Die wahre chinesische Wirtschaft
Die Verbindung zwischen dem Yuan und dem Dollar hat schon einen langen Weg hinter sich, wenn es darum geht, Beständigkeit zu sichern. Das chinesische Wirtschaftswachstum - und ich würde sagen, jegliches Wachstum - ergibt sich unter der Schutzherrschaft einer stabilen Währung.
Aber die Anbindung an den Dollar kostete in jüngster Zeit ihren Preis. Die amerikanischen Politiker haben einen schwachen Dollar ermöglicht. Die Zentralbank hat ihrerseits am 11. März eine Finanzspritze von weiteren 200 Milliarden Dollar verkündet. Die jüngsten Finanzierungen entsprechen den 200 Milliarden Dollar, die Ben Bernanke am siebten März freigegeben hat.
Der Dollar selbst wusste nicht, was er davon halten sollte (400 Milliarden Dollar in vier Tagen). Andernfalls muss er in einer eher schrecklichen Verweigerung stecken. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg ist es riskanter amerikanische Schatzanleihen zu besitzen als deutsche Anleihen. Auf Basis der Kredit-Default-Swaps, die verwendet werden, um auf die Fähigkeit der Regierungen zu wetten, ihre Schulden zurückzuzahlen, hat die zehnjährige Anleihe am 12. März einen Rekord von 16 Basispunkten erreicht.
Die deutschen Anleihen werden für 15 Basispunkte getradet. Auch das ist ein Rekord. Ein Rückgang dieser Margen zeigt die wachsende Zuversicht, dass die Regierung in der Lage ist, zu zahlen… ein Anstieg zeigt das Gegenteil.
"Das öffnet einen wirklich die Augen", schreibt mein geschätzter Kollege Chris Mayer. "Der Konsens am Markt ist, dass die Chance einer Zahlungsunfähigkeit größer ist, wenn man in die amerikanischen Schatzanleihen investiert, als wenn man in die deutschen Anleihen investiert." Vertreter aus Peking müssen darüber immer noch die Köpfe schütteln. China besitzt mehr als 387 Milliarden Dollar in Schatzanleihen.
Für China bedeutet ein schwacher Dollar dass entscheidende Importe (Weizen, Mais, Eisen und Soja) teurer werden. Teure Importe bedeuten höhere Preise. Höhere Preise bedeuten mehr Inflation. Mehr Inflation bedeutet weniger Stabilität. Der chinesische Premierminister Wen Jiabao sprach die entsprechende und die entgegengesetzte Reaktion auf der anderen Seite des Planeten an. "Die erste Aufgabe für die makroökonomische Regulierung in diesem Jahr", so sagte er, besteht darin, "dass wir verhindern, dass aus einem schnellen wirtschaftlichen Wachstum ein überhitztes Wachstum wird und dass wir die strukturellen Preissteigerungen davon abhalten, sich zu einer nennenswerten Inflation auszuweiten."
"Bei seiner jährlichen Ansprache vor den chinesischen Gesetzgebern, nannte Wen deutlich die steigenden Rohstoffpreise und die daraus folgenden Lebensmittelknappheiten als Chinas politisches Thema Nr. 1 im Jahr 2008." Also stellt Peking selbst fest, dass man in einer Klemme steckt. Nach vorne weisend, würde die Wertsteigerung des Yuan sicherlich dazu beitragen, dass man die steigenden Preise abschwächt (die Rohstoffimporte wären dann günstiger).
Exportabhängigkeit hat diese Politik jedoch vereitelt. Auf der anderen Seite bedeutet ein Schutz der Exportindustrie durch eine Durchsetzung der Anbindung des Yuan an den Dollar lediglich, dass sich die weitere Inflation noch verschärft, solange der Dollar weiterhin rutscht.
In der Zwischenzeit ist Peking auf Preiskontrollen verfallen. Aber die Preiskontrollen sind nicht mehr, als ein kurzfristiges Notbehelf. Preiskontrollen verringern den Anreiz, im Großen Stile zu produzieren. Daraus entstehen Knappheiten, und die Preise steigen dadurch nur noch weiter.
© Christopher Hancock
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily" / Goldseiten.de