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Der Sommer ist vorüber

Sie fragen sich vielleicht schon, was in Europa los ist. In England regnet es. Was ist denn mit dem Sommer los", wollte ich wissen. Ach, der ist schon seit Mai vorbei", kam die Antwort.

Der Sommer scheint auch in der britischen Wirtschaft bereits vorbei zu sein. Ein Bericht in der Zeitung sagt mir, dass die Lebensmittelpreise um fast 10% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Derweil fallen die Immobilienpreise - in der schnellsten Geschwindigkeit seit 24 Jahren.

Wie Sie sehen, ist der typische Brite, genauso wie der typische Amerikaner, im Niemandsland gefangen... mit einer Inflation, die einerseits die Kaufkraft lähmt, und einer Deflation, die die Vermögenswerte auf der anderen Seite unterwandert. Letzten Endes wird er weniger Geld haben... und das wird ihn weniger weit bringen.

Und das ist das Neueste von meinen Kollegen aus London:

Es scheint einen mehr oder weniger fairen Kampf zwischen den Staaten und uns gegeben zu haben, darüber, wer zuerst in eine Rezession stürzt. Aber innerhalb der letzten Wochen hat sich ein weiterer starker Bewerber um diesen Preis dazu gesellt. Die Eurozone sieht aus, als könnte sie eine Dosis Rezession abbekommen, noch ehe es die Vereinigten Staaten oder das Königreich treffen wird."

Jeder, der Spaniens notleidende Wirtschaft im Blick hatte, wird nicht überrascht sein, festzustellen, dass die Eurozone wirklich in Schwierigkeiten steckt. Der spanische Immobilienmarkt bricht ein - die Verkaufszahlen sind gegenüber dem Gipfel um 34% eingebrochen, sagen die jüngsten offiziellen Zahlen - und das Bankenwesen steht an der Klippe, heißt es von Morgan Stanley."

Jetzt steht Spanien vor einem folgenschweren Konjunkturrückgang... wenn auch erst in den frühen Phasen, auf die vermutlich noch viel Schmerz im Jahr 2009 folgen wird", sagt die Anlagebank und fährt mit der Warnung fort, dass die Wahrscheinlichkeit eines Krisenszenariums ähnlich dem der frühen Neunziger, steigt."

Derweil erreichen die Arbeitslosenzahlen bereits 10,4% und der Finanzminister des Landes hat zuletzt zugegeben, dass die wirtschaftliche Situation schlimmer ist, als alle vorhergesagt haben... wir dachten, es würde langsam passieren, aber es hat uns schneller getroffen."

Es geht aber nicht nur um Spanien. Auch in Irland brechen die Hauspreise rapide ein, und in Dublin haben wir es mit zweistelligen Preiseinbrüchen zu tun. Neubauten befinden sich auf dem geringsten Wert in fünf Jahren. Und auch in Italien sieht es an der wirtschaftlichen Front auch nicht allzu gut aus. Am vorvergangenen Wochenende hat Premierminister Berlusconi gesagt, er würde jetzt die Regierungsausgaben drastisch kürzen, weil die Steuereinnahmen zurückgegangen sind.

Aber wir wollen gerecht sein. Schwierigkeiten in diesen Ländern sind nicht wirklich eine Überraschung. Irland hat nach Problemen gesucht, seit das Land der Eurozone beigetreten ist, die geringen Zinssätze haben auch noch Öl in die eh schön lodernde Wirtschaft gegossen. Das Gleiche auch in Spanien. Und was Italien anbelangt, so ist man da nie weit von wirtschaftlichem Ärger entfernt.

Aber mit Sicherheit wirken doch die Länder im Herzen der Eurozone - Frankreich und Deutschland, mit anderen Worten - etwas stabiler? Nun, es sieht nicht so aus. Nachdem man sich in der ersten Hälfte noch recht gut gehalten hat, fällt seit Mitte Juli das Geschäftsvertrauen abrupt, nachdem der deutsche ZEW Indikator zur Bemessung der wirtschaftlichen Stimmung plötzlich und unerwartet auf ein Rekordtief einbrach. Und auch die französische Zuversicht ist gefallen.

Und dann ist die Aktivität in der gesamten Eurozone deutlich schärfer eingebrochen, als die Experten vermutet hätten, auf den geringsten Wert seit März 2003.

Darüber hinaus scheinen europäische Unternehmen ihren Schulden nicht mehr nachkommen zu können, sagt Dresdner Kleinwort, die davon ausgeht, dass bis zu 6-7% der unternehmerischen Schuldner im nächsten Jahr nicht in der Lage sein werden, ihre Schulden rechtzeitig zu bezahlen. Gegenüber Juni ist das ein Anstieg um das Zehnfache und laut Moody"s Investors Service das höchste Maß der Zahlungsunfähigkeit der Juli 2003.

Berücksichtigt man zudem noch den Rückgang der Verkaufszahlen des Einzelhandels um 0,6% für diese Region und schon sieht das Bild, das vor uns auftaucht, nicht mehr ganz so rosig aus. Denn jetzt hat sich die Sache so sehr verschlechter, dass es so wirkt, als wird die Eurozone mit rapide wachsender Sicherheit die Briten auf dem Weg in die Rezession noch schlagen.

All das weist auf einen Ausverkauf des Euro hin. Die Alternativen sind natürlich nicht zu großartig, wenn sowohl die Vereinigten Staaten als auch das Vereinigte Königreich darum zu kämpfen scheinen, wer der hoffnungslosere Fall ist. Aber um eine der ältesten Binsenweisheiten des Marktes zu zitieren, sind die Währungen ein "Nullsummenspiel".

Wenn eine Währung einbricht, dann muss eine andere steigen. Und wenn es auch schwer ist, überzeugend für den Dollar zu argumentieren, oder auch das Pfund, dann deuten doch alle Anzeichen vom Kontinent darauf hin, dass hier noch schwerwiegendere Probleme bevorstehen.

Der Anleihenfondsmanager von Pimco, Bill Gross, hat zuletzt gesagt, dass er keinen Grund für die Überbewertung des Euro gegen den Dollar von 25 bis 30% sähe", während BNP Paribas auch bekannt gaben, dass wir gegenüber dem Euro zunehmend auf fallende Tendenz spekulieren."

Und vielleicht auch gegenüber dem Sterling, der über die letzten fünf Jahre dazu tendierte, sich mehr oder weniger auf der gleichen Linie wie der Dollar zu bewegen.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"