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Verfasst von Bill Bonner am 16.04.2008 um 9:01 Uhr

Im Nebel der Finanzkriege

Ich bin auf dem Weg hinaus in die Hochwüste, ohne irgendeinen Zugriff auf die Nachrichten. Damit habe ich die Gelegenheit nachzudenken. Und ich denke darüber nach, dass wir eine deutlich gefährlichere und unruhigere Phase in der weltweiten Finanzgeschichte erreicht haben.

Der Planet ist stark verschuldet. Und jetzt ist er auf dem Weg der Entschuldung. Ich habe bereits über die Schlacht zwischen den Kräften der Deflation und den Kräften der Inflation gesprochen. Es ist nicht klar, welchen Weg sie nehmen wird... oder wann.

Die Verantwortlichen - die der Inflation den Vorzug geben - scheinen in der einen Woche die Oberhand zu haben. In der nächsten Woche scheint Mr. Market - der wohl auf die Kräfte der Inflation gesetzt hat - um einige Punkte vorn zu liegen.

Derweil sind viele der Fußsoldaten verloren, losgelöst von ihren Einheiten... und sie schießen auf ihre eigenen Männer... und jagen sich oft selbst in die Luft. Viele wissen nicht, auf welcher Seite sie stehen und sie sind bereit, jederzeit die Seiten zu wechseln.

Aber im Kriegsnebel hat man es mit vielen Leuten zu tun, die aufeinander treffen. Und deswegen bekommen wir so außergewöhnliche Berichte von der Front - wie z.B. dann, wenn die Zinsen wieder gesenkt werden (was inflationär ist)... die langfristigen Zinssätze aber weiterhin steigen (und das ist deflationär)... was dann dazu führt, dass der Dollar fällt (denn die Investoren rechnen mit einer weiteren inflationären Zinssenkung!)

Nein, ich weiß nicht genau, welchen Weg die Geschichte nehmen wird (also fragen Sie mich auch nicht, ob Gold die 2.000 Dollarmarke erreichen wird... oder wann der Dow auf unter 10.000 Punkte fallen wird). Es geht auch nicht wirklich darum. Denn ich bin wie der unschuldigste Zivilist, der im Kreuzfeuer gefangen ist. Früher oder später werden unsere Vermögenswerte abgeschossen werden... und unsere Verpflichtungen jagen in die Höhe.

Mit anderen Worten, liebe Leser, ist das kein Krieg, bei dem man versuchen sollte, darüber zu spekulieren, welche Seite gewinnen wird... Es ist eine Zeit, in der man in Deckung gehen sollte. Es ist ein Liquidationskrieg... in dem die Fehler SOWOHL von Inflation ALS AUCH von Deflation bereinigt werden.

Nehmen Sie beispielsweise die Aktienpreise. Ich gehe davon aus, dass sie mit nach unten gerissen werden - entweder von der Inflation oder von der Deflation oder von beiden. D.h. die Preise werden entweder nominal fallen, oder relativ. Schon jetzt bekommt man, wenn man den Dow an den Preis von Gold, oder Weizen, oder Öl, oder Kupfer anpasst, ein ganz anderes Bild.

Dann verläuft der Dow im Laufe der vergangenen zehn Jahre nicht mehr flach, sondern hat bereits die Hälfte bis zwei Drittel seines Wertes verloren.

"Es ist eine größere Krise", sagte Doug Casey beim Abendessen am Montagabend, mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. "Ich habe damit nun schon seit Längerem gerechnet. Aber ich bin damit etwas zu früh dran gewesen. Doch jetzt sieht es so aus, als käme die Sache endlich in Schwung."

Was passiert während einer größeren Krise? Ich weiß es nicht, aber ich gehe davon aus, dass ich es herausfinden werde. Und ich gehe davon aus, dass das wichtigste Merkmal eine allgemeine Senkung der Schuldenpreise und des relativen Wertes westlicher Anlagewerte sein wird - von Aktien, Häusern, Währungen und Arbeitskraft.

Der Osten und die Schwellenländern befinden sich im Aufwärtstrend, und selbst wenn der Westen seine Stellung hält, wird er, relativ betrachtet, fallen. Einige Anlagewerte werden nichts mehr wert sein - das konnte man in der jüngsten Zeit in der Finanzindustrie schon erleben.

UBS hat alleine 38 Milliarden Dollar verloren. Hedgefonds machen Konkurs. Und die Kapitäne der Finanzindustrie - die der Gegenwart und die der Vergangenheit - zeigen mit ihren Fingern aufeinander. Viele Leute sagen, dass wir bei den Wertpapieren den Tiefstpunkt schon gesehen haben, und ganz besonders im Finanzsektor. Vielleicht nominal. Und vielleicht im Osten und in den Schwellenländern. Aber in Amerika rechne ich, real an die Inflation angepasst mit weiteren Ausverkäufen. Der S&P wird immer noch für ein KGV von 18 verkauft, und es gibt noch viel Raum für einen Abwärtstrend.

Im Finanzsektor sieht es ganz besonders schlecht aus. Es kommen vermutlich noch deutlich mehr schlechte Nachrichten. Und da der Finanzsektor 25 Jahre lang der große Gewinner war, braucht er vermutlich einen Bärenmarkt von mindestens fünf bis zehn Jahren.

Zu Beginn des Finanzbooms, der ungefähr in der Zeit während der ersten Regierungszeit Reagans begonnen hat, wollten die Leute noch, dass ihre Kinder, wenn sie einmal groß sind, Ärzte, Richter und Geschäftsleute werden. Am Ende ermunterte jede Mutter ihr Kind dazu, in die "Finanzen" zu gehen.

Doch heute ist die Blase bei den Finanzen vorbei. Es wird vermutlich viele Jahre dauern, ehe die Werte auftauchen und die Preise anfangen zu steigen - sehen Sie sich einfach an, was beim NASDAQ passiert ist.

Oder sehen sie sich mein liebstes Beispiel an - Japan. Viele Leute haben gedacht, dass die japanischen Aktien eine einmalige Gelegenheit wären, als der Nikkei im Jahr 1990 einstürzte. Nun, in diesen Tagen sind sie ein noch besseres Schnäppchen.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" / goldseiten.de