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Verausgabung an allen Fronten

"Die Bäder, der Wein und die Venus verderben unsere Körper, aber die Bäder, der Wein und die Venus sind unser Leben..." - eine Inschrift, die sich auf einem römischen Grabstein befindet.

Ja, liebe Leser, ich bin in Rom. Ich habe den Wein genossen. Ich hatte das ein oder andere Bad - in meinem privaten Badezimmer. Und die Venus? Nun... dies ist eine Veröffentlichung für Familien. Heute Nachmittag will ich die Bäder von Caracalla besuchen, die am Anfang des Dritten Jahrhunderts von Caracallas Vater Septimus Severus erbaut und von seinem Sohn nach Severus Tod eingeweiht wurden.

"Sich verausgaben", ist kein lateinisches Wort. Es wurde praktisch erfunden, um zu beschreiben, was die Römer sich selbst... ihrem Reich... und ihrem Geld angetan haben. Aber zuerst die einfachen Fakten, die Nachrichten der vergangenen Woche einmal zusammengefasst:

Der Dow ist leicht gestiegen. Öl hielt sich stabil auf dem höchsten Wert aller Zeiten von 118 Dollar. Gold ist weiter gefallen.

Der Lärm im Finanzsystem ist so laut, dass es schwer ist, nachzudenken. Die Zeitungen sind voll von Ablenkungen und Absurditäten. Und man kann fast jeden Standpunkt, den man sich wünschen könnte, finden. Einige behaupten, dass die Zentralbanken gewinnen werden und dass der Aktienmarkt nicht gefallen ist, weil er bereit ist, wieder zu steigen und dass auch der Immobilienmarkt bald seinen Tiefpunkt hinter sich lassen wird.

"Die Angst vor einer Bankenpleite geht zurück", hieß es zuletzt in einer Schlagzeile der Financial Times. Andere behaupten, dass das Schlimmste immer noch vor uns liegt und dass der Aktienmarkt schrumpfen wird... dass Immobilienpreise um weitere 20% fallen werden und dass die gesamte Welt in eine gewaltigen Abschwung geraten wird.

"Der Preissturz bei den Immobilien könnte die Krise noch übertreffen", heißt es in einer Zeitung aus San Diego.

Ich selbst vertrete die mittlere Position - dass Finanzanlagen (darunter auch das Papiergeld), die Finanzindustrie, der Kreditzyklus, das Geldsystem des Dollar-Standards und die Vereinigten Staaten selbst in einem historischen Abschwung stecken... während sich die Schwellenmärkte, Gold und Rohstoffe in einem einmaligen Aufschwung befinden.

Wir haben schon von der Panik gehört, die die Verdopplung der Weizen- und Reispreise in China, Indien und anderen asiatischen Ländern verursacht. Doch vergangene Woche berichtete die Washington Times, dass diese Panik nun auch auf die Amerikaner übergreift. Der Artikel weist außerdem darauf hin, dass amerikanische Lebensmittelläden, die in großen Mengen an die Kunden verkaufen, in manchen Ländern ein Limit festlegen mussten, wie viel Reis ein Kunde in bestimmten Staaten kaufen kann. Die Amerikaner sind hinter die hohen Preise gekommen und befürchten, dass sich Angebotsengpässe aus dem Ausland nach Amerika ausbreiten könnten. Sie haben angefangen, das Lebensnotwendige wie Öl, Reis und Mehl einzulagern.

"Rohstoffpreise sind überall auf Niveaus, die viele in ihrem Leben noch nicht gesehen haben", sagte der Vorsitzende der CFTC, Walter Lukken. "Dieses Preisniveau, zusammen mit den Rekordenergiepreisen, hat die Verbraucher genauso wie viele Hersteller und Marktteilnehmer belastet, die den Futures-Markt verwenden um ihre Risiken zu verwalten." Kevin Kerr versichert, "dass diese Parade der Profite [bei den Rohstoffen], nicht so bald enden wird."

Wir wollen jedoch einen Blick auf die Schlagzeilen der vergangenen Woche werfen, anschließen kehre ich zu meiner Analyse zurück.

Verschlechtert sich der Immobilienmarkt? Nun, Sie haben bereits von dem Bericht aus San Diego gehört; es könnte noch schlimmer sein, als die Weltwirtschaftkrise. Von weiter oben an der Küste kommt die Nachricht der LA Times, dass Kalifornien unter Zwangsvollstreckungen auf Rekordniveau leidet. Und in Nevada erfahre ich aus der Lokalpresse, dass viele einstiege Haubesitzer gegenüber den neuen Besitzern nicht besonders zuvorkommend sind. Sie ruinieren das Haus, ehe sie es verlassen, schreibt die Zeitung, und gießen sogar Zement in die Rohrleitungen. Natürlich seien sie aufgebracht, fährt die Zeitung fort, denn sie haben das Gefühl, dass sie von der Hypothekenindustrie schlecht behandelt wurden.

Derweil hat es Jesse Jackson in Chicago in die Nachrichten geschafft. Er denkt auch, dass die Kreditgeber von der Hypothekenindustrie schlecht behandelt wurden. Er hat ein Moratorium auf Zwangsvollstreckungen gefordert.

Und gegenüber an der Ostküste schreibt die Washington Post, die Kreditgeber wären "überhäuft" mit rückständigen Krediten.

Teilsweise aufgrund des Risikos schlechter Zahler sind die Hypothekenzulassungen auf den geringsten Wert in zehn Jahren gefallen. Aber nicht all diese Zahler im Rückstand sind Hausbesitzer. Viele einstige Studenten, die Kredite aufgenommen haben, um durch das College zu kommen, finden es heute schwierig, die Kredite zurückzuzahlen. Kreditgeber werden gegenüber den Wissenschaftlern auch geiziger. Und die Bush-Regierung ist so alarmiert, wenn sie an all die Studentenparties denkt, die abgesagt werden müssen, dass sie schon vorgeschlagen hat, die Kredite der Studenten von den Kreditgebern zu kaufen.

Sie fragen sich, woher sie das Geld nehmen wollen? Nun, natürlich von den Steuerzahlern. Und wer sind die Steuerzahler? Natürlich die Eltern der Studenten. Warum lässt man dann nicht die Eltern das Geld behalten und selbst für die Ausbildung ihrer Kinder zahlen? Ach, nun hör schon auf, du alter Tattergreis...


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" / Goldseiten.de