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Auf der Suche nach Halt

von Andrea Cünnen, Jörg Hackhausen und Christian Panster
Die Börsen brechen weltweit in beängstigendem Tempo ein. Experten rätseln, was den Absturz stoppen könnte. Wie wäre es, die Märkte für ein paar Tage einfach dicht zu machen? Davon will man an der Deutschen Börse nichts wissen und auch mancher Großinvestor fürchtet eine drohende Zwangspause.

FRANKFURT. Der Absturz an den Börsen scheint unaufhaltsam. Seit Jahresbeginn haben die 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) die Hälfte ihres Börsenwertes eingebüßt - zusammengerechnet rund 500 Mrd. Euro. Auch in New York, London und Tokio wurden Milliarden vernichtet. Finanzmarktexperten rätseln, was den freien Fall jetzt noch stoppen kann.
Nouriel Roubini, Professor an der Universität New York, hält eine weltweite Börsenpause für denkbar. Auf einer Konferenz in London sagte der Finanzexperte: "Wenn der Ausverkauf anhält, könnten die Politiker gezwungen sein, die Märkte für eine Woche oder länger zu schließen." Fast wäre seine Prognose eingetroffen, als am Freitag die Futures auf die wichtigsten US-Indizes das maximal erlaubte Tagesminus erreichten - der Handel der Terminkontrakte wurde zeitweise gestoppt. Schon spekulierten Experten, ob der Handel der New Yorker Börse völlig eingestellt werden würde. Ein Sprecher der Börse musste öffentlich erklären, dass an solchen Gerüchten nichts dran sei.
Mancher Großinvestor fürchtet eine drohende Zwangspause. "Die Vorstellung, dass die Märkte geschlossen werden könnten, macht mir Sorgen", sagt David Harding, der als Gründer von Winton Capital Management über 15 Mrd. Dollar verwaltet. Er hält sich deshalb zurzeit mit Investitionen zurück. "Mit dem Geld meiner Kunden will ich einer solchen Situation auf keinen Fall ausgesetzt sein."
Von Handelsunterbrechungen will die Deutsche Börse nichts wissen. Allenfalls die Aussetzung einzelner Aktien sei sinnvoll, sagt Frank Herkenhoff von der Börse in Frankfurt. Dies geschehe immer, wenn kein ordnungsgemäßer Handel gewährleistet werden könne. "Die komplette Schließung wäre keine Lösung - man kann den Verkaufsschub nicht aufhalten", sagt Herkenhoff. Der Einbruch der Kurse wäre nur aufgeschoben auf den Tag, an dem der Handel wieder geöffnet wird. Wenn nicht gehandelt wird, könnten sich Marktteilnehmer zudem Kanäle suchen, die nicht durchschaubar und regelbar seien.
Die Entscheidung, ob der Handel eingestellt wird oder nicht, trifft der Börsenbetreiber ohnehin nicht allein. Zuständig ist die Finanzaufsicht BaFin. Sie kann den Handel "zur Beseitigung oder Verhinderung von Missständen" aussetzen, heißt es im Wertpapierhandelsgesetz. Auch die Bundesregierung kann Börsen durch eine Rechtsverordnung schließen. Im Bundesfinanzministerium heißt es zurzeit aber, es gebe keine derartigen Überlegungen.
Der Alleingang einer einzigen Regierung verspricht ohnehin wenig Aussicht auf Erfolg. Dies zeigt das Beispiel der Moskauer Börse. In den vergangen Wochen hatten die Russen gleich mehrfach ihre Handelsräume dicht gemacht - ohne Erfolg. Die Aktienkurse sackten immer weiter ab. Als der Leitindex RTS am Freitag deutlich mehr als zehn Prozent abstürzte, wurde die Börse erneut vorzeitig beendet; am kommenden Dienstag soll wieder gehandelt werden. Für den Börsenpsychologen Joachim Goldberg macht allenfalls eine konzertierte Aktion der Börsen in aller Welt Sinn, um Zeit zu gewinnen und Vertrauen zu schaffen. Beängstigend sei vor allem, dass Investoren derzeit ganz gezielt ihre Aktienpakete verkauften.
Die Ausschläge von mehreren hundert Indexpunkten innerhalb eines Tages belegen wie groß die Nervosität ist. Ablesen kann man diese starken Schwankungen am VDax, dem Angstbarometer der Börse. Je höher der Stand desto größer die Volatilität. Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen hat der Index so rasant zugelegt wie der Dax abgerutscht ist. Zeitweise kletterte der VDax auf fast 80 Punkte. In ruhigen Zeiten liegt dieser Wert im Schnitt unter 15 Punkten.
Von Panik sprechen Händler auch an den Kreditmärkten. Mit realen Bewertungen haben die hohen Risikoaufschläge, die für Unternehmensanleihen und Derivate gezahlt werden müssen nur noch wenig zu tun. So sprangen am Freitag die Risikoprämien des Index i-Traxx-Crossover, über den sich Investoren gegen den Zahlungsausfall von 50 europäischen Unternehmen mit schwacher Bonität absichern können, um zeitweise rund 100 auf über 900 Basispunkte. Investoren, die ein Indexportfolio über zehn Mio. Euro vor Zahlungsausfällen schützen wollten, mussten dafür also pro Jahr über 90 000 Euro zahlen. Das impliziert laut Händlern, dass über die nächsten fünf Jahre die Hälfte aller Schuldner in diesem Index ausfallen. Auch der i-Traxx-Europe-Index, der die Absicherungskosten für 125 europäische Unternehmen guter Bonität abbildet, erreichte mit teils 195 Basispunkten ein Allzeithoch.
Im Gegensatz zu Aktien werden Kreditderivate wie die i-Traxx-Indizes nicht an den Börsen, sondern unter Banken und institutionellen Investoren direkt gehandelt. Überlegungen im Hinblick auf eine konzertierte Aussetzung dieses Handels gibt es nicht. Die einzige Hoffnung beruht darauf, dass die Risikoprämien inzwischen so hoch sind, dass sich bald wieder Käufer für Anleihen finden und die händeringende Suche nach Absicherungen vor Zahlungsausfällen nachlässt.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com