StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Silber (Archiv):

2006

2007

2008

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Ein Systemschock?

Gleich möchte ich eine neue Entwicklung beim Silber beschreiben, die sich als recht bullisch für den Preis herausstellen müsste, aber zuvor würde ich gerne rückblickend auf einige Faktoren zu sprechen kommen, die aus sich heraus wichtig sind. Es scheint ganz so, als ob das Zusammenspiel vieler Faktoren auf deutlich höhere Silberpreise hindeutet, die unmittelbar anstehen. Ja, ich weiß, der Preis ist erst vor Kurzem eingebrochen. Ironischerweise ist eben genau dieser Preisverfall die Grundlage für den kommenden Preisstart.

Seit dem letzten Top im Juli hat der Silberpreis einen drastischen Verfall durchgemacht. Wie durch Angaben aus staatlichen Berichten belegt werden kann, verkauften eine oder zwei große US-Banken in diese Tops hinein gewaltige Mengen Silber-Futures-Kontrakte an der COMEX. Im darauf folgenden Preisrückgang stellten sie einen großen Teil ihrer Leerverkäufe glatt. Dies war schlicht und einfach der einzig wichtige Faktor hinter dem Preiskollaps. Die jüngsten Angaben scheinen darauf hinzudeuten, dass wir diesen Preisrückgang zum größten Teil hinter uns haben.

Die jüngsten Angaben des Commitment of Traders Report (COT) zeigt ein rekordverdächtige Veränderung der Marktstruktur innerhalb der letzten drei Monate. Die gesamte Netto-Silber-Short-Position der Commercials wurde um ca. 50.000 Kontrakte (250 Millionen Unzen) reduziert. Das entspricht absolut riesigen Kaufmengen seitens der Commercials, und diese haben viele COT-Indikatoren auf die allerextremsten, bullischen Stände in diesem Jahr gehoben. Ähnliche Käufe der Commercials hat es bei den COMEX-Gold-Futures gegeben.

Damit wir uns im Klaren sind: Diese massiven Käufe seitens der Commercial geschehen nicht einfach zufällig. Das war exakt der Grund, warum Gold und Silber so stark einbrachen - die Commercials wollten auf Kosten der spekulativen Longs kaufen, die liquidieren mussten. Nichts in diesen Größenordnungen geschieht bei den Commercials zufällig. Etwas anderes anzunehmen, wäre naiv. Stellen Sie sich selbst die Frage: Wenn der Silberpreiseinbruch auf einen langfristigen Rückzug der Silberpreise am Futures-Markt hindeutet, warum sollten dann die Commercials, die dominanten Akteure des Marktes, gerade jeden Kontrakt kaufen, den sie ergattern können?

Es ist wohl auch kein geringer Zufall, dass andere ungewöhnliche Faktoren darauf verweisen, dass die Silberpreise schon bald zu einer deutlichen Preiserholung übergehen. Ein spürbarer Nachfrageanstieg bei den 1000 oz-Barren lässt sich anhand rückläufiger Preisdifferenzen zwischen den naheliegenden Futures-Terminen und Berichten aus dem physischen Markt feststellen - ebenso gibt es einen ausgeprägten Anstieg der Lieferungen für den oktobernahen Silberkontrakt und auch die jüngsten Entnahmen aus den COMEX-Silberlagern aufgrund von Silberlieferungen für die Oktober-Futures deuten darauf hin. All diese Anzeichen unterstützen die Annahme einer anstehenden Knappheit an 1000 oz-Barren, der industriellen Handelseinheit. Wenn die Knappheit der 1000 oz-Barren offensichtlich wird, wird all das Gerede, beim Silber gäbe es nur eine Knappheit im "Einzelhandel" verstummen. Zusammen mit der bullischen COT-Struktur haben wir zusätzlich starkes Potential für einen vor uns liegenden Preisanstieg.

Aber die heftig eingebrochenen Silberpreise (wie auch die Preise anderer Rohstoffe) haben eine neue bullische Entwicklung an den Tag gebracht, die ich offengestanden so nicht vorhergesehen hatte. Der Einbruch hat unbeabsichtigt zu etwas geführt, dass wir alle in Kürze zu spüren bekommen müssten. Der neue Faktor ist so potentiell bullisch, dass es ganz so scheint, als stünde ein Schock für die Struktur des Silberpreises an.

