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Ist eine Investition in Silber sinnvoll?

16. Oktober 2008 21:09

...Silber macht als Edel- sowie als Industriemetall eine gute Figur...
Parallel zu den derzeitigen Kurskapriolen nahezu sämtlicher Wertpapiere an den Börsen kamen auch die Rohstoffpreise stark unter Druck (z.B. auch Öl). Während konträr dazu bei den Edelmetallen Gold als sicherer Hafen vor wenigen Tagen ein neues Allzeithoch auf Eurobasis erzielen konnte, gingen die Kurse von Silber, Palladium und Platin weiter in die Knie. So hat Silber seit seinem Jahreshoch von 21.37 USD fast 60% eingebüsst und notierte heute sogar wieder unter 10 USD (aktuell bei 9.51 USD). Eigentlich sehr überraschend, da man Silber ebenfalls wie Gold als sicheren Hafen und theoretische Ersatzwährung betrachten sollte. Der Silberpreis (massgeblich für die Preisbestimmung ist die Wartenterminbörse COMEX) ist jedoch sehr viel volatiler als der Goldpreis; der Silbermarkt kleiner und anfälliger für Positionsglattstellungen und Manipulationen. Seit dem Zusammenbruch der Silberspekulationen um die Gebrüder Hunt 1980 hat Silber für viele Investoren auch an Glanz verloren und es wurde eher auf Gold ausgewichen.

Dennoch dürfen die Vorteile von Silber nicht ausser acht gelassen werden:
Noch viel stärker als die anderen Edelmetalle ist Silber ein wichtiger Industrierohstoff auf Grund seiner einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften: Hohe Lichtempfindlichkeit, hohe Dehnbarkeit, höchste Wärmeleitung, hohes optisches Reflektionsvermögen, antibakterielle Wirkung, gute Schmierbarkeit und hohes elektrisches Leitvermögen. Mit diesen Eigenschaften findet Silber Verwendung in der Medizin, im Automobil- und Maschinenbau, Elektronik, Fotografie und vielen weiteren Branchen. Es ist in diesen Anwendungen weitgehend nicht substituierbar (ausser in der digitalen Fotografie) so dass ein Silberpreisanstieg kaum zu nachlassender Nachfrage aus diesen Branchen führen würde.
Gleichzeitig zogen in den letzten Jahren auch die Produktionskosten für Silber an, da Silber, im Gegensatz zu Gold, in tiefer werdenden Gesteinsschichten immer seltener wird. Die Schätzungen für die Produktionskosten liegen je nach Mine zwischen 7.00 und 16.00 USD - Mittel in die Silberexploration zu investieren zahlt sich deshalb für die meisten Minen derzeit nicht aus, was in den nächsten Jahren voraussichtlich zu einer Angebotsverkürzung führen wird. Ausserdem: Laut einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, der Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung sowie der Bundesanstalt der Geowissenschaften beträgt die Reichweite der Silberressourcen nur noch 29 Jahre - zum Vergleich: Die Ölressourcen reichen über 30 Jahre auf Basis der aktuellen Berechnungsmethoden.

Fazit 1: Wir sehen also Silber ist ein begehrtes Industriemetall, dessen preismässiger Boden nicht weit weg von den Produktionskosten liegen dürfte - mit Potential nach oben, da durch den jährlichen Verbrauch immer weniger Silber zur Verfügung steht:

