Silber und die Chinesen
von David Morgan
Diese Kolumne wurde vom Silber Analysten David Morgan geschrieben. Die nachfolgende Übersetzung von silberinfo erfolgte mit freundlicher Genehmigung von David Morgan.
Von Bloomberg kam jüngst erst ein paar interessante Neuigkeiten bezüglich des Silbermarktes. Die Produktion von raffiniertem Silber in China soll ihren Höhepunkt erreicht haben und der Wachstumstrend kann vielleicht nicht fortgesetzt werden, weil aufgrund der stockenden Minenexpansion, höheren Produktionskosten und niedrigeren Preisen für das Metall selber weniger gefördert werden wird.
Zhou Juqiu, Vorsitzender der Gold und Silber Abteilung im chinesischen NE-Metallbranchen-Verband, sagte in einem Interview, dass die Produktion dieses Jahr von 9.082t 2007 auf knapp 10.000t ansteigen könnte. Der Silberpreis hat sich seit seinem 18-Jahreshoch im März zeitweise mehr als halbiert, nachdem Hedge Fonds und spekulative Investoren ihre Rohstoffpositionen liquidiert hatten um an Cash zu kommen, während Rezessionsängste die industrielle Nachfrage nach Edelmetallen zurückgehen haben lassen.
Das jährliche Wachstum der chinesischen Silberproduktion hat sich, so meinte Zhou, mit 10% im Vergleich zu durchschnittlichen 30% zwischen 2001 und 2006 bereits letztes Jahr verlangsamt. „Es wird hier in den nächsten paar Monaten nicht viel Wachstum geben“, sagte Zhou. Während es den Produzenten noch „ganz okay“ geht, verschlechtert sich die allgemeine Situation zunehmend. Die Finanzierung wird immer schwieriger und auch der Exportmarkt läuft gedämpft, sagte er.
Im Juli wiederief China die Steuervergünstigungen für den Export von Silber, um so den Verbrauch von begrenzten Bodenschätzen besser kontrollieren zu können. China wird bald gezwungen sein, seinen Bedarf an Edelmetallen durch Importe aufzustocken. „China hat das Potential zum weltweit größten Silberverbrauch“, sagte Li Xiaoni, Vizepräsident der chinesischen Handelskammer für Importeure & Exporteure von Metallen, Mineralien & Chemikalien.
Der Verbrauch des Landes entspricht bereits jetzt schon 70% des gesamten industriellen Verbrauchs weltweit, sagte sie. Chinas Silberverbrauch ist letztes Jahr um mehr als 10% gestiegen, und hat die 4.000t-Marke überschritten, so Zhou. China hat Silberreserven in Höhe von 26.000t, ungefähr 9,6% aller Reserven weltweit, und liegt damit auf Rang 5. Ungefähr 60 bis 70 Prozent des chinesischen Silbers kommen als Beiprodukt der Blei-, Zink- und Kupferproduktion auf den Markt, sagte er.
Das ist schon eine interessante Neuigkeit, vor allem in Hinblick auf die Tatsache, dass jeder von einer weltweiten Verlangsamung der Wirtschaft redet. Vielleicht fehlt den Chinesen noch viel Silber für I-Pods und Handys.
Während meiner Europreise für den Silver Summit, die mich hauptsächlich in die drei Städte London, Paris und München brachte, wurde ich darauf hingewiesen, dass die Auslieferungszeiten für Silber von der LBMA immer noch länger werden. Tatsächlich wurde sogar darüber geredet, dass erkennbare Probleme am Markt eher in London als in New York auftreten können.
Auch wenn ich das aus vertraulicher Quelle weiß, ist es für mich aktuell immer noch nur ein Gerücht, und so sollten auch Sie damit umgehen. Allerdings, wenn man das noch ein wenig genauer untersucht, dann stellt man fest, dass es vor einiger Zeit in London praktisch einen Nickel-Default gab, wo die Association von denjenigen, die noch physische Ware hatten, verlangte denjenigen, die sich auf der falschen Seite des Marktes befanden, ihre Bestände „auszuleihen“.
In der Zwischenzeit haben auch die COMEX Silberbestände abgenommen und stehen jetzt bei rund 123 Millionen Unzen. Vor ein paar Monaten war das noch deutlich mehr, und wie bereits zu einem anderen Zeitpunkt von mir berichtet, haben ungefähr 10 Millionen Unzen innerhalb der COMEX Lagerhäuser den Besitzer gewechselt und gehören jetzt Investoren. Im Wesentlichen verfügen die Händler jetzt noch über rund 60 Millionen Unzen Silber.
Ich habe einige Rückmeldungen von Menschen gehört, die mittlerweile ihre Geschäfte mit Edelmetallen vollkommen aufgegeben haben, von einigen die nur noch Gold vertrauen und anderen, die zwar das Metall noch schätzen, aber wünschten, sie hätten nie etwas von einer Minengesellschaft gehört.
In der heutigen Welt scheint Schwarz Weiß zu sein und Oben ist Unten. Sehr wenig macht wirklich Sinn und manchmal steht man, obwohl man gewonnen hat, trotzdem auf der „Verliererseite“. Aber das heißt nicht, dass Sie den Edelmetall-Teil ihres Portfolios aufgeben sollten. Ich, der sich intensiv mit diesem Sektor beschäftigt, bin der Ansicht, dass in Zukunft Nichts besser performen wird, als die Edelmetalle und irgendwann auch die zugrundeliegenden Minenaktien (diejenigen die überleben).
Abschließend muss gesagt werden, dass das 2009 ein schwieriges Jahr werden wird. Ich für meinen Teil sehe eine Markterholung, werde allerdings mit Vorsicht an die Sache herangehen.
Es war mir wie immer eine Ehre,
David Morgan
Quelle: www.silver-investor.com