In der Welt der Rohstoffe heißt es, dass nur niedrige Preise gegen niedrige Preise helfen. Anders ausgedrückt, heißt das: Dem Gesetz von Angebot und Nachfrage zufolge halten niedrige Preise die Produktion zurück und verstärken auf der anderen Seite den Verbrauch, bis zum dem Punkt, an dem die niedrigen Preise durch höhere Preise ersetzt werden. Die beispiellos heftigen Preiseinbrüche bei Silber und Basismetallen - wie Kupfer, Blei, Zink und Nickel - führen mit Sicherheit zu Produktionseinschränkungen bei diesen Metallen. Nichts kann unendlich produziert werden, wenn damit nur Verluste eingefahren werden. Fast ausnahmslos ist der Preis dieser Industriemetalle weit unter die Herstellungskosten der meisten Produzenten gefallen. Und das ist nicht einfach nur in die Zukunft projiziert, täglich bestätigen Berichte, dass die Minenproduktion zurückgefahren wird. Zudem fahren die Schmelzer, besonders in China, dem weltgrößten Standort von Raffinerien, die Produktion zurück - und das jetzt schon seit Monaten.

Der plötzliche Preiseinbruch erscheint gerade deswegen so eigenartig, weil er bei den betreffenden Metallen scheinbar nicht so sehr aufgrund von spezifischen, fundamentalen Angebot- und Nachfragendaten zu Stande kam, sondern eher wegen einer düsteren Stimmung, die auf generelle Bedenken hinsichtlich zukünftiger Nachfragezahlen aus der Industrie zurückgeht und auf Kreditprobleme. Alle Rohstoffe wurden in Trümmer geschlagen, fast immer unüberlegt. Aber die Preisrückgänge haben ein sehr ungewöhnliches Merkmal. Zum ersten Mal seit einen halben Jahrhundert oder länger, sind die Preisrückgänge zu einer Zeit gekommen, in der es ebenfalls niedrige Lagerbestände gibt - das steht im deutlichen Kontrast zu den vorhergehenden Preisrückgängen.

Normalerweise toppt der Zyklus für Industriemetalle bei hohen Preisen und hohen Lagerbeständen aus. Dann verringern die hohen Preise die Nachfrage, was wiederum die Preise drückt, oft auf Niveaus unterhalb der Produktionskosten. Die Bergbauunternehmen reagieren auf die niedrigen Preise mit einer Produktionsdrosslung oder mit Schließungen, was die Nachfrage stimuliert und die hohen Bestände in den Lagern abträgt. Wenn die Lagerbestände ein zu niedriges Niveau erreichen und weitere Entnahmen nicht mehr zu verantworten sind, dann steigen die Preise, bis es die nächste Spitze bei Preisen und Lagerbeständen gibt. Die normalen Freimarktzyklen brauchen Jahre um abzulaufen.

Dieses Mal sind die Preise trotz niedrigerer Lagerbestände eingebrochen. Trotz der Angst vor einem Rückgang des industriellen Verbrauchs und gerade wegen der deutlich gesunkenen Preise wird die Produktion schneller sinken - und die ohnehin schon niedrigen Lagerbestände werden die Entnahmen nicht mehr lange verkraften. Auch wenn im Allgemeinen jetzt nicht davon ausgegangen wird - und noch dazu in rezessiven Zeiten - dass Knappheiten entstehen können und werden, so kann und wird es dazu kommen, dass das Angebot (Produktion und Entnahmen aus den Lagerbeständen) der Nachfrage nicht hinterherkommt, selbst wenn sich diese Nachfrage reduzieren könnte.

Unabhängig davon war der Rohstoffboom der letzten fünf Jahre von einem bedeutenden Mangel an zusätzlicher Ausweitung der Produktionskapazitäten bei den meisten Nichteisenmetallen charakterisiert. Jetzt, da aufgrund von ökonomischen und kredittechnischen Bedenken neue Bergbauprojekte in drastischer Weise verschoben oder eingestellt werden, wird deutlich weniger Produktion verfügbar sein, falls/wenn es zu Knappheiten kommt.

