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Was ist mit der Stagflation los?

Als die große Nachricht am Anfang der vergangenen Woche lautete, Gold sei um 36,50 Dollar auf 828 Dollar gefallen, fragte ich mich, was das für meinem Trade des Jahrzehnts bedeuten würde. Mein Trade des Jahrzehnts - Gold kaufen, Aktien verkaufen - hat immer noch anderthalb Jahre vor sich. Es sieht so aus, als hätte ich diesen Trade schon vor einigen Monaten beenden sollen, als Gold noch in Richtung 1.000 Dollar drängte.

Was ist hier los?

Nun, es scheint so, als würden die Regierungsvertreter die Schlacht verlieren. Wir haben das Stag"... aber nicht die flation". Überall auf der Welt, in fast jedem Wirtschaftssektor, fallen die Preise. Die Inflation ist auf der Flucht - oder so wirkt es heute.

Die Immobilienpreise fallen in Amerika, in Großbritannien, in Australien, Irland und Spanien. Ich weiß nicht, wie es an den anderen Märkten ist. Es heißt, in Brasilien und in anderen Schwellenländern würden sie noch steigen. Aber ich würde nicht darauf wetten wollen.

Die Rohstoffpreise fallen nun schon seit ungefähr zwei Monaten. Nachdem Öl einen Höchstwert von 147 Dollar erreichte, rutscht der Preis jetzt ab, auf bis zu 114 Dollar

Die Aktienmärkte sind weltweit gefallen. Die meisten Indizes haben in diesem Jahr bislang 15 bis 20% verloren, abgesehen von China, der Index hat sich halbiert.

Selbst der Dollar zeigt Anzeichen einer Deflation - er steigt! Es ist nicht nur so, dass das, was man für den Dollar kaufen kann, billiger wird, er gewinnt auch gegenüber seinem Erzfeind, dem Euro, wieder Boden unter den Füßen.

Die Inflationsrate wird fallen", sagte ein Ökonom von Lehman Bros. Die meisten Kollegen stimmen ihm zu. Und genauso die Investoren. TIPS sind amerikanische Schatzanleihen, die an die Inflation angepasst werden. Investoren zahlen dafür extra, um den Schutz der Inflationsanpassungen durch die Regierungen genießen zu können. Deswegen ist die Ertragsspanne zwischen diesen Papieren und den normalen Schatzanleihen über zehn Jahre ein gutes Maß dafür, wie viel Inflation die Investoren erwarten. Und aktuell sind die Erträge auf den geringsten Punkt in fast fünf Jahren gefallen.

Was ist der Grund für diese beachtliche Niederlage der Inflation? Wie kommt es, dass die Zentralbanken und die Finanzbehörden das, was sie am besten können, nicht besser machen? Die jüngsten Zahlen haben gezeigt, dass sie sich die größte Mühe geben. Die Geldmenge steigt weltweit um ungefähr 20% im Jahr - fünfmal schneller als das Wirtschaftswachstum. Der Theorie zufolge folgt, wenn die Geldmenge schneller steigt als die Güter und Dienstleistungen, eine Inflation. Ist die Theorie jetzt falsch? Oder geht da noch etwas anderes vor sich?

Ja, da geht auch noch etwas anderes vor sich. Die Weltwirtschaft kühlt ab. Nachdem sie so lange so heiß gelaufen ist, bläst jetzt ein kühlerer Wind. Das hat vor fast genau einem Jahr begonnen - am 9. August 2007 - als die Geschichte mit den minderwertigen Krediten gescheitert ist. Zuerst gerieten die Hausbesitzer in Schwierigkeiten. Dann folgten die Bauunternehmer. Und dann die Kreditgeber. Und dann die Investoren, die den Kreditgebern ihr Geld geliehen hatten. Und das Problem kletterte die Finanzleiter hinauf, wie ein Kreuzritter die Mauern von Konstantinopel.

Eine lange Zeit sah es so aus, als würden die angesagten Ökonomien im Nahen Osten... und die Rohstoffhersteller in der Lage sein, das aufzuhalten. Die Weltwirtschaft hatte sich entkoppelt" sagte man - wobei die Schwellenländer weiter wuchsen, während sich die alten Wirtschaftssysteme Europas und Nordamerikas in einer Konjunkturabschwächung befanden. Aufgrund dieser gewaltigen zusätzlichen Nachfrage, die sich vor ihnen auftat, sind die Rohstoffmärkte auch weiterhin gestiegen... obwohl der Aktienmarkt und der Immobilienmarkt eingebrochen sind.

Aber jetzt sieht es so aus, als würde keiner verschont bleiben. Alles fällt. Gold, Aktien, Immobilien, Kupfer, die Inflation, die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts, die Verbraucherausgaben, die Autoverkaufszahlen, die Beschäftigungszahlen, die Hausverkäufe, die Hauspreise - alles.

Und im Vergleich zu all dem... steigt der Dollar.

Aber was bedeutet das? Nun, das weiß niemand...

Expansionen sind normalerweise inflationär. Schrumpfungen sind normalerweise deflationär. Aber das war schon bekannt. Was wir nicht wussten ist, ob in den Schwellenmärkten genug Saft stecken würde, um die Weltwirtschaft weiterhin wachsen zu lassen.

... und ob die Regierungen wirklich re-inflationieren können - mit ihren Finanzspritzen, ihre milden Gaben und ihren monetären Ausweichmanövern. Die Antwort auf diese Fragen scheint ein Nein" zu sein. Aber diese Angelegenheit ist noch lange nicht abgeschlossen. Kein Wirtschaftswissenschaftler hat es je mit einem weltweiten Geldsystem zu tun gehabt, wie dem heutigen. Niemand weiß, wie es auf den Druck einer großen Schrumpfung reagieren wird. Also halte ich noch ein wenig länger an meinem Gold fest... und warte ab, was als nächstes passieren wird.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" /Goldseiten.de