Warum der gegenwärtige Kollaps des Silberpreises eine echte Chance ist…
Am 04.09.08 schrieb die Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Artikel über Silber: „Dennoch wollen Stimmen nicht verstummen, die Anlegern geradezu notorisch zum Kauf von Silber raten. Das Edelmetall wird als besonders von amerikanischer Seite ‚spottbillig’ bezeichnet. Als einer der wichtigen Belege für diese Behauptung gilt das Preisverhältnis zwischen Gold und Silber ("gold/silver ratio"). Das gehört zwar schon lange der Vergangenheit an, doch geistert dieses Verhältnis noch immer munter an herausragender Stelle durch die Argumentationswelt vor allem jener, die Silber einer breiteren Oumlöffentlichkeit verkaufen wollen". Und weiter: "Sie unterschlagen oder diskreditieren beharrlich alle Argumente, die Silber als das darstellen, was es nach Darstellung kritischer Fachleute ist: ein reichlich vorhandenes Edelmetall mit stagnierendem oder sogar rückläufigem Bedarf und wachsendem Angebot." Basta: Aus die Maus! Oder doch nicht?
Die Industrienachfrage stieg von 273,5 Mio. Unzen 1990 auf 455,3 Mio. Unzen 2007. Das entspricht immerhin einem Zuwachs von 181,8 Mio. Unzen (siehe Chart I), aber wir nehmen zur Kenntnis, dass Silber anscheinend ein Ladenhüter ist. Der Rückgang der Silbernachfrage in der Photographie lag mit 92,8 Mio. Unzen deutlich niedriger, so dass die gesamte Nachfrage von 724,2 Mio. Unzen im Jahre 1990 auf 894,5 Mio. Unzen 2007 stieg.
Zum Gold/Silber-Ratio verweisen wir auf nebenstehenden Chart, der ihnen das Verhältnis der Gold- und Silberpreise je Unze seit 1910 zeigt. Silber kommt vorwiegend in der Erdoberfläche vor. Im Gegensatz zu Gold nimmt die Silberkonzentration mit zunehmender Tiefe ab (= höhere Förderkosten). Im übrigen liegt das Verhältnis des natürlichen Vorkommens in der Erdkruste bei 1 (Gold) zu 17,5 (Silber). Aufgrund dessen und der zwischen 1950 und heute von 10 Mrd. Unzen auf 1 Mrd. Unzen zurückgegangenen Silberlagerbestände erwarten wir in den kommenden 3 bis 5 Jahren einen Rückgang des von der FAZ für antiquiert gehaltenen Gold/Silber-Ratios von jetzt 65 auf ungefähr 15. Für uns ist die Berichterstattung der FAZ im höchsten Maße tendenziös.
Wir hören in letzter Zeit auch oft das Argument, Silber habe den Nachteil im Vergleich zu Gold mehr ein Industrie- als ein Edelmetall mit monetärer Bedeutung zu sein. Nun, wir sind davon überzeugt, dass das Silber seine Rolle als das Gold "des kleinen Mannes" in der Zukunft wieder spielen wird. Vonnöten ist hierbei allerdings Geduld. Dass die von der Industrie induzierte Nachfrage bei Silber ungefähr die Hälfte ausmacht und bei Gold nur ungefähr ein Zehntel, ist für uns aber gerade ein großes Plus des Silbers. Silber hat eben von allen Metallen die höchste Leitfähigkeit für Wärme und Energie sowie das höchste Reflektionsvermögen. Gold ist doch mehr eine Glaubensfrage (bei Krisen des Papiergeldes glaubt man mehr an Gold, in normalen Zeiten eben weniger), Silber hat einen großen realen Nutzen für die Menschheit und noch dazu die Chance, eben auch wieder als Wertaufbewahrungsmittel wahrgenommen zu werden. Bei über 5 Mrd. Unzen Gold sind derzeit rund 4.000 Mrd. US-Dollar in Goldunzen investiert, bei Silber sind es gegenwärtig selbst bei großzügiger Schätzung rund 11,3 Mrd. US-Dollar. Das weiße Metall führt daher doch noch immer ein Schattendasein im Bereich der Vermögensanlage bzw. des Vermögensschutzes.
