Staatsbankrott, Weltwirtschaftskrisen und Hyperinflation
Peter Mühlbauer 12.02.2008
Interview mit Jürgen Müller von der Einkaufsgemeinschaft Gold & Silber
Die seit längerer Zeit schwelende Bankenkrise scheint noch nicht ausgestanden: Immer wieder kommen neue Risiken ans Tageslicht, die bisher mit massiven staatlichen Stützmaßnahmen abgefangen werden konnten. Mit jeder dieser Verlustmeldungen steigt das Misstrauen der Anleger – und mit ihm der Reiz alternativer Vermögenssicherungsmodelle. Jürgen Müller, der Autor des Buches "Generation Gold", propagiert mit der Einkaufsgemeinschaft Gold & Silber solch ein Modell, in dessen Rahmen Edelmetalle im benachbarten Ausland gelagert werden.
Herr Müller, Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, ihr Vermögen nicht bei einer Bank anzulegen, sondern in Form von Gold und Silber in der Schweiz und in Liechtenstein. Wie geht das genau?
Jürgen Müller: Vom Prinzip her sind wir wie ein Aktienclub aufgestellt, nur dass wir eben nicht in Aktien investieren, sondern in Edelmetallen. Und zwar nicht mit irgendwelchen Optionsscheinen auf Papier, sondern wirklich in diesem physischem Metall, das in der Schweiz und in Liechtenstein gelagert wird. Schweiz und Liechtenstein aus dem Grund, weil es einfach geschichtlich gesehen sichere Länder sind.
Und wo genau werden die Edelmetalle dort gelagert?
Jürgen Müller: Das wird in der Öffentlichkeit nicht gesagt - aus Gründen der Diskretion und der Sicherheit. Unsere Gesellschafter (also unsere Mitinhaber) wissen das, aber die Öffentlichkeit weiß es nicht.
Aber nicht bei Banken?
Jürgen Müller: Man muss da zwischen Gold und Silber unterscheiden: Das Gold liegt bei einer Bank in Liechtenstein. Und wenn man sich die Zahlen einer solchen Liechtensteiner Bank ansieht - da können deutsche Banken überhaupt nicht mithalten. Zum Beispiel in Bezug auf Eigenkapital sind Liechtensteiner Banken wesentlich besser. Wenn es mal wirklich zu einer Bankenkrise kommt, dann werden alle Banken umfallen - aber die Liechtensteiner als Letzte. Wenn überhaupt. Die Bank des Liechtensteinischen Fürstenhauses, LGT, hat zum Beispiel eine Eigenkapitalquote con circa 17 % die Deutsche Bank von circa 2 %.
Das Silber ist dagegen bankenunabhängig gelagert. Da geht es auch um die Masse beziehungsweise um das Gewicht. Silber ist ja verhältnismäßig günstig, deshalb bekommt man viele Unzen für sein Geld. Wir in der Einkaufsgemeinschaft haben jetzt ungefähr einen Bestand von 16 Tonnen. Da geht eine Lagerung in Banken natürlich auch nicht mehr, da braucht man Lagerungsmöglichkeiten, in die man mit Hubwägen reinfahren kann, allein des Gewichts wegen.
Sie sind als GbR organisiert. Welche Haftungsrisiken tragen Ihre Anleger da?
Jürgen Müller: Das Haftungsrisiko ist laut Gesetz bei einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts unbeschränkt. Da sind wir natürlich keine Ausnahme. Wir sind allerdings so aufgestellt, dass wir in der Praxis lediglich eine beschränkte Haftung auf die Einlage haben. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Barren abhanden kommen würden, ohne dass unsere Versicherung bezahlt – wobei die Bestände selbstverständlich gegen Diebstahl und Raub versichert sind. Aber auch in diesem Fall wäre "nur" die Einlage weg. Eine Haftung über die Einlage hinaus ist praktisch nicht möglich, weil wir ja nichts auf Kredit kaufen und keine spekulativen Geschäfte machen. Das steht auch so in unserem Gesellschaftsvertrag drin. Es wird auch nichts abgebucht von unseren Gesellschafterkonten, sondern die Gesellschafter müssen uns das Geld überweisen. Das sind alles Maßnahmen, um die Sicherheit zu erhöhen.