Kommen wir zu der anderen Seite von Silber:
Das Metall als Edelmetall und Wertaufbewahrungsmittel.
Jahrtausendelang war Silber in nahezu allen Kulturen Zahlungsmittel (Naja, bei den Ägyptern wurde Korn als Währung benutzt, auch eine Idee). Über viele Jahrhunderte wurden in Europa Gold und Silber als Parallelwährung genutzt mit festen Umtauschverhältnissen der beiden Metalle untereinander. Lange Zeit notierte Silber im Verhältnis zu Gold im Massstab 14:1. Mit der Einführung des Goldstandards verlor Silber zum Ende des 19. Jahrhunderts seine Funktion als Geld, ebenso wie Gold wenige Jahrzehnte später durch den Zusammenbruch des Bretton-Woods-Währungssystems 1973.
In mehr als 99% der Menschheitsgeschichte wurde also Silber und Gold als Währung verwendet, das reine Papiergeldsystem besteht faktisch erst seit dem 2. Weltkrieg (die Bretton-Woods-Golddeckung war nur eine theoretische, keine tatsächliche Golddeckung). Dieses Papiergeldsystem macht in der aktuellen Finanzkrise einen echten Stresstest durch, wenn auch von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Doch sind sogenannte Notenbankinterventionen, Bail-Out-Programme, Staatshilfen und sonstige Sonderkredite nichts anderes als ein weiteres indirektes Ausweiten der bereits enorm aufgeblähten Staatsverschuldung - Schulden die theoretisch einmal von künftigen Generationen bedient werden sollten. Noch erscheint eine zukünftige Währungsreform mit einer weitgehenden Entwertung der Papiergeldvermögen aber auch Schulden eine unglaubliche und von vielen Leuten als ketzerisch empfundene Fiktion - doch, wie lange noch...? Oder anders herum gefragt: Seit dem Mittelalter gab es immer wieder Zeiten mit Papiergeldwährungen - alle scheiterten nach einigen Jahrzehnten in einer Hyperinflation.
Wie können wir denn dieses mal steif und fest behaupten, dass dies nicht passieren wird...? Natürlich würde dies im Umkehrschluss nicht gleich Zwangsweise zu einer Remonetorisierung von Gold und Silber führen, aber die heutige Kaufkraft in Gütern würde eine Unze Silber wohl auf jeden Fall behalten können +X (wie früher die CSU zu sagen pflegte...).
Abseits dieser Spekulationen macht Silber im Preisvergleich zum "grossen Bruder" Gold auf aktueller Kursbasis eine sehr gute Figur. Dass Silber mehr Möglichkeiten im Vergleich zu Gold als Industriemetall bietet habe ich bereits dargestellt.
Gold ist derzeit 84-mal teurer als Silber bewertet, Silber kommt in der Erdkruste aber nur 20-mal häufiger vor als Gold. Zudem wurden in den letzten Jahren von der Industrie grosse Mengen an Silber unwiderruflich verbraucht, während die Goldbestände effektiv sogar leicht zulegen könnten. Es gibt Stimmen, dass derzeit sogar mehr Gold als Silber auf der Welt verfügbar ist, auf jeden Fall muss das Verhältnis 20 zu 1 wohl noch unten korrigiert werden. Das aktuelle "echte" Verhältnis Silber/Gold dürfte wohl zwischen 5:1 und 10:1 liegen - Tendenz weiter fallend. Fundamental betrachtet ist Silber also derzeit zu günstig bewertet bzw. Gold zu teuer. Sollte sich das alte jahrhundertelang vorherrschende Preisverhältnis zwischen Silber/Gold wieder auf 14:1 einpendeln könnte Silber, bei konstantem Goldpreis, auf weit über 50 Dollar steigen.

Fazit 2: Wir sehen also Silber im Vergleich zu Gold als sehr günstiges und seltenes Edelmetall. So selten, dass weitere Preissteigerungen wahrscheinlich sind da die weltweiten Silberbestände jedes Jahr weiter abnehmen. Zudem noch weitgehender Kaufkraftschutz als Wertaufbewahrungsmittel in Währungskrisen, da eine physische Unze Silber immer eine Unze Silber sein wird, der Greenback im Worst-Case nur ein Stück wertloses Papier...

