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HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. März 2008, 07:30 Uhr
Finanzkrise

„Hedge-Fonds werden in Schieflage kommen“

Von Ingo Narat

Die Finanzkrise hat die Anleger zutiefst verunsichert. Burton Malkiel, Wirtschaftsprofessor an der Princeton-Universitätin den USA, erklärt im Handelsblatt-Interview, warum die Aktienkurse abstürzen, was noch von den Banken zu erwarten ist, wie groß die Inflationsgefahren sind und welche Geldanlagen noch lukrativ sind.

Herr Professor Malkiel, warum stürzen die Aktienkurse?
Es gibt zu viele Positionen, die mit Kredit finanziert sind und mit hohem Hebel arbeiten. Einige der Investmentbanken wie Bear Stearns sind selbst zu Hedge-Fonds geworden. Dazu kommt die platzende Immobilienblase in den USA, wo die Preise schon um etwa 15 Prozent gefallen sind. Die Häuserpreise dürften noch um weitere zehn Prozent fallen. Und wegen der noch zu erhöhenden Zinsen bei vielen Hypotheken werden die Zwangsversteigerungen zunehmen, wird sich die Lage weiter verschlechtern.
Was erwarten sie bei den Banken?
Immerhin sehe ich keine der großen Banken in den Bankrott gehen, auch wenn möglicherweise Adressen wie Citibank noch weitere Abschreibungen ins Haus stehen. Bear Stearns wurde aufgefangen. Die Notenbank wird wie zuletzt am Dienstag alles Nötige tun um eine große Pleite zu verhindern. Was die Europäische Zentralbank angeht, könnte sie mit Zinssenkungen die Talfahrt des Dollars stoppen. Genau das wird sie tun.
Wie groß sind die Inflationsgefahren durch die Liquiditätsspritzen und die stark expandierenden Geldmengen?
Wenn die USA in eine Rezession steuert, wird das den Inflationsdruck dämpfen. Auch die Rohstoffmärkte werden sich dann beruhigen. Die Preise sind einfach zu stark gestiegen. Langfristig komme ich allerdings zu einem anderen Schluss: China ist das ganz große Thema; das Land wird mit seiner wachsenden Nachfrage für langfristig steigende Rohstoffpreise sorgen.
Wie massiv ist die Finanzbranche von der aktuellen Krise betroffen, auch bei ihren Produkten?
Das so genannte Financial Engeneering hat überdreht. Wir sehen das bei den forderungsbesicherten Anleihen, den ABS. Das wurden Hypothekenforderungen wieder und wieder gebündelt und in Teilpakete getrennt – das ist extrem kompliziert und schwer zu verstehen. Jetzt haben die Probleme auch auf andere Marktsegmente übergegriffen.
Sehen Sie die die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährdet?
Nein, aber stehen am Beginn einer schmerzhaften Periode, in der die Finanzinstitutionen ihre Kreditverbindlichkeiten senken müssen. Es ist zu viel Leverage im System, wie im Jargon heißt. Es werden beispielsweise viele Hedge-Fonds in Schieflage kommen und untergehen weil sie zu hohe Hebelpositionen haben und bei Marktveränderungen dann extrem anfällig sind. Carlyle wird kein Einzelfall bleiben. Diese Branche steht am Anfang eines Schrumpfungsprozesses.

Quelle: handelsblatt.com