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Was nun, Herr Obama?

Die Ausgangssituation: Die Finanzkrise mündet gerade in eine schwere internationale Wirtschaftskrise. Die amerikanische Staatsverschuldung erreicht einen neuen Rekord. Das Einkommensgefälle zwischen Arm und Reich ist in den USA so stark wie zu Beginn der Weltwirtschaftskrise 1930. Ein Großteil der Amerikaner ist ohne Krankenversicherung. Außenpolitisch haben die USA sich mit den Kriegen in Irak und Afghanistan übernommen. Die Agenda ihres nächsten Präsidenten Obama sieht dem gemäß wie folgt aus: Alle unpopulären Maßnahmen so schnell wie möglich ergreifen (weshalb ein Teil seiner Rede nach dem Wahlsieg an Churchills "Blut, Schweiß und Tränen" erinnerte). Als Erstes die Finanzkrise bewältigen, dann die Einkommensumverteilung von Reich zu Arm über die Steuern schaffen, außenpolitisch die Verbündeten einbinden und ein Konjunkturprogramm auf die Beine stellen, das der Infrastruktur, der Schulbildung, der Krankenversicherung und dem Klimaschutz zugute kommt.
Da der Staatshaushalt schon überstrapaziert ist, wird sehr viel davon abhängen, ob es Obama gelingt, den eigenen Schwung und die Begeisterung seiner Anhänger auf die geplanten Maßnahmen zu übertragen. Das heißt, der von ihm entfachte Enthusiasmus muss sich zu einem Großteil in der Opferbereitschaft breiter Bevölkerungskreise zeigen, falls der designierte Präsident nicht riskieren will, dass die Staatsfinanzen total marode werden. Dazu dürfte eine ordentliche Portion Glück gehören. Wahrscheinlich wird das ganze Manöver auf einen Kompromiss hinauslaufen, dessen Ergebnis erst in zwei bis drei Jahren genauer erkennbar sein wird: Opfer ja, aber nicht allein, also auch höhere Verschuldung des Staates.
In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch habe ich, wie viele andere Menschen auch, auf verschiedenen TV-Kanälen die Ergebnisse zur US-Präsidentschaftswahl bis zum krönenden Abschluss verfolgt, der Rede Obamas. Krönend war sie für mich unter anderem deshalb, weil der kommende Präsident in seinen sachlich gehaltenen Ausführungen keinen Zweifel daran ließ, dass die nächsten Jahre hart sein werden. Das Volk jubelte ihm live in Chicago und beim Public Viewing überall auf der Welt trotzdem zu, weil es nach acht Bush-Jahren die ganze neoliberale Garde am liebsten sofort in die Wüste geschickt und komplett durch Obama-Leute ersetzt hätte. Obama genießt also eine Rückendeckung wie kaum ein US-Präsident vor ihm. Deshalb wird er es leicht haben, Opfer einzufordern, auch von der übrigen Welt (s.o.).
So weit ist das Drehbuch schon geschrieben. Doch was kommt als Erstes? Zunächst gehört nicht viel Phantasie zu der Prognose, dass Bush in seiner verbleibenden Amtszeit noch etwas aushecken möchte, um nicht als "lame duck" (sinngemäß: Auslaufmodell) von der Bühne abzutreten. Schon der Weltfinanzgipfel am 15. November wird ihm dazu Gelegenheit geben. Der Mann bleibt also bis auf Weiteres gefährlich. Da er es geschafft hat, die Staatsverschuldung der USA in seiner Amtszeit auf weit über 10 Billionen Dollar fast zu verdoppeln, kommt es nun auf einige hundert Milliarden zusätzlich auch nicht mehr an. Wie auch immer, Obama übernimmt eine gigantische Hypothek. Und weil er mit dem Schlagwort "Change", also Wandel, angetreten ist, wird die Hypothek durch Geld verschlingende Reformen (von der Infrastruktur bis zur Geopolitik) weiter anwachsen. Klar, dass da auch der Rest der Welt dafür Opfer bringen muss.
Der US-Staatshaushalt wird in den kommenden Jahren nicht nur durch die Bush-Hypothek und den Obama-"Change" belastet, sondern übergreifend auch durch die Weltrezession. Daran führt kein Weg vorbei. Daraus folgt zum einen eine weiter steigende Staatsverschuldung, die im nächsten Jahr 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der USA ausmachen dürfte. Daraus folgt zum anderen, dass die Amerikaner - mangels Möglichkeit, höhere Steuern einzutreiben - den Kapitalmarkt anzapfen, also zusätzliche Anleihen auflegen werden, wahrscheinlich mit patriotischen Argumenten und Bezeichnungen. Das wird ihnen unter Obama gelingen, aber einige Jahre dauern. In dieser Zeit wird die Konjunktur sich nur schleppend erholen, unter anderem wegen vieler Altlasten (marode US-Autoindustrie, hohe private Verschuldung, Konsumlastigkeit, zu geringe Investitionen u.a.). Die Konjunktur wird eher einen L-Verlauf (nach dem Absturz nur leichte oder gar keine Erholung) als einen V-Verlauf (nach dem Absturz schnelle Erholung) nehmen.
Dass bei einem solchen Szenario - der Staat verdrängt notgedrungen die Privatwirtschaft vom Kapitalmarkt - die Bäume an der Börse nicht in den Himmel wachsen können, versteht sich von selbst. Auch wenn viele Aktienkurse schon eine V-Formation gebildet haben (wie hier vor zwei Wochen angekündigt), sind also bei einem weiteren Kursanstieg um 10 bis 20 Prozent, im Fall von Nebenwerten noch mehr, Gewinnmitnahmen ratsam. Ausnahme: Edelmetallaktien, in denen nach dem steilen Absturz jetzt größtenteils dreistelliges Kurspotenzial steckt. Warum, liegt auf der Hand: Anleihen geben ihre Funktion als sicherer Hafen bald auf, weil der Staat - nicht nur der amerikanische - den Kapitalmarkt zunehmend anzapft und weil ihre Realverzinsung negativ ist. Die Kurse der gängigen Aktien werden ihre starken Schwankungen nach der V-Formation fortsetzen; von einem sicheren Hafen kann dann keine Rede sein. Immobilienanlagen werden, von Ausnahmen abgesehen, zunächst angeschlagen bleiben. In so einem Umfeld kann die von den Notenbanken zur Verfügung gestellte reichliche Liquidität, wenn sie auf so enge Märkte wie die von Gold und Silber incl. der unterbewerteten Edelmetallaktien trifft, schnell zu erheblichen Preis- bzw. Kurssprüngen führen, sobald die Edelmetalle als sicherer Hafen - oder wie man auch zu sagen pflegt, als ultimative Versicherung - entdeckt werden.
Zum Schluss noch ein Bonmot von Deutsche Bank-Chef Ackermann: "Die Welt nach der Krise", so lautete im vor kurzem gedruckten Programmheft zur hochkarätig besetzten Konferenz "Euro Finance Week" (17. bis 21. November in Frankfurt) der Titel seines Referats, das er dort halten will. Die Börsen-Zeitung, Leib- und Magenblatt der Banker, fand das offenbar gar nicht witzig; sie konterte am 4. November unter Anspielung auf die notwendig gewordenen staatliche Hilfen für die Commerzbank und die HSH Nordbank: "Das Ende der Krise ist das noch lange nicht." Spätestens am 18. November, in den Tageszeitungen, werden Sie lesen können, wie Ackermann sein Bonmot wohl gemeint haben könnte.

Manfred Gburek, 7. November 2008

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.gburek.eu/