Um die Antwort auf Ihre Frage noch einmal zusammenzufassen: In einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts ist die Haftung nach Gesetz unbeschränkt, bei uns aber praktisch beschränkt auf die Einlage.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass diese Anlageform in Fällen von Staatsbankrott, Weltwirtschaftskrisen und Hyperinflation die sicherste sei.
Jürgen Müller: Das ist eigentlich der Hauptgrund, weswegen man in Edelmetalle investieren sollte. Es geht hauptsächlich um die Hyperinflation, weil die Zahlen ganz klar dahin zeigen, dass die Geldmengen exponentiell wachsen. Und es war in der Geschichte nun mal immer so, dass die Edelmetalle den besten Schutz gegen die Inflation darstellten.
Das ist der erste Punkt. Der andere Punkt, der in der Öffentlichkeit wenig oder gar nicht bekannt ist, ist der, dass das Edelmetall ausgeht - wie Öl auch. Es ist eben nicht unendlich verfügbar auf unserer Erde, sondern nur endlich. Die Statistiken besagen, dass innerhalb von wenigen Jahrzehnten die Größenordnungen, die heute abgebaut werden, nicht mehr erreicht werden können. Das heißt, das Angebot wird sich verknappen - und auf der anderen Seite wird sich die Nachfrage stark erhöhen. Von daher ist auch eine Steigerung des Wertes von Edelmetallen - also von Gold und Silber - sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Wie würde man dann im Falle einer Hyperinflation oder einer Weltwirtschaftskrise auf seine Anlage zugreifen können?
Jürgen Müller: Unsere Einkaufsgemeinschaft ist das richtige Vehikel, wenn noch Geld übrig ist, was man einfach ins Ausland bringen – also sich vom Staat ein bisschen unabhängiger machen will. Aber als Allererstes ist es ratsam, dass man für sich erstmal Münzen kauft, und diese auch bei sich im Umfeld irgendwo lagert, um dann in einer Krise auf dieses Material auch Zugriff zu haben - weil ich natürlich auch nicht weiß, ob man in einer Krise einfach noch in die Schweiz fahren und das Material holen kann. Unter Umständen wird die Antwort 'Nein' lauten. Das heißt, dieses Material ist erst dann wieder verfügbar, wenn sich die Wirtschaftskrise wieder gelegt hat und das Wirtschaftsleben wieder normal weitergeht. Das hat ja die Geschichte auch gezeigt, dass es irgendwann nach einer Wirtschaftskrise immer verhältnismäßig normal weitergeht.
Und wenn man dann eben Edelmetalle hat, um sich dann beispielsweise irgendwelche Unternehmensbeteiligungen oder Aktien zu kaufen, startet man nach der Krise aus der ersten Reihe. Aber in der Krise selbst braucht man unter Umständen unmittelbaren Zugriff auf Edelmetall, um zu überleben. Unser staatliches Papiergeld wird dann ja wahrscheinlich nichts mehr wert sein bzw. man wird ganz schlicht und ergreifend keine Nahrung mehr dafür kaufen können.
Wäre das Lagern dieser Münzen in einem regulären Bankschließfach in Deutschland vernünftig?
Jürgen Müller: Es ist im Augenblick noch vernünftig. Es bleibt aber die Frage (und die muss sich ein Stück weit jeder selbst beantworten) ob es in acht Jahren oder in X Jahren immer noch vernünftig ist - und die Antwort darauf lautet wahrscheinlich 'Nein'. Man muss also versuchen herauszufinden, wann der geeignete Zeitpunkt wäre, um die Münzen aus dem Bankschließfach zu holen und dann irgendwo anders zu lagern. Das ist natürlich eine sehr schwierige Frage.
Wir wollen zukünftig im Auftrag für unsere Gesellschafter Münzen bei uns bankenunabhängig lagern, damit sie wirklich die Möglichkeit haben, auch in einer Bankenkrise an diese Münzen heranzukommen. Denn die Geschichte zeigt: wenn es Schwierigkeiten gibt, dann machen die Banken zu. Das wird ja wahrscheinlich das nächste Mal nicht anders sein. Und dann steht man da und hat in einem Schließfach Münzen, mit denen man überleben könnte - aber keine Chance, an sie heranzukommen.
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