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Spanien wird zur Gefahr für Euro

von André Kühnlenz (Frankfurt) und Wolfgang Proissl (Brüssel)

Als erstes großes EU-Land muss Spanien einen Vertrauensverlust bei Kreditgebern fürchten. Die Zinsdifferenz im Euroraum wird wachsen - eine Belastung für die Gemeinschaftswährung.
Standard & Poor's stufte die Bonitätsnote der Iberer für langfristige Staatsanleihen vom Bestwert "AAA" auf "AA+" herunter. Die Ratingagentur begründete ihre spektakuläre Entscheidung mit einer "strukturellen Schwäche" der spanischen Wirtschaft. Die Madrider Regierungspolitik reiche nicht aus, um die schwere Rezession wirkungsvoll zu bekämpfen.
Die Herabstufung Spaniens nährt die Sorge, dass sich die Zinsdifferenzen in der Euro-Zone weiter vergrößern. Dies würde die Währungsgemeinschaft erheblich belasten - bis hin zur Gefahr, dass finanzschwache Staaten aus dem Verbund ausscheiden. Der Zinsspread zwischen Spanien und Deutschland stieg nach der Neubewertung am Montag früh auf bis zu 122 Punkte - das heißt: Madrid muss für zehnjährige Staatsanleihen einen Zinssatz zahlen, der um 1,22 Prozentpunkte über dem deutschen liegt. In der vergangenen Woche hatte Standard & Poor's bereits die Bonitätsnote Griechenlands gesenkt. Der Euro fiel am Montag um rund ein Prozent auf 1,314 $.
Die Europäische Kommission ging am Montag erstmals in einer Konjunkturprognose auf das Problem wachsender Risikoaufschläge bei Staatsanleihen ein. Wenn sich der Anstieg bei den Zinsunterschieden nicht wieder umkehre, würden sich die Finanzierungskosten "für einige Staaten in den kommenden Jahren spürbar erhöhen", hieß es in dem Bericht. Brüssel nannte in diesem Zusammenhang die Euro-Mitglieder Irland und Spanien sowie Großbritannien, Lettland und Rumänien, die nicht zur Währungsunion gehören.
Unter Experten ist umstritten, wie groß die Gefahr tatsächlich ist, dass einzelne Staaten den Währungsverbund verlassen. "Auf den Märkten ist ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone derzeit das heiße Thema", sagte Aurelio Maccario, Chefvolkswirt für den Euro-Raum bei Unicredit. Aktuell sei solch ein Szenario jedoch "höchst unwahrscheinlich". Die Austrittskosten seien deutlich höher im Vergleich zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft im Währungsraum. Auch Almunia sagte, dies sei "keine realistische Hypothese".
Viele Ökonomen sorgt jedoch, dass die Staaten im Euro-Raum in ernsthafte Schwierigkeiten kommen, neue Anleihen auszugeben. Einen Staatsbankrott im Euro-Raum schließt die Mehrzahl der Experten derzeit zwar noch aus. "Vor einem Jahr hat aber auch niemand vorhergesagt, dass eine große Investmentbank wie Lehman Brothers zusammenbrechen kann", sagte Dorothea Huttanus, Chefdevisenanalystin bei der DZ Bank. Gehe ein Staat pleite, drohe ein Dominoeffekt im restlichen Euro-Raum, sagte Analyst Ralf Preusser von der Deutschen Bank.
Laut Maastricht-Vertrag gilt für diesen Fall eine Klausel, der zufolge die anderen Euro-Länder nicht beispringen müssten. Die meisten Politiker bezweifeln jedoch, dass diese Klausel im Ernstfall angewendet würde. "Wir müssten uns dann etwas einfallen lassen", heißt es im Finanzministerium eines Euro-Staats.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.ftd.de