Der größte Konstruktionsfehler des Euro
Dienstag, 30. August 2011, 06:49
von Andreas Lambrou (Gastbeitrag)
Der größte Konstruktionsfehler des Euro war und ist es, dass man den nationalen Notenbanken die Geldmengensteuerung überlässt, gleichzeitig aber den Druck einheitlicher Euro-Noten zulässt, die mit dem Aufdruck der Europäischen Zentralbank versehen sind. Andererseits besitzt man trotz eines einheitlichen Eurozinssatzes, keine einheitliche Anleihenemmission. Dies bedeutet, dass Euro-Guthaben zwar überall akzeptiert werden müssen, gleichzeitig die Gegenseite der Guthaben – also die Schulden – keineswegs auf eine allgegenwärtige Akzeptanz stößt. Man muss dies aber immer im Zusammenhang sehen.
Wenn Steuereinnahmen mit vollen Händen ausgegeben werden
So kommt es, dass die Guthaben in Euro, beispielsweise der deutschen Exporteure, vor allem jedoch die angehäuften Gewinne der griechischen, spanischen, oder italienischen Unternehmer, sicher im Finanz- und Bankensystem angelegt sind. Auf der anderen Seite bleiben die ungleich verteilten Schuldner in den Heimatländern zurück. Vor der Finanzkrise von 2008 waren diese Schulden kein Problem und wurden durch stark wachsende Volkswirtschaften und vor allem natürlich die arbeitende Bevölkerung getragen. Die Bürger der südeuropäischen Länder verschuldeten sich im Hinblick auf ihre höheren Einkommenserwartungen nur allzugerne, um ein jahrzehntelang angestautes Konsumnachholpotenzial auszuleben.
Die Staaten machten ebenfalls keine Anstalten Überschüsse zu generieren, sondern gaben ihre Steuereinnahmen stattdessen mit vollen Händen aus. Auch wegen der unsinnigen EU-Fördertöpfe wurden teils unnötige Infrastrukturinvestitionen angeschoben, die bei weitem nicht den wirtschaftlichen Erfolg brachten. So konnte sich weder in Spanien, in Portugal, noch in Italien und erst recht nicht in Griechenland, eine tragfähige Produktionswirtschaft etablieren. Die Länder zogen es vor, ihre Konsumgüter vor allem aus China und die Investitionsgüter vornehmlich aus Deutschland zu importieren. Nach der Finanzkrise wurden jedoch viele Menschen arbeitslos, die Immobilienpreise fielen und der jeweilige Staat steht seither plötzlich mit den strukturellen Problemen ganz alleine da. Der ausufernde Verwaltungsapparat, völlig inakzeptable Bürokratiehindernisse, korrupte Politiker, tun ihr Übriges, sind aber nicht der Kern des Problems. Bei allem Respekt sehe ich in Deutschland nicht wirklich "bessere Politiker“, als in Griechenland.
Ruf nach einem Schuldenschnitt ist berechtigt
Die Rufe nach einem Schuldenschnitt sind im Grunde genommen berechtigt. Jeder überschuldete Staat, muss früher oder später seine Pleitesituation erkennen. Der eine – bspw. Uruguay, Argentinien, oder Mexiko – tut dies früher, der andere – Japan, die USA – tut dies später. Nur löst selbst ein Schuldenerlass das angesprochene Problem des beidseitigen Akzeptanzproblems von Schulden und Guthaben in einer gemeinsamen Eurozone nicht. Die Marktteilnehmer werden deshalb so lange Druck machen und versuchen das schwächste Glied in der Kette herauszulösen, bis die EZB ein Machtwort spricht und einen realen Eurobondmarkt etabliert. Dies würde aber auch zwingend bedeuten, dass die Staaten ihre Finanzhohheit teilweise an die EZB abgeben müssten. Denn sonst würde man Gefahr laufen, dass sich die Südeuropäer munter weiter verschulden. Also eine kombinierte Transfer- und Fiskalunion.
Die EZB ist ein nichtssagender Verwaltungsapparat
Wer die Europroblematik versteht, weiß, dass die EZB bislang nur ein nichtssagender Verwaltungsapparat, bzw. die Spiegelung der nationalen Notenbankbilanzen aller EU-Länder ist. Die EZB verfügt bislang nicht einmal über eine eigene Handelsabteilung. Trotzdem bedeutet jeder Euro, dass dieser überall in Europa gleichwertig akzeptiert wird. In letzter Konsequenz kann der Euro nur durch den letzten Schritt einer Transferunion funktionieren.
Man könnte dies auch spöttischer sagen: Der Euro wird so lange halten, wie Deutschland bereit ist dafür zu zahlen!
Da ich derzeit keinen politischen Willen sehe, den Euro aufzulösen, wird man sich also um eine Verlängerung der "Gnadenfrist“ bemühen. Koste es was es wolle. Glücklicherweise stehen die USA und Japan nicht besser da, sondern in Bezug auf ihre Schuldenquoten sogar wesentlich schlechter, als die EU. Deshalb erklärt sich auch der relativ hohe Aussenwert des Euros im Vergleich zum US-Dollar. Demzufolge erwarte ich, dass nach der Herstellung der mehr oder weniger vollständigen Währungsunion, weiterhin keine Anstrengungen unternommen werden, um die Schuldenquote zu senken. Ansonsten würde der Euro zum US-Dollar zu stark aufwerten. Also wird das muntere "Gelddrucken“ weitergehen und dies wird sich in den kommenden mindestens 2 Jahren noch extrem positiv auf Rohstoffanlagen auswirken.
Herzliche Grüße
Ihr Andreas Lambrou
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