sollte.
Quelle: Handelsblatt.com