Die Risiken bei Anleihen - Inflationsrisiko
Von Anonymus
Im Februar 2008
In meinen Artikeln „Womit korreliert der Goldpreis?", „Die Risiken des Papiergoldes" und „Bonitätsrisiken bei Anleihen" habe ich einige Aspekte, die für den Kauf von physischem Gold sprechen, beleuchtet.
In diesem Artikel möchte ich ein weiteres Risiko bei Anleihen beleuchten, nämlich die Inflation.
Hohe Inflation
Einmal ehrlich: Glauben Sie den offiziellen Inflationsstatistiken? Ich schon lange nicht mehr.
Die Frage die man sich hinsichtlich der statistisch niedrig gerechneten Inflation stellen sollte ist: Cui bono? Wem nützt es?
Die einfache Antwort lautet: den Schuldnern, wobei die Staaten die größten Schuldner dieser Erde sind. Wie bereits im letzten Artikel dargelegt, ist es ihnen unmöglich diese zurückzuführen, ohne eine Krise auszulösen. Die niedrigen Zinsen sind im Interesse der Schuldner (=Staaten, Regierungen), also versucht man die Inflation niedrig zu halten/rechnen.
Die eleganteste Variante für einen Staat seine Schulden loszuwerden ist hohe Inflation und diese ist gerade üppig (entgegen aller offizieller Statistiken) bzw. Hyperinflation. Die zwei wichtigsten Voraussetzungen dafür sind: ein fixer Zinssatz und eine lange Laufzeit
Wer jetzt eine Bundesanleihe mit 4 % Rendite auf 10 Jahre kauft, weiß genau welche Beträge er wann bekommt. Man weiß aber nicht, was man sich darum kaufen kann. Um dieses Risiko einzugehen, sollte ich Vertrauen in das System haben und das ist, zumindest bei mir, massiv gestört. Ich bezeichne dieses Risiko als Kaufkraftrisiko. Inflation ist die Enteignung der Besitzenden.
Je länger die Laufzeit einer fix verzinsten Anleihe, desto höher ist das Risiko am Ende der Laufzeit nicht die Kaufkraft zurückzubekommen, wie man beim Kauf investiert hat.
Ein Beispiel: Ich investiere heute € 20.000,-- in eine Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit. Mit diesem Betrag könnte ich mir heute einen Mittelklassewagen kaufen. Die wesentliche Frage ist: Was kann ich mir nach 10 Jahren um die € 20.000,-- (plus Zinsen) kaufen. Wieder einen Mittelklassewagen. Dann ist das Geschäft in Ordnung. Ich erwarte, dass es nicht einmal ein Kleinwagen sein wird, den ich mir in 10 Jahren darum kaufen kann. Sollten wir in der Zwischenzeit eine Hyperinflation sehen, wird es noch dramatischer. Man wird wahrscheinlich in 10 Jahren einen Liter Benzin um die zuvor investierten € 20.000,-- kaufen können. ? Wertvernichtung pur
Wenn ich heute für eine Staatsanleihe 4 % Zinsen bekomme und die Inflation ist 2 %, dann ist die Welt in Ordnung, der Gläubiger erhält mehr als die Inflation und sein Vermögen wird auch in Kaufkraft gerechnet mehr.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf die nicht mehr vorhandene Golddeckung von Währungen. Jede Zentralbank kann Geld drucken wie viel sie will. Die FED gibt das Geldmengenwachstum nicht mehr bekannt, weil es niemanden interessiert. (haha) Die EZB hat wohl ein Ziel beim Wachstum der Geldmenge M3 von 6 %. Nur hat man in den letzten Jahren dieses Ziel leider nie erreicht, sondern man lag immer darüber und derzeit stehen wir bei 12 %! (in der Schule wäre die Note dafür „Nicht genügend" gewesen – im heutigen Wirtschaftwesen sollte das zu einer drastischen Bonuskürzung der EZB-Banker führen) All das sind Zeichen, dass die Zentralbanken (auch in der EZB) die Geldzügel sehr locker halten und die Inflation zu wenig berücksichtigt wird. Ansonsten müssten sie die Zinsschrauben wesentlich stärker anziehen.
In den letzten beiden Wochen wurden die Zinsen in den USA um 1,25 % gesenkt. Das ist irrsinnig viel und irrsinnig schnell. Ein klares Zeichen von Panik. Wie viele Zinssenkungen kommen noch in den nächsten Wochen und Monaten? Wann zahlt der US$ nur mehr 1 % oder weniger? Wie verträgt sich das mit der aktuell hohen Inflation? Gar nicht!
Sehen wir uns die Zinsen eine Gegenüberstellungen von Inflation und den Zinsen für US-Staatsanleihen an:
2-jährige US-Staatsanleihen rentieren derzeit mit ca. 2,5 % (vor Zinssteuern, Depotgebühren, usw.) und die offizielle Inflation beträgt in den USA über 3 % (in Wirklichkeit wesentlich höher). Selbst Anleihen mit kurzen Laufzeiten erhalten nicht die Kaufkraft. Das ist die traurige Wahrheit.
In Europa sieht die Situation noch besser aus. Die Frage ist, wie lange noch. Sobald die EZB die Zinsen senkt und das wird sie tun, werden auch die Kaufkraftprobleme im Euroraum stärker.
