Der Gift-Cocktail: Güterverkehr plus Kreditkrise
Wir erleben derzeit Situationen an den Finanzmärkten, die es in dieser Form seit Generationen nicht mehr gab und die noch vor wenigen Wochen undenkbar erschienen. Während draußen auf den Straßen scheinbar alles in gewohnter Normalität abläuft, also die Realwirtschaft größtenteils normal funktioniert, kippen an den Finanzmärkten die Dominosteine in Reihe, Stück für Stück um.
Hier läuft ein Kaskadeneffekt ungekannten Ausmaßes ab, der - noch - auf das Finanzwesen beschränkt ist, aber jederzeit die Realwirtschaft mit voller Wucht erreichen kann.
Güterverkehr gerät in Mitleidenschaft
Vielen ist nicht bekannt wie wichtig grundsätzlicher Kredit bzw. Kreditbereitschaft tatsächlich ist. So ist zum Beispiel auch der Warenverkehr von solchen Vereinbarungen abhängig. Gerade der Containerverkehr auf den Weltmeeren, bzw. die Löschung von Gütern in den Häfen, immerhin 90% des Welthandels nutzen den Transport via Schiff, ist grundsätzlich auf (Kredit-)Vertrauen angewiesen.
Inzwischen stapeln sich gerade in den USA und Südamerika in einzelnen Häfen Waren, die nicht verladen werden, weil das "Akkreditiv" (engl.: "letter of credit") nicht mehr akzeptiert wird. Ein Akkreditiv stellt ein Zahlungsversprechen dar und wird zum Beispiel von Geschäftsbanken für deren Kundschaft, zum Beispiel Exporteure, ausgesprochen. Ohne Akkreditive müssten beispielsweise in Häfen permanent Barzahlungen für jede einzelne Dienstleistung erfolgen, denn keiner kann wissen ob die Firma XY aus irgendeinem Dorf in der Walachei tatsächlich kreditwürdig ist.
Wie Akkreditive genau funktionieren erfahren Sie übrigens hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Akkreditiv.
Das aktuelle Problem: Die großen Geschäftsbanken akzeptieren in dieser Phase des Vertrauenszusammenbruches inzwischen auch nicht mehr die unterschiedlichen Akkreditive der Konkurrenz! Sollte sich diese Verweigerungshaltung nicht sofort auflösen, käme in nur wenigen Tagen ein Großteil des Welthandels zum Erliegen. Es käme dann schon sehr schnell auch zu ersten Versorgungsengpässen. Ohne hier eine Panik verbreiten zu wollen, möchte ich Ihnen doch klar machen, dass ohne Vertrauen, und die entsprechenden Bankvehikel (Garantien, Versicherungen) die für Vertrauen zwischen Geschäftspartnern überhaupt erst sorgen, die sich in einer globalisierten Welt überhaupt nicht kennen können, jede Form des grenzübergreifenden Handels früher oder später zum Erliegen kommt.
IWF- und Weltbank-Treffen muss Maßnahmenkatalog verabschieden
Die virusartige Ausbreitung der Kreditklemme bzw. des Vertrauenszusammenbruches muss an diesem Wochenende in Washington gestoppt werden. Es bedarf sicherlich drastischer Mittel und politischer Einmischung doch ohne diese wird sich das Blutbad an den Finanzmärkten unverändert fortsetzen - und auch die Realwirtschaft erreichen. Sollten die Notenbänker und Spitzenpolitiker an diesem Wochenende nicht turnusmäßig sinnvolle Maßnahmenbündel zu Wege bringen, dürfen sie sich von nun an vermutlich im wöchentlichen Rhythmus treffen - und zwar solange, bis eine Einigung erzielt worden ist.
Das Problem: jede vertane Woche dürfte Billionen an Dollar kosten und für den Geld- und Kreditkreislauf verloren gegangen sein. Von daher gehe ich derzeit davon aus, dass der heutige Tag vorläufig der dramatischste an den Finanzmärkten sein wird, dass das IWF/Weltbank-Treffen tatsächlich Maßnahmen verabschieden wird, die am Montag bereits zu einer Beruhigung und Erholung, gerade an den Aktienbörsen, führen werden. Ein Scheitern hätte jedenfalls dramatische Folgen, das wissen auch die in Washington Anwesenden.
© Martin Stephan
Chefredakteur Wahrer Wohlstand
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