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Warum hohe Aufschläge für Silber bezahlen?

Ich habe mir die neue Plattform von Eric LeMaire angeschaut. Auf ihr sind die aktuellsten eBay-Preise für Gold und Silber aufgelistet und auch die einiger bekannter Sammlermünzen der vergangenen Jahrzehnte. Hier können Sie einen Blick auf die Statistiken werfen. Was mich aber verblüffte, waren die hohen Aufschläge, die Silberinvestoren nun schon bereit sind zu zahlen - auf 1 oz-Münzen bis hin zu 100 oz-Barren. Mir fielen sofort die durchschnittlichen Aufschläge für die verschiedenen Münzen ins Auge: American Silver Eagles 124%, Kookaburras 105% und 105% für die Maple Leafs. Gesündere Aufschläge konnte man dann schon bei den 100oz-Barren finden; sie lagen bei 35%, was nichtsdestotrotz ein heftiger Aufschlag ist, verglichen mit dem, was man bei anderen Anlageklassen bezahlt.

Jetzt könnte es natürlich sein, dass diese Käufer auch bloß Münzsammler sind, für die der Metallpreis nicht das Wichtigste ist, aber der schlaue Silberkäufer kann all dies umgehen, indem er in großen Mengen kauft. Man kann zum Beispiel bei einem Händler eine Box mit 500 Silver Eagles für einen geringeren Aufschlag von 52% über dem Kassapreis kaufen; trotzdem bedeutet das, dass man dafür immer noch ganze 7000 $ blechen muss. Aber zweifellos können andere von noch günstigeren Quellen berichten. Der wichtige Punkt aber ist, je höher der Aufschlag, desto länger müssen Sie warten, um bei plus/minus Null rauszukommen.

Ein 124%iger Aufschlag für eBay-Silber-Eagles bedeutet, dass Sie erst bei einem Silberpreis von 21,57 $ keinen Verlust gemacht haben - also bei einem Preis, der über dem 20-Jahre-Hoch liegt, das im März dieses Jahres erreicht wurde! Wenn Sie, wie eben schon erwähnt, in großen Mengen kaufen, dann kommen Sie bei 15 $ pro Unze auf plus/minus Null. Im Endeffekt sollte kein Anleger Silber kaufen, das das Doppelte des Kassapreises kostet. Selbst 52% riecht noch nach Ineffizienz und Verschwendung von Investitionskapital.

Denken Sie doch einmal, Sie kaufen zu einem Aufschlag von 52% und machen dann ab 15 $ pro Unze keinen Verlust mehr. Sie setzen also Ihr Preisziel für den Verkauf (das muss vor dem Kauf geschehen). Ganz klar muss dieses Ziel eine ganze Ecke über 15 $ liegen, damit es die Mühe wert gewesen ist. Es gibt einige Dinge zu beachten, wenn Sie dieses Preisziel festsetzen. Was wird man bekommen, wenn man verkauft? Werden die Aufschläge schon wieder geschrumpft sein, wenn Silber bei über 20 $ liegt? Ich sehe jetzt schon, dass einige Händler einen Dollar Aufschlag über dem Kassapreis bezahlen. Wird das so bleiben, wenn aus Käufern Verkäufer werden? Wenn Sie es über eBay laufen lassen, dann könnten Sie etwas vom eigentlichen Aufschlag sparen, aber dafür schlagen die eBay- und Paypal-Gebühren zu Buche.

Nicht nur das: Wahrscheinlich werden Sie das Hoch nicht perfekt erwischen und dann können Sie noch einmal ein, zwei Dollar von Ihrem Endpreis abrechen - im günstigsten Fall.

Dann gibt es noch steuerliche Erwägungen, Kapitalertragssteuern könnten anfallen und Sie könnten noch mehr von diesem Profit verlieren. Also kann es durchaus passieren, dass Sie Silber bei einem Kassapreis von 10 $ kaufen und auch bei 20 $ Kassapreis immer noch keinen Gewinn machen, weil jeder einzelne Mittelsmann seinen Teil vom Kuchen abhaben will.

Warum kaufen die Leute stattdessen nicht bei den Silber-ETFs, wo Sie doch ihr Silber nah am Kassapreis bekommen? Ok, aber die gibt es ja; über 1500 Tonnen kamen in die Lager des SLV seitdem Silber im März seine Spitze erreichte. Die ETF-Bestände kommen damit jetzt auf 6700 Tonnen. Das entspricht 48 Millionen Silver Eagles! Sie mögen Ihre Zweifel beim Papiersilber haben, aber jene, die den Barclays-ETF ab seiner Einführung nutzten und bis 21 $ dabeiblieben, werden wohl keine unangenehmen Gefühl gehabt haben.

