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Die Kreditkartenkrise: Plastikgeld und Pleite

Der amerikanische Traum ist oft auf Pump finanziert. Dies rächt sich nun. Die Finanzkrise beginnt auf den Milliarden-Markt für Kreditkarten überzugreifen. Es drohen gigantische Verluste.

Anno 1757 schrieb Benjamin Franklin: "Es ist besser, ohne Abendessen zu Bett zu gehen, als morgens verschuldet aufzuwachen." Das Finanzgebahren seiner Nachkommen würde den Gründervater der USA wohl gänzlich um dem Schlaf bringen: Die US-Wirtschaft lebt zu 70 Prozent vom privaten Konsum – und der beruht auf Pump: 915 Milliarden Dollar Kreditkartenschulden sind inzwischen angehäuft, 1,5 Billionen Dollar in Auto- und anderen Konsumentenkrediten, zehn Billionen Dollar in privaten Hypotheken - der US-Konsument gibt Geld mit vollen Händen aus, das er gar nicht hat.

Schwankende Säule

Der Konsum ist die Säule der Wirtschaft und Kreditkarten sind die Säulen des Konsums. Das Plastikgeld brachte den Banken und Unternehmen wie American Express glänzende Gewinne. Diese Zeiten scheinen vorbei: Wenn die Krise nun auch die milliardenschwere Kreditkartenbranche erfasse, werde sich "das Blutbad noch verschlimmern", sagt der US-Ökonom Nouriel Roubini.

Höhere Arbeitslosenzahlen werden die Zahlungsausfälle bei Kreditkarten deutlich ansteigen lassen, darin sind sich Finanzdienstleister wie Thomson Financial oder die Ratingagentur Fitch einig. In der drohenden Rezession und beim sich beschleunigenden Preisverfall der Immobilien können immer mehr Karteninhaber die Raten für die Kreditkartenschulden nicht mehr begleichen.

Die Hiobsnachrichten bei den Kreditkarten waren in den Berichten für das dritte Quartal 2007 noch von den Katastrophen bei Hypotheken und Immobilien überdeckt. Banken und Spezialisten mussten aber bereits reagieren: Die Bank of America hat ihre Rückstellungen zum Ende des dritten Quartals bereits um die Hälfte erhöht. Die Ausfälle bei Kartenkrediten seien bis Ende September 2007 um rund ein Drittel gestiegen, meldete das Institut. Auch die Citigroup hat ihre Rückstellungen deutlich erhöht. Capital One, größter unabhängiger Anbieter von Kreditkarten Visa und Mastercard, hat seine Verlustprognose auf rund 5,5 Milliarden Dollar angehoben. American Express rechnet wegen ausfallenden Verbraucherkrediten mit Einbußen von 20 Prozent. Die negativen Entwicklungen seien vor allem in jenen Bundesstaaten zu beobachten gewesen, die besonders stark unter der Immobilienkrise litten, sagte Kenneth Chenault, Konzern-Chef von American Express.

Eine Milliarde Karten

Über viele Jahre machen es die Banken ihren Kunden immer einfacher, Geld zu leihen. Die von der US-Politik und Notenbank gepriesene Strategie, mit immer mehr und immer billigeren Krediten in allen Lebenslagen Wachstum und Wohlstand zu schaffen, sorgte für einen enormen Boom des Kreditkartensektors. Alleine die Marktführer Visa und Mastercard haben in den USA rund eine Milliarde Karten herausgegeben. Schüler und Studenten wurden erste Karten bereits auf dem Campus angedreht. Mehr als fünf Milliarden Offerten für neue Kreditkarten verstopften 2006 die Briefkästen des Landes.

Amerikaner verfügen meist über eine kleine Kreditkartensammlung, im Durchschnitt verfügt jeder Haushalt über fünf. Nach einer Untersuchung des Center for Media Research nutzt jeder siebte Amerikaner mehr als die Hälfte seines Kreditrahmens auf diesen Karten aus, der insgesamt 19.000 Dollar im Schnitt beträgt. Wer aber nur einen monatlichen Minibetrag zurückzahlt, blecht für den Rest horrende Zinsen. Die Ratingagentur Moody's Investors Service errechnete, dass im dritten Quartal 2007 die Kreditkosten fast 20 Prozent pro Jahr betrugen. Wer den Kreditrahmen überzieht, bekommt Wucherzinsen von 35 Prozent und mehr aufgebrummt. Erst wenn ein Kunde auf Zahlungsunfähigkeit plädiert, muss die Bank einen Verlust abschreiben. An diesem kritischen Punkt scheint die Branche jetzt zu sein.

Im September 2007 mussten die Anbieter 4,58 Prozent ihrer ausstehenden Beträge abschreiben, ein Jahr zuvor waren es noch etwas weniger als 4 Prozent. 2007 und 2008 werde die Rate "weiter steigen", schreibt Moody's. Die Investmentbank Goldman Sachs glaubt an einen Anstieg auf mindestens 7,7 Prozent; im schlimmsten Fall an Rekordabschreibungen von rund 11 Prozent. Dies entspräche Verlusten von rund 99 Milliarden Dollar.

Eine Abkehr vom Konsum auf Pump wird sich die amerikanische Wirtschaft aber kaum leisten können. Wenn die Zentralbank FED das Zinsniveau weiter drückt, ist Sparen damit weiter unattraktiv. Niedrige Zinsen sind Anreiz, das Leben auf Pump zu genießen - Benjamin Franklin zum Trotz.
Quelle: www.dw-world.de