Aus meiner Sicht dürfen die Zinsen auf Grund der hohen Inflation in Europa keinesfalls sinken. Manchmal bekomme ich auch Unterstützung für meine Meinung von ganz überraschender Seite:
Strikt gegen eine Zinssenkung im Euro-Raum hat sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) in einem Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" (Montag-Ausgabe) ausgesprochen. Dafür sei die Inflationsrate, die im Dezember in Österreich bei 3,6 Prozent lag, "viel zu hoch", betonte der Kanzler am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Anders als in den USA gebe es in Europa keine Rezessionsgefahr. (ORF-ON 28.1.08)
aber die EZB wird trotzdem 2008 die Zinsen senken, da es die Rezessionsgefahr in Europa leider doch gibt.
Nach Beleuchtung des Bonitätsrisikos (letzter Artikel) und des Inflationsrisikos möchte ich noch ein paar Sätze zur Vertrauenskrise verlieren, die bei den Anleihen noch nicht eingesetzt hat, da man die beiden Risiken noch zu gering berücksichtigt.
Vertrauenskrise:
Eine Anleihe ist eine andere Form von Kredite und das Wort Kredit kommt von „credere" – Vertrauen. Wenn dieses Vertrauen gebrochen/missbraucht wird, führt das zu Risikoaversion. Diese Risikoaversion wird Schulden/Anleihen verteuern und die Zinsen werden steigen. Bestehende Anleihen werden im Kurs teilweise drastisch fallen.
Beispiele für die Vertrauenskrise gefällig? Banken die scheibchenweise jedes Quartal neue Verluste bekanntgeben und dabei verkünden, dass damit alles bereinigt ist. (leider nur bis zu den nächsten Quartalszahlen) Gesellschaften (wie Hypo Real Estates) die monatelang vorgeben von der Finanzkrise nicht betroffen zu sein, und dann doch ein paar hundert Millionen Verluste „finden".
Die Societe Generale schafft € 5 Mrd. Verluste durch einen einzigen kleinen Händler. Wo findet hier eine Kontrolle statt? Wie sicher sind meine Anleihen, Zertifikate und Guthaben bei einem solchen Institut? Welche Risiken schlummern in anderen Gesellschaften?
Zentralbanken die einerseits vorgeben die Inflationsrisiken genau zu beobachten und andererseits die Zinsen senken. Die FED hat am 22.1. in einem Anfall von Panik eine Sondersitzung einberufen und die Zinsen um 0,75 % gesenkt. Für mich sind das keine vertrauensbildenden Maßnahmen.
In Österreich wurde jetzt bekanntgegeben, dass die Pensionskassen 2007 einen Ertrag von 2 % erwirtschaftet haben. Jedes einfache Sparbuch hat in diesen Zeitraum mehr Ertrag gebracht. (Gold wesentlich mehr) Wer bisher noch zu dieser Institution vertrauen hat und dort Geld einzahlt, sollte darüber nachdenken.
Conclusio:
Die drei genannten Faktoren (Verschlechterung der Bonitäten, Steigende Inflation und die Vertrauenskrise werden zu einem Anstieg des Zinsniveaus führen.
Das Bonitätsrisiko wird derzeit in den Anleihen nicht entsprechend bezahlt, da die Ratings zu positiv sind. Die Prognosen für die Weltwirtschaft sind zu positiv und es ist in den nächsten Monaten mit einem Downgrading vieler Schuldner zu rechnen. Die Erträge von Anleihen decken nicht die Inflation, weshalb mit Anleihen Kaufkraft vernichtet wird. Wir sehen in den Märkten große Vertrauensverluste, weshalb man hohe Investments in den Anleihenmarkt überdenken sollte.
Bei Fortschreiten der Finanzkrise ist mit empfindlichen Verlusten am Anleihemarkt zu rechnen, da diese nicht so sicher sind, wie viele glauben.
Der bessere Schutz von den aktuellen Risiken des Weltfinanzsystems sind nicht Anleihen, sondern der Kauf von physischem Gold. Dieses kann nicht downgegradet werden, kann nicht in Konkurs gehen, kann nicht inflationär vervielfältigt werden. Gold war über Jahrtausende der Vertrauensanker der Menschheit und dies wird er es auch wieder werden, wenn der US-Dollar diese Funktion abgegeben hat. Gold war immer ein Schutz vor Inflation und wird das auch weiterhin sein.
Meine Ratschläge für Investoren in der aktuellen Situation im Zusammenhang mit Anleihen:Schichten Sie Anleihen in Gold um Schichten Sie Anleihen mit langen Laufzeiten (über 5 Jahre) in kurze Laufzeiten um (Inflationsrisiken) Verkaufen Sie Spezialfonds (z.B. High-Yield-Fonds, Emerging-Markets-Anleihefonds, Unternehmensanleihefonds) und komplexe Konstruktionen, welche höhere Risiken aufweisen Ich danke Hrn. Eichelburg, dass er mir die Möglichkeit gibt, meine Meinung auf seiner Seite Hartgeld.com zu publizieren.
Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.
Haftungsausschluss:
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Quelle: Hartgeld.com