Oder Sie könnten sich an der COMEX beliefern lassen - 5000 Unzen Silber kommen Sie bei den aktuellen Preisen 50.000 $ plus Gebühren. Dann gibt es da noch die Silberminenaktien, die, wenn Sie liquide genug sind, einen Briefkurs/Geldkurs-Spread haben, der weit besser ist als 52%! Anders ausgedrückt: Es gibt bessere Möglichkeiten in Silber zu investieren, als Ihr hart verdientes Geld bei hohen Aufschlägen zu verschwenden.

Sie könnten allerdings entgegnen, dass das Bankensystem in der Krise ist und man doch physisches Metall besitzen müsse, falls es zum Worst-Case-Szenario kommt. Das Worst-Case-Szenario ist die deflationäre Depression. Als wir das letzte Mal in den 1930ern eine hatten, stürzte Silber von 1,34 $ auf sein Jahrtausendtief bei 25 Cents. Wenn Geld zerstört wird, kollabieren auch die Anlagepreise. Silber ist eine Absicherung gegen Inflation - und nicht gegen Deflation!

Sie werden vielleicht jetzt auf die gewaltige Silbernachfrage im Einzelhandel verweisen und sagen, dies sei der Beweis, dass Silber mit Sicherheit im nächsten Jahr auf 50 $ zustrebe. Fünfzig Dollar - Ja. Nächstes Jahr - Nein. Eine Unze Silber kostet auf eBay bis zu 21 $, am Futures-Markt gibt es sie aber für 10 $. Was ist also los?

Die Antwort ist, dass der Silberpreis des Einzelhandels nicht den wahren Kassapreis für Silber widerspiegelt - und nicht anders herum. Der Markt für Einzelhandelssilber ist ausgequetscht, weil die Raffinerien die Produktion dieser relativ unwichtigen Münzen und Barren nicht hochfahren. Wenn Kunden, wie der Barclays-ETF, Silber im Umfang von umgerechnet 48 Millionen Silber Eagles innerhalb von 8 Monaten einlagern, dann zeigt das schon eher, was los ist. So einfach ist das und ich kann es beweisen. Warum genau sollte der internationale Marktpreis für Silber unter dem Einzelhandelspreis liegen? Der Marktpreis wird anhand von 1000 oz-Barren berechnet und Sie können diese für einen Aufschlag von 59 Cents über dem Kassapreis bei einem seriösen Händler kaufen. Ich sage es gleich noch einmal - 1000 oz-Barren liegen 5% über dem Kassapreis und Silver Eagles liegen 50% oder mehr darüber.

Warum gibt es bei diesen 1000 oz-Barren keine hohen Aufschläge? Die Antwort ist, weil eine Menge davon verfügbar ist - je gewöhnlicher die Sache, desto niedriger der Aufschlag. Die Verknappungen beim Silber für Kleininvestoren bedeuten nicht gleichzeitig eine Silberknappheit, es ist eine Knappheit der kleinen Stückelungen, von Silber, das in schöne Bildchen gepresst und gestempelt wurde.

Wenn Sie sich die Preise an der COMEX oder für Großeinkäufe im Einzelhandel nicht leisten können, dann denke ich, sollten Sie überhaupt kein Silber kaufen - kaufen Sie dann nur Gold, denn wenn Sie die heftigen Aufschläge beim Silber erst einmal abgezogen haben, dann könnten Sie schlechter abschneiden, als bei gleichen Investitionen in physisches Gold.

Ein Wort zum Abschluss: Silber wird bald auf eine beträchtliche Markterholung zusteuern. Es wird sich lohnen, aber es wird nicht so hoch steigen, wie Sie denken. Darüberhinaus wird es dort nur in einer Spanne von Monaten bleiben und nicht Jahren. Es ist eine knappe Chance und man muss effektiv investieren, um das Beste daraus zu machen. Halten Sie also ihre Aufschläge gering und viel Glück.


Weitere Silberanalysen können Sie auf unserem Blog http://silveranalyst.blogspot.com bekommen. Hier können Leser auch eine freie Ausgabe von The Silver Analyst bekommen, wie auch Details zum Abonnement. Kommentare und Fragen per E-Mail sind ebenfalls unter silveranalysis@yahoo.co.uk erwünscht.


© Roland Watson

Dieser Artikel wurde am 02. Dezember 2008 auf www.silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: Goldseiten.de