Die gesamten Auswirkungen könnten beim Silber tiefgreifend sein. Nicht nur, dass der aktuelle Preis bei primären Silberprojekten unter den Produktionskosten liegt, auch der Preis für Basismetalle, wie Zink, Blei und Kupfer, liegt unter den Produktionskosten. Da sich der Nebenproduktanteil, der aus der Produktion dieser drei Metalle stammt, beim Silber auf 60% der gesamten Silberbergbauproduktion (400 Millionen oz von insgesamt 670 Millionen oz jährlich) beläuft, wird sich der erwartete Ausfall der Basismetallproduktion überproportional auf die Silberproduktion auswirken. Geben Sie noch die 200 Millionen oz aus der primären Silberproduktion hinzu und Sie werden sehen, dass der allergrößte Teil der Silberbergbauproduktion in Gefahr ist. Und schließlich noch die 200 Millionen Unzen aus dem Recycling, das vielleicht das preisempfindlichste Segment darstellt. Soviel zu den ungewollten Konsequenzen deutlich niedriger Preise.

Das ist das erste Mal seitdem ich mich intensiv mit Silber beschäftige, dass die Gesamtproduktion derartig von drastischen Rückgängen bedroht ist. In der Tat scheint es mir, dass dies der perfekte bullische Sturm für"s Silber sein könnte. Schauen Sie sich doch bitte die Fakten an. Seit Hunderten von Jahren hat es keine so niedrigen Weltlagerbestände gegeben, wofür ein Jahrhundert industriellen Verbrauchs verantwortlich ist. Und das ist exakt zur der Zeit, in der die Produktion den schlimmsten Bedrohungen seit Menschengedenken ausgesetzt ist. Mehr als jeder andere Rohstoff, hat Silber reale Anzeichen von Angebotsspannungen gezeigt, sogar noch bevor es zu den drohenden Produktionseinschränkungen gekommen ist.

Was Silber dahingehend wirklich von den anderen Industriemetallen unterscheidet (auch diese könnten schnell in ähnliche Knappheitssituationen rutschen, wenn die Preise am Boden bleiben), ist die spezielle Doppelrolle des Silber - als essentielles Industriemetall und als erstklassige Investitionsanlage, die direkt von den unterschiedlichsten Investorentypen gehalten und besessen werden kann. Silber ist, wie auch Gold, eine Anlage, die von Investoren begehrt wird, besonders, wenn die finanziellen Bedingungen unruhig sind. Kupfer, Blei und Zink gehören nicht zu solchen Anlagen. Auch wenn wir also problemlos industrielle Knappheiten und deutlich höhere Preisen bei den Basismetallen haben können (wenn die Produktion ausreichend stark zurückgefahren wird), so werden diese deutlich gestiegenen Preise nicht von einem Investitionsansturm gewöhnlicher Anleger begleitet, die sich auf Zinkmünzen oder Bleibarren stürzen. Beim Silber wird dies aber mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit der Fall sein.

Wir ich schon letzte Woche geschrieben habe, ist es nicht nur so, dass Anleger wahrscheinlich Silber kaufen werden, es nun schon so, dass wir beim Silber mitten in einem historischen Investitionsansturm stecken. Und dieser Investitionsansturm ist um so mehr von Bedeutung, da er sich nur innerhalb der letzten drei Jahre entwickelt hat - nachdem es jahrzehntelang im Allgemeinen nur Silberverkäufe gegeben hat. Und erneut muss ich sagen, dass ich diese Dinge nicht erfinden könnte, selbst wenn ich es gerne wollte. Und bitte denken Sie daran, dass die Verbraucher, wenn sie - selbst in einer Rezession und bei sinkender Nachfrage - das von ihnen benötigte Silberangebot nicht finden können, an einem bestimmten Punkt panisch reagieren und Hals über Kopf eigene Silberlager aufbauen werden.
Ich habe den brutalen Einbruch bis unterhalb von 9 $ /oz nicht vorhergesehen. Glücklicherweise haben diejenigen, die echtes Silber ungehebelt halten (darauf habe ständig und öffentlich hingewiesen) immer noch ihr Silber. Die gestiegenen Aufschläge für viele Produkte - besonders für die US Silver Eagles - haben diesen Einbruch verschmerzen lassen. Neuen Käufern wurde dennoch ein Geschenk gemacht, das kaum zu beschreiben ist. Der Preiskollaps hatte nichts mit den Vorzügen von Silber zu tun, aber er wird definitiv für die kommende, explosive Markterholung sorgen. Die unwirtschaftlich niedrigen Preise werden Schockwellen verursachen, die den Preis höher treiben.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 27.10.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.goldseiten.de