Historische Herausforderung für die neue Regierung
Lang hat es gedauert, aber dann war es offiziell. Selbst die staatlichen Statistiken sprechen jetzt von einer Rezession. Sie sind sogar zu dem Schluss gekommen, dass diese schon Ende 2007 begonnen hat. Wie ungemein aufrichtig sie wieder sind!
Um gegen den Abschwung, den sie nun nicht mehr verleugnen können, anzugehen, hat die Regierung ein Budget von 3 Billionen US-Dollar eingeplant, um der Wirtschaft via Ausgaben aus der Rezession zu helfen. Allerdings deutet immer mehr darauf hin, dass sich diese Rezession verschärfen wird - so, wie wir es in den vergangenen Jahren vorhergesagt haben. Gerüchte gehen um, dass weitere 8 Billionen $ (um die 25.000 Dollar für jede amerikanische Frau, Mann und Kind) eingeplant werden. Viele Menschen machen sich Sorgen und fragen sich, wohin das alles noch führen wird.
Aber man sagt ja immer, dass es irgendwo Licht am Ende des Tunnels geben wird. Große Chancen liegen vor uns, vorausgesetzt die kommende Obama-Administration trifft die richtigen Entscheidungen. Wir stehen vor schrecklichen Umständen. Wir glauben in der Tat, dass uns eine ausgewachsene Depression droht. Manche fragen sich, woher dieser ganze Pessimismus kommt, wenn sie auf die relativ gutmütigen Prognosen der meisten Ökonomen schauen.
Die Antwort liegt in der Bandbreite der wirtschaftlichen Perspektiven. Die meisten Ökonomen und Analysten schauen nicht weiter zurück als bis zum 2.Weltkrieg, vielleicht weil sie arroganterweise davon ausgehen, dass unsere moderne, fortgeschrittene Wirtschaft nicht wirklich historisch verglichen und eingeordnet werden kann. Aus irgendeinem Grund geht man davon aus, dass 99% der bekannten Geschichte keinen Aufschluss über die moderne Welt geben kann. Das ist naiv.
Wenn wir eine weiterreichende Perspektive zulassen, dann können wir Parallelen zur Bush-Greenspan-Bubble finden, die gerade dabei ist Luft abzulassen: das Platzen der Südsee-Blase in Jahr 1720 und der 1929er Aktienmarktcrash. Beide Ereignisse brachten bis dahin beispiellose Verluste und es dauerte Jahre, um sich von den Folgen zu erholen. Wir glauben, dass das Jahr 2008 in die Geschichtsbücher eingehen wird, als ein Jahr, in dem eine Dekaden-Blase (die mit dem Neuer-Markt-Boom Ende der 1990er begann und vom Immobilienboom bis Mitte diesen Jahrzehnts weitergeführt wurde) schließlich angestochen wurde.
Allen drei Zusammenbrüche gründeten hauptsächlich auf massiver, irrationaler Spekulation. Aber die potentielle Depression, die auf den jüngsten Crash folgen wird, wird mit zwei Problemen zu kämpfen haben, die es bei den beiden vorhergehenden nicht gegeben hat: massiver Einsatz von Fremdkapital und institutionelle Korruption.
Sehr viele Konsumenten sind heutzutage in sehr hohem Maße von Fremdkapital abhängig - Kreditkarten, Autokredite, Studentenkredite, Überziehungskredite und Hypothekenschulden. Zu normalen Zeiten hätte ein solches Ausmaß an Überschuldung als schwer fahrlässig gegolten. Aber die vergangenen Jahre sind alles andere als normal gewesen. Und da diese Konsumenten jetzt nur schwer in der Lage sind, die aufgenommenen Kredite zu bedienen, werden diese Schulden auch als "Sondermüll" des Finanzsektors bezeichnet.
Das Bankensystem hat die meisten dieser "gefährlichen Abfälle" sorgfältig in Derivatstrukturen versteckt und auch externe Bilanzierungsmöglichkeiten missbraucht - so sehr, dass sich daraus der wohl größte Finanzschwindel der Geschichte entwickelt hat.
Dieser Betrug wurde unmittelbar durch die Gesetzgeber verursacht und toleriert. Um gesunde Rezessionen aufzuhalten und in gute Zeiten umzuwandeln, hatte die Regierung unter Bush und Greenspan Billionen unverdienter Dollars in die Weltwirtschaft gepumpt und damit die Grundlagen für den bisher beispiellosen Immobilien- und Konsumboom der 2000er Jahre gelegt.
Um die unvermeidlichen Probleme für ein Amerika, das wenig verdient und viel ausgibt, aufzuschieben und zu vertuschen, werteten Bush und Greenspan still und leise die Währung ab und nahmen gewaltige Mengen Schulden auf.
Die Risiken wurden seitens des Staates, der Banken und Unternehmen systematisch übersehen, doch jetzt ist das Entsetzen über die Folgen des "Deleveraging" groß; die Schrecken der massiven Auflösung von Spekulation, Schulden, Leverage und Betrug nehmen jetzt brutal zu.
Was die angenehmere Seite betrifft: Die Dinge könnten sich bis zum 20. Januar 2009 so schlecht entwickeln, dass die Bevölkerung derart verschreckt ist, um eine neue Politik zu akzeptieren: Neue Strategien, die von Präsident Obama mit beispielloser Redekunst verkündet werden; Strategien, die noch vor einigen Monaten keinesfalls auf Akzeptanz gestoßen wären.
Wir wissen, dass er dazu fähig ist. Aber sollte er zudem Voraussicht und Courage beweisen, dann könnte Obama es schaffen, die Amerikaner zu überzeugen, dass sie die schweren Qualen in Kauf nehmen, die für eine Umstrukturierung unserer Wirtschaft und unseres nationalen Vermögens notwendig sind. Dies muss mit einer massiven Ausweitung der Produktion einhergehen - auf Kosten des exzessiven Konsums.
Sicher ist dies nicht, aber zumindest ist es eine Möglichkeit, die am Ende zum Wiederaufleben des Wohlstands und der Macht Amerikas führen könnte. Sollte Obama es nicht schaffen, die qualvolle historische Chance wahrzunehmen, dann werden die Märkte unvermeidlich ihrem Leiden entgegenstreben. Das Kredit-Rating Amerikas wird herabgestuft und der US-Dollar und die Märkte werden kollabieren - und dem Lebensstandard Amerikas schweren Schaden zufügen, wodurch sicher auch Aufstände drohen könnten.
© John Browne
Senior Market Strategist
Der Artikel wurde am 04.12.08 auf www.europac.net veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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