Wenn die laufenden Kosten anfangen weh zu tun
"Immobilien und Inflation werden beide schlimmer", heißt es in einer Schlagzeile von MarketWatch.
Wenn man keine Ölquelle und keine Goldmine besitzt, dann war es bislang ein schlechtes Jahr. Von den 52 weltweit führenden Aktienmärkten sind bislang 49 in diesem Jahr gefallen. Irland hat beispielsweise 15% des Wertes des Wertpapiermarktes verloren. Vietnam wurde zermalmt und in Hanoi ist jeder Tag ein Abwärtstag.
In den Vereinigten Staaten hat der Rückgang der Aktienkurse die Investoren in diesem Jahr schon fast eine Billion Dollar gekostet. Die Verluste bei den Immobilien sollen ungefähr ein Drittel dessen ausmachen. Aber das ist erst der Anfang.
Seit 2006 soll der Wert der amerikanischen Immobilienaktien um 16% gefallen sein. Case/Shiller, die Experten für Immobilientrends gehen davon aus, dass es weitere Einbußen von 15% geben wird, ehe der Immobilienmarkt 2010 den Tiefstwert erreicht. Und das bedeutet einen weiteren Haarschnitt von 3 Billionen Dollar für die amerikanischen Haushalte.
Sie werden sich vielleicht erinnern - denn wie könnte man das vergessen - dass die amerikanische Finanzierungslücke ungefähr 57 Billionen Dollar beträgt... und dass die offiziellen Staatsschulden" der Bundesregierung allein mit einer Geschwindigkeit von 1,4 Milliarden Dollar am Tag steigen.
Man kann schon jetzt sehen, dass das Land im Grunde genommen bankrott ist - mit mehr Verpflichtungen als Vermögenswerten.
Doch auf der Seite der Vermögenswerte werden bei diesem Hebel noch nicht die Werte der Regierungsimmobilien erfasst - wie z.B. das Weiße Haus oder das Pentagon - die in einem Notfall an die arabischen Sovereign Wealth Funds verkauft werden könnten.
Einen Notfall wird es vermutlich geben, und vielleicht wollen die Regierungsvertreter schon einmal einige Schätzungen einholen.
Aber es sind die Immobilien, über die ich heute schreibe möchte, und nicht der drohende Konkurs der Vereinigten Staaten von Amerika. Hinsichtlich des Daches über ihrem Kopf, haben die Amerikaner vermutlich keine Illusionen. Aber was das andere Dach anbelangt - das zweite Dach - das sie gekauft haben, um von dem größten Boom der Hauspreise in 100 Jahren zu profitieren, habe ich das Gefühl, dass wir kurz vor einer Enthüllung stehen.
Eine wichtige Einsicht dämmert ihnen, wie ein Tiger, der durch die Büsche kommt... bereit, einen in Stücke zu reißen.
Auch ich wurde von dieser Einsicht am Wochenende schwer getroffen. Ich will sie heute daran teilhaben lassen, in den Worten eines erleuchteten Wirtschaftswissenschaftlers, so dass meine geschätzten Leser nicht unvorbereitet davon getroffen werden. In zwei Worten: Häuser nerven.
Das, was Investoren negative carry" (negativer Übertrag) nennen, macht Häuser als Eigentum zu einer schrecklichen Sache. Wenn die Hauspreise steigen, dann merkt man den Übertrag" meist nicht, weil die Kapitalgewinne sie ausgleichen. Aber wenn die Hauspreise fallen, dann muss man nicht nur den Kapitalverlust einstecken... dann fallen einem auch die Unterhaltungskosten auf.
Man kann eine Aktie besitzen, ohne dass man dafür Grundsteuer bezahlen muss. Man sollte hier sogar einen positive carry" haben - davon ausgehend, dass die Aktie auch irgendwelche Dividenden bringt. Es gibt beispielsweise Bankaktien, die bringen Dividenden von 5%, 6%... oder 8%. Mit anderen Worten wird man bezahlt, weil man die Aktie besitzt.
Das gleiche gilt für Anleihen - positive carry. Man sammelt seine Coupons... und hofft, dass die Erträge fallen, so dass man mit der Anleihe selbst Kapitalgewinne macht. Unternehmen, Partnerschaften, gewerbliche Immobilien - sie alle produzieren - oder sollten zumindest - positive carry. Selbst ein Haushund kann eine Art positive carry hervorbringen... man muss ihn zwar füttern, aber er leckt einem dafür wenigstens die Hand. Und eine Ehefrau... ach, egal...
Aber ein Haus? Es könnte zwar einen positiven Übertrag produzieren, wenn man es billig genug gekauft hätte und es an gute Mieter vermietet hätte. Doch wird der Übertrag negativ... wird er im großen Stile negativ. Ich werde Ihnen demnächst etwas von dem negativsten Übertrag in der Geschichte der Immobilien erzählen...
Aber heute will ich nur feststellen, dass Hausbesitzer eifrig darum bemüht sind, einen Teil der Kosten des negative carry an jemanden anders weiter zu geben. In England wurde einer der größten Kreditgeber verstaatlicht. In Amerika liegen die privaten Hypotheken am Boden... die von der Regierung gesicherten Hypotheken nehmen ihren Platz ein.
Von der Regierung unterstützte Unternehmen haben im letzten Quartal des Jahres 2007 81% der Hypothekenkredite ausgestellt - mehr als das Doppelte dessen, was sie zum Gipfel des Immobilienbooms erreicht haben. Und die Federal Home Loan Banks besitzen fast eine Billion der Hypothekenkredite.
Die Sozialisierung des Hypothekengeschäfts ist vermutlich eine Idee, die bei jedem Abwärtstrend der Immobilienpreise Stimmen für die Parteien bringt und das lässt sich in einem Wahljahr nicht verhindern. Im Grunde genommen ist es so, dass Amerika die eigenen Reserven mit Hypotheken pflastert und die Mitgliedsbanken dazu ermuntern, großzügiger zu verleihen, während China die Bedingungen für die Bankenreserve erhöht... und die eigene Zentralbank mit Truhen von Dollars, Pfund und Euros auffüllt.
Und so sehen sich die Leute im Land der Freiheit nach ihrer Regierung um, nicht nur wenn es um Unterstützung bei Medikamenten und Renten geht, sondern auch, wenn es um Lebensmittel geht (eine Rekordzahl der Amerikaner erhält heute Lebensmittelmarken) und um Immobilien. Ohne die Regierung hinter der Hypothekenindustrie - ohne Fed, Fannie, Freddie, die FHA und die FHALB, und die Hypothekensteuerkredite - würden sie den vollen Preis für das Dach über ihren Köpfen bezahlen müssen.
Das will niemand... und kein Kandidat wird je vorschlagen, dass sie das tun sollten...
© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" /Goldseiten.de