China und der US-Dollar
von Miriam Kraus
Liebe Leser,
fragen Sie sich bisweilen auch woher eigentlich das Vertrauen gegenüber der US-Währung kommt?! Sicher der US-Dollar ist nun einmal die anerkannte Leitwährung, schon seit Jahrzehnten. Wir wollten es offenbar so haben!
Schätzungsweise 75% des weltweiten Handels wird in US-Dollar abgewickelt. Aber wird das ewig so bleiben? In Ermangelung hellseherischer Fähigkeiten, kann ich diese Frage natürlich auch nicht beantworten. Doch wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen: Nein.
All die Maßnahmen, welche die US-Zentralbank und die Politik seit Anbeginn der Krise durchführen, sind in meinen Augen nicht gerade dazu geeignet ein uneingeschränktes Vertrauen in die Stabilität der US-Währung aufzubauen.
Ich meine: um Himmels Willen, ein Haushaltsdefizit das bald in Richtung der 2 Billionen US-Dollar geht. Schulden in der halben Welt! Und dann? Weitere Schulden denen man wie entgegen kommen will? Indem die Notenbank die Schulden aufkauft, mit Geld, welches sie sich eben mal selbst bereit stellt?
Irgendwie kann man dabei doch das Gefühl bekommen, dass die Verantwortlichen es ganz bewusst auf eine Abwertung der US-Währung abgesehen hätten, oder sagen wir es nüchterner: eine solche zumindest billigend in Kauf nehmen.
Gut, das alles ist ja im Moment auch nicht wirklich neu! Auch nicht, dass sich außerhalb der USA schon andere Gedanken über ihre US-Dollar-Vorräte machen. Wie zum Beispiel die Chinesen.
China - der größte Gläubiger der USA
Ja, anstelle Chinas hätte ich mir auch schon lange meine Gedanken gemacht. So hat es mich auch nicht wirklich überrascht als Zentralbanker Zhou Ende März eine neue Super-Leit-Währung forderte (Entschuldigung - ich meine natürlich die Ausweitung der Sonderziehungsrechte des IWF und natürlich die Ausweitung des Währungskorbes auf andere Währungen wie zum Beispiel den Yuan).
Ein Gedankenspiel - welche Chancen hätte der chinesische Yuan (CNY) als Leitwährung?
Das klingt jetzt natürlich etwas utopisch, denn erstens ist der CNY noch immer an einen festen Wechselkurs zum USD gebunden und zweitens müsste zunächst eine breite Akzeptanz des Yuan als stabile, vertrauenerweckende Währung etabliert werden.
Aber, die Chinesen, die in ihrer Bescheidenheit ja vieles tun, ohne es an die große Glocke zu hängen, scheinen vielleicht schon damit begonnen zu haben, sich ein wenig vom USD zu lösen und sich stattdessen mehr auf die eigene Währung zu konzentrieren.
Wovon redet die denn jetzt ?!, werden Sie sich vielleicht gerade fragen!
Ich spreche von Vorgängen wie diesen:
- jüngst unterzeichneten China und Argentinien ein Abkommen, dank dem bilateraler Handel und Investitionen in Höhe von 70 Milliarden CNY nun in der jeweiligen Landeswährung vorgenommen werden können; also kein Umweg über den USD mehr; oder anders gesagt: wenn China nun nach Argentinien exportiert, bekommt China dafür nun keine USD mehr, sondern CNY; beide Länder sind also nicht mehr gezwungen USD zu kaufen, da diese für den Handel miteinander nicht mehr gebraucht werden;
- ähnliche Deals im Wert von 650 Milliarden CNY hat Peking auch bereits mit Malaysia, Südkorea, Hong Kong, Indonesien und Weißrussland unterzeichnet
- Peking hat den 5 wichtigsten Handelsstädten des stark exportorientierten Pearl River Deltas Shanghai, Guangzhou, Shenzhen, Dongguan und Zhuhai erlaubt ihre Übersee-Geschäfte in Yuan abzuwickeln
Und nun stellen Sie sich vor, wie der CNY vom fixierten Wechselkursverhältnis gelöst wird, wie der CNY aufwertet, wie Chinas Vergangenheit als Plastik-Spielzeug-Exporteur in Vergessenheit gerät, wie Chinas starker Binnenmarkt sich etabliert, wie China anstelle von Plastik-Spielzeug, Kapital exportiert. Utopisch? Visionär? Na ja, das Beispiel Japan zeigt, dass die Asiaten solche Entwicklungen vollziehen können.
Tja, es mag vielleicht noch etwas früh sein, um die große Abschiedsparty für den US-Dollar zu planen. Aber, was soll ich sagen, jede Ära geht früher oder später einmal zu Ende. Und auch der USD als Leitwährung wird - so sehe ich das - irgendwann einmal in Rente geschickt werden!
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Investor Verlag