Silber: Backwardation? Bullionbanken covern 50% ihrer Shorts
Eine gute Analyse meines Kollegen Norman Schwarze aus dem Rohstoff-Report
In den vergangenen zwei Wochen konnten aufmerksame Anleger eine recht seltene Konstellation an der New Yorker Terminbörse COMEX beobachten. Am 4. Februar fiel der Spread zwischen Silber-Kassamarkt und dem entferntesten Future-Kontrakt (Dezember 2015) auf minus 0,049 US-Dollar. Statt dem üblichen Contango befindet sich der Silbermarkt also aktuell in Backwardation. Droht also eine Verknappung?
Sicherlich, minus 0,2 Prozent heißt noch lange nicht, dass Händler und Bullionbanken aktuell keinen Zugriff mehr auf physisches Metall haben. Gleichzeitig sollte man aber nicht vergessen, dass der Spread im August 2009 noch bei 7,1 Prozent lag. Selbst noch vor zwei Wochen musste an der COMEX ein Aufpreis von 0,8 Prozent auf den entferntesten Silber-Future gezahlt werden.
Auch sonst gibt der Silbermarkt weiterhin Rätsel auf: die größten kommerziellen Trader reduzieren immer noch kräftig ihr Engagement auf der Short- Seite. Wie aus dem „Bank Participation in Futures Report“ der US-amerikanischen Regulierungsbehörde CFTC hervorgeht, halten die vier größten Banken am COMEX-Silber-Markt aktuell netto noch 18.935 Short-Kontrakte. Vor kaum mehr als einem Jahr, am 1. Dezember 2009, waren es noch netto 40.957 gewesen. Befürchten diese Big Player einen massiven Anstieg des Silberpreises oder ist es die Knappheit an liefer- und verleihbarem Silber, die hinter diesem Rückgang steht?
Der Preisanstieg als alleiniger Motivationsgrund scheint unwahrscheinlich. Im gesamten Jahr 2008 bauten genau diese vier größten Banken ihre Short-Position deutlich aus – trotz steigender Edelmetallnotierungen. Es scheint also fast so, als ob selbst die großen Bullionbanken mittlerweile begründete Ängste hegen, dass ihnen niemand mehr Silber leihen könnte, falls eine physische Auslieferung ihrer Short-Kontrakte eingefordert werden sollte. Die Silbernachfrage im Einzelhandel verläuft aktuell jedenfalls auf einem absoluten Rekordhoch. Beispielsweise verkaufte die US-Mint, Prägeanstalt für die beliebteste Anlagemünze in Silber weltweit („ American Eagle“), allein im Januar mehr als 6,4 Millionen Unzen Silber. Zum Vergleich: 2008 waren es im gesamten Jahr nur 9,8 Millionen Unzen.
In den vergangen Tagen hat sich bei den Edelmetallpreisen wieder ein Aufwärtstrend abgezeichnet. Wegen der Krise in Tunesien und Ägypten sehen einige Marktteilnehmer auch eine erhöhte Nachfrage nach risikoarmen Anlageklassen, wie eben Gold. Dieser Trend könnte in den kommenden Wochen positive Signale bei den Investoren setzen.
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Quelle: » http://www.godmode-trader.de