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Absurditäten, Immobilienfonds, Schulden, Mist-Währungen und Edelmetalle

Liebe Leserinnen und Leser, da ich keine Vorträge mehr halte, dafür aber umso lieber Bücher schreibe (wie zuletzt über die dümmsten Sprüche der Banker), möchte ich Ihnen heute ersatzweise wenigstens eine umfangreichere Themenpalette anbieten. Allein schon die Folgen der internationalen Finanzkrise für Anleger erfordern die Beschäftigung mit Geldthemen weit über Gold, Silber & Co. hinaus. Im Übrigen hoffe ich, dass Sie sich die Edelmetall- & Rohstoffmesse am 7. und 8. November in München nicht entgehen lassen. Details finden Sie unter www.goldseiten.de.
Nun zu den Themen. Die internationale Finanzkrise fördert eine Absurdität nach der anderen zutage. Grund: Niemand hat mehr den Durchblick, und auch nach der US-Präsidentschaftswahl wird in puncto Geld kaum etwas klarer sein. Das wirkt sich verunsichernd auf die Wertpapier-, Devisen-, Immobilien- und Rohstoffmärkte aus. Und natürlich auch auf Ihre persönlichen Finanzen. Es wimmelt von absurden Beispielen. Nehmen wir nur die Spielregeln für Börsen und Bilanzen: Nachdem die VW-Aktie an einem einzigen Tag in der Spitze um über 200% gestiegen war und vorübergehend mit einem Anteil von 27% zum Deutschen Aktienindex Dax beigetragen hatte, wurde der Anteil einfach auf 10% begrenzt. Mit Wirkung ab Anfang November hat die Deutsche Börse sogar das Reglement für alle wichtigen deutschen Aktienindizes geändert. Oder nehmen wir die zuletzt vorgelegten Quartalsberichte der Deutschen Bank und der Postbank: Sie wurden nach ganz unterschiedlichen Regeln aufgestellt, waren also nicht vergleichbar. Ein Vergleich mit den Quartalsabschlüssen von US-Banken ist natürlich erst recht nicht möglich.
Derweil bastelt die EU schon wieder an neuen Bilanzregeln. Falls Sie so etwas kalt lässt, dann denken Sie doch einmal über die folgenden Zahlen nach: Deutsche Banken hatten laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Mitte 2008 gegenüber Schuldnern des Pleitestaats Island Forderungen in Höhe von 21 Mrd. Dollar, darunter allein die Skandalbank BayernLB weit über 1 Mrd. Dollar. Wie kann es sein, dass britische Banken, unter den Island-Opfern im Geldgewerbe an zweiter Stelle, insgesamt mit nur 4 Mrd. Dollar dabei waren? Offenbar hat außer den involvierten Instituten ein Mal mehr auch die dem Bundesfinanzministerium unterstellte deutsche Bankenaufsicht BaFin versagt, die sich die Aufsichtsfunktion zu allem Überfluss mit der Bundesbank teilen muss.
Absurdistan hat nun auch die Herrschaft über deutsche Sparer gewonnen, die hofften, um die Finanzkrise mithilfe von offenen Immobilienfonds einen Bogen schlagen zu können, und in dieser Hoffnung von unverantwortlichen Banken und Sparkassen bestärkt wurden. Nun hat ein Fonds nach dem anderen die Rücknahme von Anteilen ausgesetzt, darunter Schwergewichte von SEB und DEGI. Das heißt, Sparer kommen bis auf Weiteres nicht an ihr Geld. Das ist die zweite Notmaßnahme dieser Art in nur wenigen Jahren, wobei die Folgen dieses Mal viel schlimmer sein werden, weil es jetzt mehr Fonds erwischt hat und weil die Sparer auch anderweitig von der Finanzkrise gebeutelt werden. Und was sagt der Fondsverband BVI dazu? Vorab ein kurzer Rückblick: Noch am 22. Oktober schrieb er "Offene Immobilienfonds sind ein Hort der Stabilität." Einfach unverantwortlich. Und eine Woche später, als das Schicksal seinen Lauf nahm: Zur Rechtfertigung dafür, dass die ersten Fonds dicht machten, führte er tatsächlich Argumente wie "Schutz der Anleger" und "Gleichbehandlung" ins Feld. Als wären Anleger geschützt, weil sie nicht an ihr Erspartes kommen - einfach lächerlich, obwohl es eigentlich zum Weinen ist.
