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US-Notenbank plant neue Hilfen für Geldhäuser

Die weltweite Kreditkrise kehrt mit Wucht zurück - in Europa bricht die Baubranche ein, weltweit sacken Finanzaktien ab. Die US-Notenbank startet jetzt einen Notfallplan: Sie will Wall-Street-Banken länger als ursprünglich vorgesehen frisches Geld zur Verfügung stellen.


Hamburg - Die internationale Finanzkrise ist noch längst nicht ausgestanden. "Wir beobachten die Entwicklung an den Finanzmärkten sehr genau", sagte Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve. Um den betroffenen Instituten zu helfen, "denken wir über verschiedene Optionen nach".
Konkret plant die Fed, den größten Wall-Street-Banken länger als bislang vorgesehen zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen. Eigentlich sollte es frisches Zentralbankgeld nur bis Herbst 2008 geben, nun könnte die Fed zusätzliche Mengen auch über den Jahreswechsel hinaus anbieten. "Dies gilt für den Fall, dass die ungewöhnlichen Umstände anhalten, die derzeit die Liquiditätslage bestimmen", sagte Bernanke.
Die Fed war den Banken auf dem Höhepunkt der Finanzkrise beigesprungen. So hatte sie den großen Instituten eine leichtere Refinanzierung bei der Notenbank ermöglicht. Dieses Programm soll nun offenbar fortgesetzt werden.
An den Aktienmärkten wurde Bernankes Ankündigung mit Erleichterung aufgenommen. Der Dax konnte seine anfänglichen Verluste etwas reduzieren, am Abend schloss der Index mit 1,4 Prozent im Minus.
Bankaktien gehörten trotzdem zu den großen Verlierern. Auslöser waren Aussagen der Präsidentin der regionalen US-Notenbank von San Francisco, Janet Yellen. Sie hatte gewarnt, dass sich der Rückgang der Immobilienpreise noch bis weit in das Jahr 2009 fortsetzen dürfte. "Die Anleger sind sehr nervös und befürchten eine Ausweitung der Finanzkrise", sagte Marktanalyst Jochen Intelmann von der Hamburger Sparkasse.
Für die Aktien von Hypo Real Estate ging es bis zum Abend knapp 3,4 Prozent nach unten, Titel der Commerzbank verloren 1,7 Prozent. Die Papiere der Deutschen Bank verbilligten sich um 2,6 Prozent. Aktien der Deutschen Börse brachen sogar um 7,7 Prozent ein.
Ein Analystenkommentar von Lehman Brothers verunsicherte die Investoren zusätzlich. Der Studie zufolge stehen bei US-Hypothekenfinanzierern weitere Kapitalerhöhungen in zweistelliger Milliardenhöhe an.
Am Montagabend waren neue schwere Turbulenzen bei den US-Immobilienkreditfirmen Fannie Mae und Freddie Mac bekannt geworden. In den vergangenen neun Monaten schrieben die Institute zusammen Verluste von rund elf Milliarden Dollar. An der Börse stürzten die Aktien beider Gesellschaften dramatisch ab. Bei Fannie Mae belief sich das Minus am Montag auf mehr als 16 Prozent, bei Freddie Mac waren es knapp 18 Prozent.
Erst am Sonntag hatte eine Studie für Aufregung gesorgt. Demnach droht der Finanzbranche ein schwindelerregender Verlust von 1,6 Billionen Dollar. Dies berichtete die Schweizer "SonntagsZeitung" unter Berufung auf eine vertrauliche Studie des Hedge-Fonds Bridgewater Associates. Bisher hätten die Kreditinstitute nach Rechnung von Bridgewater weltweit erst Verluste von rund 400 Milliarden Dollar zugegeben.
Die Kreditkrise erfasst mittlerweile nicht nur die Finanzbranche, sondern auch die Realwirtschaft. Nach einer Studie des Münchner Ifo-Instituts leidet unter anderem die europäische Bauwirtschaft. In den kommenden beiden Jahren stehe der Branche voraussichtlich eine Schwächephase mit einem Wachstum von nur noch 0,5 Prozent bevor. Dabei werde vor allem der Wohnungsbau in Mitleidenschaft gezogen. Von 2005 bis 2007 war der Bau in Europa noch um mehr als 2,5 Prozent pro Jahr gewachsen.

EU kontrolliert Rating-Agenturen
Hart trifft es vor allem Großbritannien: Das zweitgrößte britische Hausbau-Unternehmen Persimmon bekommt die Immobilienkrise voll zu spüren - der Umsatz sackte im ersten Halbjahr 2008 um 34 Prozent ab. Persimmon will nun 1100 Mitarbeiter entlassen.
Das Immobiliengeschäft in Großbritannien ist von fallenden Hauspreisen und einem reduzierten Hypothekenangebot belastet. Am Dienstag teilte der Council of Mortage Lenders mit, dass die Zahl der Darlehen im Mai zwar um vier Prozent gegenüber April gestiegen sei. Doch verglichen mit Mai 2007 sei noch immer ein Minus von 44 Prozent festzustellen.
Die EU-Finanzminister ziehen aus der Finanzkrise nun Konsequenzen: Sie wollen Rating-Agenturen genauer auf die Finger schauen. Die Minister unterstützen damit den Plan der EU-Kommission, die Agenturen in Europa erstmals unter Aufsicht zu stellen. Die französische Finanzministerin und EU-Ratspräsidentin Christine Lagarde sagte, die Kreditwächter müssten sich künftig bei einer Aufsicht registrieren lassen. Diese werde dann überwachen, ob die bisher auf Freiwilligkeit beruhenden Regeln eingehalten würden. Die Kommission will im Oktober klare Bedingungen formulieren.
Rating-Agenturen bewerten die Kreditqualität von Finanzprodukten. Ihnen wird eine Mitverantwortung für die Finanzkrise vorgeworfen, weil sie das Ausmaß notleidender Kredite ganz offensichtlich verkannt hatten.

Quelle: http://www.spiegel.de