Ein ganzes Land subprime
Die Anleger scheinen tatsächlich zu glauben, dass die Fed die vielen wertlosen Dollar, mit denen sie derzeit um sich wirft, bei erster Gelegenheit wieder einsammelt. Nicht doch, sie wird noch mehr drucken.
Wer noch einen Cent in Dollar hält, dem ist kaum mehr zu helfen. Die Fed hat ihre Bilanzsumme seit September von 900 auf 2 200 Mrd. $ erhöht und will jetzt 800 Mrd. $ durch den Aufkauf von Ramschkrediten nachschießen. Auch damit wird sie es nicht bewenden lassen, denn die Instrumente zur Ausweitung der Zentralbankmenge, die die Fed sich jüngst gebastelt hat, geben noch einiges her.
Doch wird sie die geldpolitische Lockerung, wie dieser Wutanfall euphemistisch genannt wird, auch zurücknehmen, sobald die US-Konjunktur sich fängt? Natürlich nicht - oder jedenfalls nur zum Teil. Denn am Ende werden die Schulden von Verbrauchern, Firmen, Staat und Finanzsektor, die sich auf 49.000 Mrd. $ summieren, noch weiter steigen, schließlich ist die Freischaufelung der Kreditkanäle das erklärte Ziel der US-Notenbank. "Normale" Realzinsen wird die US-Wirtschaft dann aber noch weniger wegstecken können als derzeit - schon mit Blick auf die gleichzeitig ausufernden Staatsschulden, die bereits auflaufen, bevor es mit den Defiziten im Gesundheits- und Sozialwesen ab 2010 so richtig losgeht. Im Gegenteil: Die Fed wird ihre Dosis künftig bei jedem Anzeichen konjunktureller Schwäche noch erhöhen müssen. Und davon wird es viele geben, sobald die gewünschte Inflation ausbricht - oder das Ausland die Überflutung der Welt mit wertlosen Dollar nicht mehr mitmacht, es zu einer Vertrauenskrise und zu einer Flucht aus US-Staatsanleihen kommt.
Das Problem bleibt schlicht, dass die Ursachen der aus Amerika rührenden Wirtschaftskrise - zu niedrige Realzinsen, zu geringe Ersparnis, zu viel Konsum, beträchtliche privatwirtschaftliche Finanzierungsdefizite, Überschuldung und Kapitalfehlallokation - mit einer Politik bekämpft werden, die es darauf anlegt, alles noch zu verschlimmern. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Den revidierten BIP-Zahlen gemäß wiesen die USA selbst im dritten Quartal noch ein Außenhandelsdefizit von annualisiert 706,5 Mrd. $ auf; dabei ist die Arbeitslosenquote in der weitesten offiziellen Abgrenzung bereits um vier Prozentpunkte gestiegen, und das Fiskalpaket von wohl 700 Mrd. $ steht noch bevor.
Alle Ausländer, die mit dem Gedanken spielen, diese Maßlosigkeit weiter zu finanzieren, müssen sich da fragen, ob es ihnen mit ihren US-Aktiva künftig besser ergeht als bisher. Denn obwohl sie ein US-Leistungsbilanzdefizit von kumuliert 5 177 Mrd. $ gestopft haben, hat sich die Nettovermögensposition der USA gegenüber dem Ausland zwischen 1997 und 2007 ja bloß um 1 662 Mrd. $ verschlechtert.
Natürlich hat Europa ähnliche und eigene Probleme. Aber solange der Euro-Raum davon verschont bleibt, Großbritannien aufnehmen zu müssen, sind diese schon angesichts der privaten Sparquote von 14 Prozent vergleichsweise überschaubar. Eine gezielte Inflationierung ist jedenfalls kaum zu erwarten. Das ist immerhin schon mal was in diesen Tagen.
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