Silber und der Zweite Weltkrieg
Montag, 10. Oktober 2011, 13:13
von Michael Vaupel
*** Und wieder ist ein "Schatz-Schiff" gefunden worden. Rund 200 Tonnen reines Silber an Bord. Über 60 Jahre liegt es nun auf dem Boden des Atlantiks - und nun werden alle Anstrengungen gemacht, um es zu bergen.
Ob dies auch der Fall wäre, wenn es statt 200 Tonnen "harten Geldes" den damaligen Gegenwert in Papiergeld an Bord gehabt hätte? (Selbst wenn dieses wasserdicht verpackt gewesen wäre.)
Sie ahnen, worauf ich hinaus möchte: Gold und Silber mögen kurzfristig nicht immer die beste Wahl sein. Aber als Wertaufbewahrungsmittel haben sie sich bewährt. Seit Jahrtausenden, und zwar in diversen Kulturkreisen.
Und auch heute denke ich: Wenn morgen ein Schiff mit Gold und Silber sinken würde, würden sich auch in 60 Jahren noch Sterbliche finden, welche dieses gerne bergen möchten. Wenn dieses Schiff griechische Staatsanleihen an Bord hätte, bin ich mir da allerdings nicht so sicher.
*** Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit professionellen Schatzsuchern. Und der gerade angesprochene Schatzfund hat mich zu einer Aktien-Empfehlung geführt. Einem kleinen, spekulativen Trade, welchen ich den Lesern meines kostenpflichtigen Dienstes Rohstoff Performer letzten Freitag empfohlen habe.
(Dort in der Kategorie "spekulative 10%" - diese Kategorie sollte insgesamt einen Depot-Anteil von 10% nicht überschreiten. Den Schwerpunkt "konservative 60%" machen Positionen mit physischem Silber und meinen geliebten physischen strategischen Metallen aus - rund 40% im Plus derzeit.)
Diese Empfehlung finde ich sehr, sehr spannend! Nur ach, Sie wissen es - die empfohlene Aktie darf ich hier im Traders Daily nicht nennen. Strikte Vorgabe des Produktmanagers, und zu Recht, denn es wäre ungerecht gegenüber den zahlenden Abonnenten.
Was ich aber machen kann: Ihnen die Hintergründe dieses Schatzfundes erläutern. Die historische Sicht. Finde ich nämlich höchst spannend, und da ich auch Historiker bin, hat mir die Recherche dieser Empfehlung besonders viel Freude bereitet.
Also, zum Hintergrund:
Gefunden wurde ein im Zweiten Weltkrieg gesunkenes britisches Handelsschiff. (Das von mir empfohlene Unternehmen war der erfolgreiche Schatzsucher, und einigte sich mit der zuständigen Regierung vorab: Rund 20% des gefundenen Schatzes gehen an die britische Regierung, der Rest ist für den Finder.)
Und dann wurde das Schiff geortet und in der Tat aufgespürt, in internationalen Gewässern. Es geht um einen 120 Meter langen Frachter. Diese war im Frühjahr 1941 auf dem Weg von Indien nach Großbritannien, brachte Steuereinnahmen und Tee von Indien nach Großbritannien. Das Land war zu diesem Zeitpunkt schwer unter Druck, stand zu diesem Zeitpunkt alleine (mit seinen Kolonien und Dominions) im Kampf gegen Nazi-Deutschland.
Das südliche England wurde bombardiert, Coventry dabei regelrecht zerstört, viele Londoner übernachteten in U-Bahnhöfen. Wenige Monate zuvor wäre sogar eine Invasion der britischen Hauptinsel möglich gewesen. Im Atlantik jagten U-Boote die britischen Schiffe, und deutsche Fernbomber wie die Focke-Wulf 200 ("Condor") flogen bis hin zum Nordpolarmeer auf der Suche nach britischen Schiffen.
In dieser Situation machte sich das Frachtschiff, um das es hier geht, auf den gefährlichen Weg von Indien nach Großbritannien. Die indischen Steuereinnahmen wurden in Form von Silber transportiert. Der Name der britischen Währung „Pfund" bezieht sich auch heute noch auf genau ein Pfund Silber (heute ist es natürlich nur noch Papier, früher konnte auf Anforderung wirklich Silber gegen Papier geliefert werden).
Doch ach, was war das...die Kohle an Bord ging früher als benötigt zur Neige. Deshalb verließ das Schiff den relativ sicheren Konvoi, in dem es gefahren war (Konvois hatten meist Zerstörer als Begleitschutz) und nahm Kurs auf einen irischen Hafen, um dort Kohle zu bunkern. Alleine.
Und auf dem Weg zum irischen Hafen - alleine schippernd - wurde sie von einem deutschen U-Boot entdeckt. Das fackelte nicht lange, Torpedos klar, und versenkt wurde das Schiff. Der U-Boot Kommandant Ernst Mengersen ließ insgesamt 4 Torpedos auf den Frachter abfeuern, gegen 22:30 Uhr. Das war kein schöner Feierabend für die Mannschaft an Bord, und leider überlebte von den 85 Mann Besatzung nur ein einziger - der zweite Offizier, nach einer dramatischen 13tägigen winterlichen Atlantik-Odyssee in einem Rettungsboot.
Soviel zur Geschichte.
Und nun in die Gegenwart. Das Wrack des Schiffes wurde von dem von mir beobachteten Unternehmen geortet, die Bergung soll beginnen. Bis Frühjahr 2012 soll sie abgeschlossen sein. Und nun raten Sie einmal, was an Bord war....wie gesagt, Tee. Nun ja. Aber an Silber sollen in Form von Barren und Münzen ca. 200 Tonnen an Bord gewesen sein. 200.000 Kilogramm. Bei einem Silberpreis von aktuell rund 1.000 Dollar je Kilo entspricht dies einem Marktwert von an die 200 Millionen US-Dollar. Von denen meine Empfehlung laut der Vereinbarung mit der britischen Regierung um die 80% behalten darf.
Die Details der Empfehlung darf ich hier wie gesagt nicht bringen. Nur soviel: Letzten Freitag lag die derzeitige Marktkapitalisierung des Unternehmens UNTER dem geschätzten Gesamtwert dieses Schatzfundes. Dabei hat das Unternehmen einen eigenen Wert, Forschungsschiffe etc. und Cash auf der Bank (die Kosten der Bergung sollten damit sichergestellt sein).
Aktien wie diese sind natürlich hoch spekulativ! Es gibt hier keine regelmäßigen Zahlungsströme. Quartalszahlen können sie vergessen. Wenn ein Unternehmen wie dieses keine Wracks findet, dann gibt es eben auch keinen Umsatz. Ein sehr sprunghaftes Geschäft. Wenn dann aber einmal ein so schöner Fund wie der gerade dabei ist, dann kann sich das eben auch sehr schnell beim Kurs auswirken. Und genau aus dieser Überlegung heraus empfehle ich Aktien wie diese, wenn ich selber davon überzeugt bin.
Übrigens, auch wenn dieser Trade aufgeht: Mir wäre es lieber gewesen, das versenkte Schiff hätte seinen Bestimmungsort erreicht und die 84 Seeleute hätten überlebt. Wären zu ihren Familien zurückgekehrt, hätten ihre Kinder aufwachsen sehen. Gilt auch für die deutschen U-Bootmänner, die insgesamt ebenfalls schreckliche Verluste erlitten (ein Großonkel von mir war auch dabei). Wäre der gesamte 2. WK. doch mal abgesagt worden...
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
Chefredakteur Traders Daily
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de