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Die nächste Krise wird tödlich sein
Die Welt ächzt unter der Finanzkrise, dabei könnte das Schlimmste noch kommen. Es geht um Wertpapiere, die kaum jemand kennt – und um die unvorstellbare Summe von 54 Billionen Dollar. Von FOCUS-Korrespondent Jürgen Schönstein (New York)

Vor wenigen Tagen musste die US-Regierung entscheiden, den Versicherungskonzern AIG zu retten oder in die Pleite zu entlassen. Nur kurz zögerte Finanzminister Hank Paulson, dann war klar: AIG darf nicht sterben – hat sich aber schleunigst unter staatliche Fittiche zu begeben. Gut möglich, dass dieser Akt die Welt vor dem Kollaps bewahrt hat – zumindest vorläufig.

AIG ist einer der größten Spieler in einem Markt, in dem die nächste Zeitbombe tickt: im Markt für Credit Default Swaps (CDS). Der legendäre Investor Warren Buffett spricht von „Massenvernichtungswaffen“, wenn es um diese Papiere geht. Was die Welt in der Finanzkrise bisher gesehen hat, könnte nur ein „Vorbeben“ sein, orakelt der Autor Wolfgang Münchau. Das US-Notprogramm in Höhe von 700 Milliarden Dollar, weltweite Leitzinssenkungen, staatliche Bankenrettungen – nicht mehr als ein Hustensaft für eine Finanzwirtschaft, deren Erkältung sich schon bald in eine lebensgefährliche Lungenentzündung verwandelt?

Das Drama der Versicherer

Auf den ersten Blick erscheint alles recht harmlos: CDS sind eine Art Versicherung, mit denen sich Wertpapiere, zum Beispiel Anleihen, gegen Zahlungsausfälle schützen lassen. Im Gegensatz zu einer echten Versicherung sind diese Swaps jedoch in aller Regel individuell ausgehandelte Bürgschaften zwischen zwei Parteien. Das Prinzip: „Ich bezahle Dich, damit Du einspringst, wenn meine Kunden nicht zahlen können.“ Ähnlich wie der klassische Wechsel können solche Verpflichtungen weiter verkauft und wie Wertpapiere gehandelt werden. Im Gegensatz zu Versicherungen unterliegen diese Swaps der Vertragsfreiheit – und damit keinen weiteren Regulierungen.

Als die Finanzwelt boomte, konnte fast jeder Spieler in der Hochfinanz diese Versicherungen verkaufen. Und machte einen satten Reibach, weil Zahlungsausfälle äußerst selten waren. Jetzt spitzt sich die Lage dramatisch zu: Wenn Banken straucheln, die Wirtschaft in die Rezession gleitet – dann nehmen auch Zahlungsausfälle zu. Das bedeutet: Die selbsternannten Versicherer müssen einspringen. Die Gefahr, dass sie kein Geld dafür haben, ist groß. Es droht ein Domino, das die Weltwirtschaft in die Knie zwingt.

Die Brisanz ergibt sich aus den schier unvorstellbaren Beträgen, die im CDS-Markt fließen. Wie das US-Magazin „Fortune“ schreibt, haben sich CDS-Bürgschaften im Laufe des vergangenen Jahrzehnts jährlich verdoppelt. Das Marktvolumen aller CDS schätzen Experten auf 54,6 Billionen Dollar. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, da die CDS-Deals – eben weil sie unreguliert sind – nicht offengelegt werden müssen. Zum Vergleich: Das Bruttosozialprodukt der gesamten Weltwirtschaft hat etwa das gleiche Volumen, derzeit rund 54,3 Billionen Dollar. Chris Wolf, Manager des Hedge-Fonds Cogo Wolf, hält CDS für „die dunkle Materie des Finanzuniversums“.

Hedge-Fonds gegen Citigroup

Was passiert, wenn Versicherer Probleme bekommen, zeigt das Beispiel der Banken Wachovia und Citigroup. Laut „Fortune“ liegen sie vor Gericht im Clinch mit einem Hedge-Fonds. Dieser Fonds hat seinen Sitz auf der Insel Jersey im Ärmelkanal und hatte den Banken CDS für jeweils zehn Millionen Dollar verkauft. Der Haken: Im Fonds steckten insgesamt nur 50 Millionen Dollar, die Finanzjongleure setzten also mit den beiden CDS-Deals 40 Prozent ihres Volumens aufs Spiel. Citigroup und Wachovia vertrauten einem Versicherer mit äußerst dünner Kapitaldecke. Leichtsinn, der sich jetzt rächen könnte. Es ist fraglich, ob die Banken ihr Geld zurückbekommen.

Sicher, viele der CDS-Deals beruhen auf Gegenseitigkeit. Die gleichen Geldinstitute, die Großeinkäufer dieser Versicherungen waren, zählen auch zu den großen Anbietern: Citibank, AIG, auch die Lehman Brothers waren eifrig mit dabei. Darum würden bei einem Kollaps des Systems natürlich nicht die vollen 54,6 Billionen Dollar verloren gehen, da sich einige Forderungen mit Verbindlichkeiten verrechnen lassen.

Wenn zwei Partner sich gegenseitig jeweils zehn Millionen Dollar schulden, ist das Gesamtvolumen zwar 20 Millionen, der Saldo aus dem Geschäft hingegen ist Null. Doch selbst wenn nur ein kleiner Teil dieser Posten ungedeckt bliebe, könnte das 700-Milliarden-Dollar-Nothilfepaket der USA wie in einem schwarzen Loch verschwinden. 700 Milliarden Dollar – das sind 1,3 Prozent des CDS-Markts.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.focus.de