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Eine ganz normale Woche

Wöchentlicher Kommentar
von Frank Meyer um 17:50:05 Uhr

Der DAX wollte in dieser Woche wieder mal steigen. Eigentlich ist nichts Besonderes passiert, bis auf die Deutsche Telekom, aber das hat mit der Börse nicht unmittelbar etwas zu tun. "Deutschlands konzerne: Huren, Schmiergeld Spionage" titelt MMNews. Es ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen in höheren Etagen. Vielleicht gibt es später ein paar Strafen. Wenn sich das Geschrei gelegt hat und man sich auf andere Schweinerein in anderen Konzernen konzentriert, zahlt man eben eine Strafe, die mit bislang 300.000 Euro gedeckelt ist. Das begleicht der Rosa Riese aus der Portokasse. Danach heißt wieder business as un-usual. Kundenaschwund, Margendruck und vielleicht wieder die Frage, die Stasi-Kom aus dem Aktiental der Tränen kommen will. Vielleicht rückt sie mir als Journalist mein Bewegungsprofil noch heraus, sollte es eins geben. Wundern würde mich nach dem heutigen Kenntnistand gar nichts mehr. Dann müsste ich mein Fahrtenbuch nicht mehr selbst führen. Auch nett!
Während viele darauf warten, dass der DAX jetzt ein weiteres Kaufsignal zeigt und dann bis 7500 Punkten steigt, bricht an der anderen Ecke gerade der Rentenmarkt weg. Der vermeintlich sichere Hafen wirft eben doch zu wenig ab. Er scheint sich der Inflation geschlagen zu geben und schreit jetzt nach mehr Rendite. Der Bund-Future ist wieder unter 112 Prozent gefallen, die Umlaufrendite steigt auf 4,5 Prozent. Gleiches Bild in Amerika. Wer borgt schon sein Geld für 4-5% im Jahr einem, der hoffnungslos verschuldet ist? Schlechtes Geschäft. Der Rentenmarkt begreift es jetzt offenbar. Noch ziert sich der DAX die nächste Hürde bei 7210 zu überspringen. Bei den jetzt immer stärker wirkenden neuen Geldmengen scheint das nur eine Frage der Zeit zu sein. Wo soll man sein Geld (soweit vorhanden) auch hinbringen, fragt manch Händler auf dem Frankfurter Parkett. Rentenmarkt? Pfui! Einige von ihnen empfehlen Goldmünzen. Man kann ja nicht wissen.
Wie wir von unserem Bundespräsidenten erfahren konnten, hat sich die Finanzwirtschaft längst von der Realwirtschaft abgekoppelt. Wieso sollte der DAX nicht auf 10.000 oder 30.000 Punkte steigen? Wenn ein Bier dann 10 Euro kostet, ist die Welt doch für einige wieder in Ordnung. Oder? Die Geldmenge M3 in der Eurozone wächst wieder mit 10,6% im Jahr. Das schreit nach Inflation. Die Geldmenge M1, ein recht zuverlässiger Konjunkturindkator wächst nur noch um 2,5 %. Das schreit nach dem Ende des Aufschwungs. In der Summe könnten die recht behalten, die ein Stagflationsszenario an die Wand malten. Wir werden sehen.
Gold und Silber sind ein extra Thema. Kein anderer Kursverkauf zeigt derart gewaltige Einbrüche, immer dann wenn die Edelmetalle zum Steigen ansetzen wollen. Es sind politische Metalle, liest man an vielen Stellen. Vielleicht ist das ja eine Erklärung. Gold würde anzeigen, dass irgendwo Gefahr in Verzug wäre. Öl lässt man steigen – Gold nicht. Komisch. Das Verhältnis Gold zu Öl ist inzwischen auffallend niedrig. Entweder fällt Öl bald kräftig zurück oder Gold steigt kräftig an. Doch es ist schon mehr als auffällig, wenn ohne eine Nachricht wie durch „Zauberhand“ mal fünf Prozent in den Abgrund geschickt wird und das drei Tage am Stück. So gesehen bei Silber am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. An den Fundamentaldaten hat sich unterdessen nichts verändert. Die Realverzinsung ist weiter dick negativ. Und leider kann man Gold und Silber noch nicht aus dem Nichts zaubern, im Gegensatz zu den anderen Anlageklassen auf Papierbasis.
Schmunzeln musste ich beim täglichen Kommentar von Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank. Er kommentierte die in sich widersprüchlichen Wirtschaftsdaten mit einem Lied aus dem Jahr 1842
Die Gedanken sind frei
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!
Schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr
Frank Meyer
© Frank Meyer

Quelle: http://blog.frank-meyer.tv/