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Steinbrück warnt vor "größter Krise der letzten Jahrzehnte"

Ende der Verharmlosung: Nach dem Hilferuf von Deutsche-Bank-Chef Ackermann warnt jetzt Finanzminister Steinbrück vor den Folgen der "größten Finanzkrise der letzten Jahrzehnte". Er fürchtet ein Durchschlagen auf die Realwirtschaft - und fordert die enge Zusammenarbeit von Politik und Banken.
Berlin/Düsseldorf - Erst Josef Ackermann, jetzt Peer Steinbrück: Nach dem Chef der Deutschen Bank hat auch der Finanzminister vor den Folgen der US-Finanzmarktkrise gewarnt und eine enge Zusammenarbeit von Politik und Banken verlangt. "Wir sind in Deutschland sehr stark darauf angewiesen, die bisherige gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Bundesbank, Bankenverbänden und Bankinstituten so dicht zu halten, dass wir die Folgewirkungen in Deutschland minimieren können", sagte der SPD-Politiker. Deutsche-Bank-Chef Ackermann hatte zuvor Regierungen und Zentralbanken zu gemeinsamem Handeln aufgefordert.
Auf einer Podiumsdiskussion sagte Ackermann: "Es reicht nicht mehr, die Banken zu gegenseitiger Hilfe aufzufordern. Es gibt keinen Liquiditätsengpass, sondern einen Investorenstreik. Ich glaube hier nicht allein an die Selbstheilungskräfte der Märkte."
Steinbrück geht davon aus, dass sich die US-Kreditkrise auch in Deutschland bemerkbar macht - und das, obwohl die "ökonomischen Fundamentaldaten" in Deutschland noch "in Ordnung" seien, "Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft können nicht verleugnet werden", sagte er weiter. Es gebe aber Chancen, dass die Krise nicht so stark wie in den USA ausfalle, weil die deutsche Volkswirtschaft robuster als die amerikanische aufgestellt sei.
Steinbrück begrüßte, dass in den Vereinigten Staaten inzwischen Maßnahmen ergriffen worden seien, um die Krise einzudämmen. "Wir haben es mit einer der größten Finanzkrisen in den letzten Jahrzehnten zu tun", sagte er. Diese sei zwar in den USA verursacht worden, drohe aber auch andere Teile der Welt in Mitleidenschaft zu ziehen.
Tatsächlich machen die Börsenturbulenzen und der extrem starke Euro auch anderen Konjunkturexperten Sorgen. Nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) bedroht die Rekordjagd des Euro zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen - und damit auch die Konjunktur in Deutschland. Noch seien die Auftragsbücher gut gefüllt, die Produktion sei auch für die nächsten Monate gesichert, sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann der "Berliner Zeitung". "Allerdings wird sich die Exportdynamik in diesem Jahr abschwächen."
Die "Gemengelage von Dollarschwäche, steigenden Ölpreisen, nachlassender US-Konjunktur und Finanzkrise" mache den Firmen zunehmend zu schaffen, sagte Thumann weiter. Betroffen seien vor allem Maschinenbau, Automobilindustrie sowie die Luft- und Raumfahrt.
Auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen befürchtet einen Stellenabbau in der Industrie. "Wenn sich die Wechselkurse nicht bald wieder dramatisch ändern, kann man davon ausgehen, dass in der Industrie wieder Entlassungen oder Betriebsverlagerungen drohen", sagte RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Im Moment lebten die Firmen noch von vollen Auftragsbüchern, sagte Döhrn. Neue Aufträge einzuwerben, sei bei den gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen allerdings schwieriger. "Das erzwingt Kostensenkungen."
"Wenn Amerika hustet..."
Der Chef des Münchner Ifo-Instituts hält es sogar für unausweichlich, dass der Abschwung in den USA früher oder später auf die deutsche Wirtschaft durchschlägt: "Es gilt noch immer der Satz: Wenn die Amerikaner husten, kriegt die Welt einen Schnupfen - und dazu gehören auch wir in Deutschland", sagte Hans-Werner Sinn im Deutschlandfunk. Eine Rezession in den USA, die noch immer einen Anteil am Weltsozialprodukt von 28 Prozent hielten, sei mittlerweile wahrscheinlich. Ein Ende der Immobilienkrise sei noch nicht in Sicht.
"Wir werden im Moment noch etwas verschont", sagte Sinn weiter. Zwar seien die Finanzmärkte angesteckt worden, die reale Wirtschaft aber noch nicht. So hielten sich die Abschreibungen der deutschen Privatbanken wegen fauler US-Immobilienkredite in Grenzen. Für Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) sei es daher zu früh. "Wenn die europäische Konjunktur tatsächlich einbrechen würde, dann wäre es Zeit", sagte Sinn. "Aber im Moment sehe ich das noch nicht wirklich."
Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins seit Ausbruch der Krise drastisch auf drei Prozent gesenkt, während die EZB ihren Zins stabil bei vier Prozent hält. Auf ihrer heutigen Sitzung wird die Fed voraussichtlich eine weitere deutliche Zinssenkung beschließen.

Quelle: spiegel.de