US-Notplan verpufft an Märkten
Die milliardenschwere Rettungsaktion für die angeschlagenen US-Hypothekenfinanzierer hat die Sorgen der Märkte wegen der Kreditkrise nicht zerstreuen können. Auch der Bundesfinanzminister macht sich Sorgen.
US-Regierung und -Notenbank präsentierten in der Nacht zu Montag ein umfangreiches Notpaket, um die Branchenführer Fannie Mae und Freddie Mac vor dem Kollaps zu bewahren. Nach zunächst positiver Reaktion drehten die US-Aktienmärkte am Montag ins Minus.
Die beiden Finanzierer decken mit Schuldverschreibungen von 5000 Mrd. $ fast die Hälfte des US-Hypothekenmarkts ab. Der Notplan sieht vor, dass der staatliche Kreditrahmen für die Institute von heute 2,25 Mrd. $ vorübergehend angehoben wird. Zudem ist Washington erstmals bereit, Anteile an den Unternehmen zu kaufen, um deren Kapitalbasis zu stärken. Der US-Kongress muss den Maßnahmen noch zustimmen.
Ein dritter Teil des Rettungspakets tritt sofort in Kraft. Die US-Notenbank Fed öffnet ihr Diskontfenster für Fannie Mae und Freddie Mac. Die Institute können nun bei Bedarf zum aktuellen Diskontsatz von 2,25 Prozent Kredit bei der regionalen Fed New York bekommen. Als Sicherheiten müssen sie US-Regierungs- oder -Bundesanleihen hinterlegen.
Die Stabilität von Fannie Mae und Freddie Mac sei wichtig, um das Vertrauen in das amerikanische Finanzsystem zu erhalten, sagte US-Finanzminister Henry Paulson. Gleichzeitig bekräftigte der Politiker, dass die beiden halbstaatlichen Häuser trotz der geplanten Rettungsmaßnahmen börsennotiert bleiben sollen.
Fannie Mae und Freddie Mac begrüßten die Hilfsangebote. Als wichtiger Test für das Vertrauen der Märkte galt am Montag eine Versteigerung kurzfristiger Anleihen von Freddie Mac im Volumen von 3 Mrd. $. Die Nachfrage entwickelte sich normal, was Investoren als positives Zeichen werteten.
Regionale Banken stürzen ab
Nach Ende der Auktion am Nachmittag gaben die Aktien der Hypothekenfinanzierer ihre zuvor verbuchten Gewinne allerdings wieder ab und notierten zeitweise deutlich im Minus. Auch der Aktienindex S&P 500 drehte nach anfänglichem Aufwärtstrend deutlich ins Minus. Vor allem die Aktien regionaler Banken stürzten ab. Sie gelten als besonders bedroht von der Kreditkrise.
"Die Märkte haben sich zunächst erleichtert gezeigt", sagte der Analyst Arthur Hogan von Jefferies & Company der "New York Times". "Nach genauerem Hinsehen sind wir aber zum Schluss gekommen, dass die Regierung unsere Sorgen um die Wirtschaft nicht entkräften kann."
David Rosenberg, US-Chefvolkswirt der Investmentbank Merrill Lynch, bezeichnete das Öffnen des Diskontfensters als "Schlüsselmaßnahme" des Pakets, vor allem, weil sie sofort wirkt. Ursprünglich stand das "Notfallfenster" nur US-Geschäftsbanken offen. Nach der Pleite der fünftgrößten US-Investmentbank Bear Stearns, die Mitte März von der Fed gerettet werden musste, hatten die US-Währungshüter es auch für Investmentbanken geöffnet.
Die Schuldverschreibungen von Fannie Mae und Freddie Mac entsprechen über einem Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts. In der vergangenen Woche hatten beide Häuser nach Insolvenzgerüchten die Hälfte ihres Börsenwerts verloren. Experten gehen davon aus, dass die Institute weitere Kapitalspritzen in Milliardenhöhe benötigen.
Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück äußerte sich beunruhigt über die Krise der Hypothekenfinanzierer. "Uns macht das große Sorgen", sagte er im ZDF.
Quelle: www.ftd.de
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