Für mich ist die Kombination von Fazit 1 + 2 verbunden mit den aktuell sehr günstigen Preisen ein starkes Kaufargument für Silber.
Ich halte auch überhaupt nichts davon Silber über Zertifikate, Derivate, strukturierte Produkte usw. zu erwerben (die von Lehman Brothers emittierten Silber-Zertifikate wurden gekillt) sondern physisches Silber. Ich würde Münzen bevorzugen, da Barren dem höheren Mehrwertsteuersatz von 19% unterliegen. Meine Präferenz liegt auf 1-Unzen-Münzen, welche wohl selbst bei starken Kaufkraftsteigerungen problemlos zu Geld gemacht werden könnten. Hier haben wir gerade ein Problem: In den letzten Wochen herrschte eine regelrechte Kaufpanik bei Silber, so dass viele Edelmetallhändler ausverkauft waren. Es scheinen also auch viele andere Investoren die Attraktivität von physischem Silber als Geldanlage und Wertaufbewahrungsmittel erkannt zu haben, wobei wir freilich von einer sogenannten Dienstmädchenhausse Lichtjahre entfernt sind. Die Lage hat sich bisher leider noch nicht entspannt, weshalb für physisches Silber momentan grosse Aufschläge im Vergleich zum Papierpreis gezahlt werden müssen. So kostet eine "Papierunze" derzeit rund 10 USD während sie bei den diversen Silberhändlern zwischen 13 und 14 Euro kostet. Immerhin: Grössere Einheiten sind zwischen 11.50 -12.50 Euro erhältlich (z. B. Kilomünzen). Kleinere Einheiten kosten mehr, wegen den prozentual höheren Prägekosten. Ich würde deshalb noch eine Beruhigung am Markt abwarten und erste physische Bestände beim Verhältnis 1 Papierunze in USD = Preis einer Papierunze in Euro aufbauen. Notiert Silber also auf dem Markt bei 10 Dollar könnte man beim derzeitigen Wechselkursverhältnis zu 10 Euro je Unze investieren. Einen Rückgang der Spreads auf dieses Niveau halte ich innerhalb der nächsten Monaten durchaus für realistisch. Zur Preisinformation empfehle ich die Portalseite http://www.silber-investor.de welche die Preise der meisten Online-Edelmetallhändler miteinander vergleicht. Ein Kauf über die Banken kann ich nicht unbedingt empfehlen, die Preise sind meistens sehr viel schlechter.
Als Alternative zum physischen Besitz kann ich allenfalls noch den Silber ETF der Zürcher Kantonalbank vorstellen. Die Anteile des Funds werden an der Schweizer Börse SWX gehandelt (Valor: 2979271 / ISIN: CH0029792717) und ein Anteil des ETFs repräsentiert 3 Kilogramm physisches Silber welches in den Tresoren dieser Staatsbank in Zürich verwahrt wird. Die physische Deckung ist garantiert und wird in regelmässigen Abständen von unabhängiger Seite kontrolliert. Sogar eine Sachauszahlung in Silber ist möglich, allerdings nur in Barren zu 30 Kilogramm + Kosten/Mehrwertsteuer (kleinere Einheiten nur auf Anfrage und noch höheren Kosten). Zudem fallen noch jährliche Lager- und Verwaltungskosten in Höhe von 0.6% an. Bei den aktuellen Spreads ist dieser ETF zumindest eine einigermassen brauchbare Alternative zum direkten physischen Edelmetallbesitz.

Weitere Informationen zum ETF: http://www.silberinfo.com/cms/front_content.php?idcat=272

Eine Strategie wäre jetzt zum Beispiel die Zeit der hohen Spreads in den nächsten Monaten im Silber-ETF "auszusitzen", also an den sehr wahrscheinlichen Kurssteigerungen zu partizipieren und bei einem Angleichen der Spreads auf ein normales Niveau den ETF zu veräussern und direkt in physisches Silber zu investieren. So vermeidet man die Gefahr, dass man in einigen Monaten dem Preis hinterherläuft.
Um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen: "Ist eine Investition in Silber sinnvoll?" - Ja...! (Und der Chartechniker schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und meint "...die nächste echte Kurs-Unterstützung liegt doch erst bei 8.50 USD..." er hat dann aber auch nicht verstanden was ich mit diesem Beitrag bewirken wollte, abseits von einem USD hin oder her beim Einstieg...)

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.be24.at