Nach am 01. September veröffentlichten Daten ist der weltweite Bestand festverzinslicher Wertpapiere per 31.03.2008 auf 84.598 Mrd. US-Dollar angeschwollen. Dies sind immerhin 164 Prozent der weltweiten jährlichen Wirtschaftsleistung. Noch Ende 1989 waren es "nur" 15.291 Mrd. US-Dollar, was damals 74,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmachte.
Selbst nach dem starken Rückgang der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung von 63.050 Mrd. US-Dollar Ende Oktober 2007 auf 52.855 Mrd. US-Dollar (-10.194 Mrd.) per Ende Juni 2008 liegt die Marktkapitalisierung der Aktien weltweit bei 101 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Ende 1990 waren es nur 41 Prozent. Die Blasenwirtschaft ist sowohl am Anleihen- als auch am Aktienmarkt gut sichtbar. Hinzu kommen die Schuldenberge, die in den USA und Großbritannien einmalige Höhen erklommen haben.
Wesentlichen Anteil an dem Aufpumpen der Blasen und der Reflationierung von 2002 bis 2007 hat die Ausweitung der Weltwährungsreserven von 2.300 Mrd. US-Dollar Ende 2002 auf 6.970 Mrd. US-Dollar per 29.08.2008. Ende 2002 entsprachen die Reserven 7 Prozent der Welt-Wirtschaftsleistung, aktuell sind es bereits über 13 Prozent. Hier werden Papiergeldforderungen und -verbindlichkeiten aufgetürmt, die überhaupt nicht realisierbar sind! Wenn privatwirtschaftliche Unternehmen ein solches Spiel betreiben würden, stünde der Straftatbestand der "Wechselreiterei" im Raum. So aber schöpfen die Zentralbanken Liquidität und führen den Blasen neue Nahrung zu! Dass ein solches Weltfinanzsystem auf Sand gebaut ist, kann sich jeder ausmalen.
Mittel- bis langfristig sind daher unseres Erachtens nur Gold und Silber "echte" Wertaufbewahrungsmittel
Sollte es aber zu einer deflationären Kontraktion kommen, würden allerdings auch deutsche (!!!) Staatsanleihen noch performen können. Inflation und Deflation liegen eben derzeit so nah beieinander wie kaum zuvor, was im Uumlübrigen selbst der Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich betonte (siehe unser wöchentlich erscheinendes SilberBulletin vom 19. Juli 2008, Seite 2). Deshalb rieten wir im Juli bei Bund-Future-Ständen von 110 zum Kauf deutscher Staatsanleihen. Silber und Gold müssen freilich auch eine Deflation nicht fürchten. So oder so werden sich Edelmetalle besser schlagen als Aktien in den kommenden 3 bis 5 Jahren. Das DowJones/Silber-Ratio (siehe Chart IV) wird von aktuell fast 1000 Unzen auf nach unserer Schätzung unter 100 Unzen fallen. Interessant ist, dass es von 723 im August 1929 auf 156 im Juni 1932 sowie 140 im Mai 1935 fiel. Im Januar 1980 lag es sogar bei nur 13 Unzen.
Ob Deflation mit anschließender massiver Inflationierung oder sofortiges Anwerfen der Notenbankpresse, dem langfristigen Edelmetallinvestor (bei physischen Investments oder ETF-Käufen) kann es völlig gleichgültig sein.
Abschließend wollen wir herausstellen, dass der Silberpreis mit gegenwärtig 11,30 US-Dollar in Preisen von 1913 ausgedrückt bei gerade einmal 0,51 US-Dollar je Unze liegt (siehe Chart VI). Im Januar 1913 kostete eine Unze 0,64 US-Dollar. Wenn Sie dann noch berücksichtigen, dass die US-Inflationsstatistik die Preissteigerungen in den letzten Jahren massiv schönt, so liegt der Silberpreis in Kaufkraft von 1913 gemessen sogar unter 0,51 US-Dollar. Eine Blase sieht anders aus! Langfristig vertrauen wir daher auf die Vielzahl von Gründen, die für ein Silberinvestment sprechen.
Quelle: Silberjunge.de