Da wir gerade bei deutschen Sparern sind: Wussten Sie, dass im September an der Frankfurter und Stuttgarter Börse insgesamt 367.126 strukturierte Produkte gelistet waren, also Zertifikate & Co.? Da kann wirklich niemand mehr den Überblick behalten. Nicht auszudenken, wenn solche Produkte ebenfalls, wie die Immobilienfonds, in Höhe von mehreren Milliarden Euro von der Finanzkrise erfasst würden. Oder haben Sie schon mal daran gedacht, welche Folgen für Sie die Abgeltungsteuer haben könnte, obwohl Sie Ihre Wertapierkäufe noch ins Jahr 2008 verlegen, um dieser Steuer zu entgehen? Zum Beispiel könnten Fonds zusammengelegt oder liquidiert werden, weil sie krisenbedingt so geschrumpft sind, dass ihre Verwaltung viel zu hohe Kosten verursacht. Dann fiele Ihre Neuanlage ins Jahr 2009, und Sie unterlägen später der Abgeltungsteuer. Dasselbe würde Ihnen passieren, wenn Sie jetzt Aktien eines Unternehmens kaufen, das später von einem anderen übernommen wird. Dieser Gedanke liegt ja etwa bei der Postbank nahe.
International haben wir es mit der größten Schuldenkrise aller Zeiten zu tun, und nun gibt die EU-Kommission auch noch grünes Licht für mehr Staatsschulden ihrer Mitgliedsländer. Darauf haben die deutschen Regierungsparteien nur gewartet, auch wenn sie das Wort "Konjunkturprogramm" vermeiden (weil es offenbar immer noch zu sehr an die inflationären 70er Jahre erinnert), wie sie sich ebenso scheuen, von "Krieg" zu sprechen, und stattdessen "Afghanistan-Einsatz" sagen. Wie auch immer das neue Konjunkturprogramm heißen wird, es lässt sich schon jetzt mit dem Hilfspaket über 500 Mrd. Euro zugunsten der Finanzbranche begründen: Wenn ihr schon mit so einem horrenden, die Vorstellungskraft deutscher Steuerzahler sprengenden Betrag geholfen wird, was machen da noch schlappe 20 oder 30 Mrd. Euro für Infrastruktur, Klimaschutz, Gebäudesanierung, Autoindustrie und sonst noch was aus? Dazu passen die paneuropäischen Finanz-Carepakete für Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die baltischen Staaten usw. Was diesen Punkt betrifft, spielen neben ökonomischen Kriterien (Niedriglohnländer als verlängerte Werkbänke der deutschen Industrie) auch politische Überlegungen eine entscheidende Rolle. Das trifft allerdings in erster Linie auf die Ukraine zu, die von den USA mal eben mehr als nur ein Carepaket erhalten hat. Klar, dass die Amerikaner hier geopolitische Interessen verfolgen. Das wird unter dem neuen US-Präsidenten so bleiben und weiter für Spannungen zwischen den USA und Russland sorgen.
Die Tatsche, dass solche gravierenden politischen Einflüsse mit der längst noch nicht bewältigten Finanzkrise einhergehen, erklärt - neben der Dollar-Repatriierung, -Entschuldung und damit -Stärkung - wohl auch, warum die US-Währung in letzter Zeit so fest im Vergleich zum Euro war. Darüber hinaus offenbart der Euro eine gewisse Schwäche aus sich heraus; sie rührt von der Uneinigkeit innerhalb des Euro-Blocks, vor allem vom diesbezüglichen deutsch-französischen Zwist. Fed-Chef Ben Bernanke hat dem indes nichts Positives entgegenzusetzen. Oder wie "Dr. Doom" Marc Faber es neulich im Interview mit der Börsen-Zeitung treffend formulierte: "Der Dollar ist grundsätzlich eine Mist-Währung, das ist ganz klar. Aber die anderen sind ja gar nicht viel besser. Das ist das Problem."
Damit bleibt noch die Frage zu klären, warum bei einer solchen Mistanhäufung der Goldpreis nur hin und her pendelt - sogar bei kurzfristig leichter Abwärtstendenz - und warum es die Edelmetallaktien seit März so stark erwischt hat. Der erste Teil der Frage lässt sich am einfachsten damit beantworten, dass klamme Großanleger, etwa Hedgefonds, alles Liquidierbare verkaufen mussten, um ihren Verpflichtungen nachzukommen oder um nicht pleite zu gehen. In dieser Antwort steckt schon ein Teil der Antwort bezüglich der Edelmetallaktien: Die auf diese Aktien spezialisierten Fonds, wie Black Rock World Gold als Branchenprimus, mussten auf einmal auch Anteile ihrer Anleger zurücknehmen (wie andere Aktienfonds und wie die offenen deutschen Immobilienfonds). Folglich waren sie gezwungen, sich durch Verkäufe von Edelmetallaktien liquide zu halten. Der andere Teil der Antwort ist komplex; auf den Punkt gebracht: steigende Kosten noch nicht steigende Erträge. Fazit: Nach dem Wertverfall der Edelmetallfonds aufgrund hoher Anteilsrückgaben der Anleger und demzufolge unfreiwilliger Aktienliquidationen sowie nach ca. 70% Kursverlust bei den Edelmetallaktien (bezogen auf den XAU-Index) ist die Zeit reif für eine kräftige Erholung, die innerhalb von zwei Jahren bis zum alten Höchststand reichen kann.

Manfred Gburek, 31. Oktober 2008

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.gburek.eu/