Inflation ist gewollt!
Klingt etwas ketzerisch die Überschrift, nicht wahr?! Wenn wir an Inflation denken, dann haben wir (vor allem als Deutsche) meist die Schreckensbilder der Weimarer Republik im Sinn. Millionen für ein Brot! Fast unbezahlbare für das Überleben aber bitter notwendige Agrarrohstoffe, ganz zu schweigen von Gebrauchsgütern. Schreckensbilder eben, die Angst verbreiten und welche niemand wieder sehen möchte!
Doch unsere Zentralbanken wollen mittlerweile eine Inflation. Gut, sie wollen sicher auch nicht die Schreckensbilder einer Hyperinflation aus dem Jahre 1923 in der aktuellen Realität wiederholt sehen.
Nein, im Grunde genommen wollen die Zentralbanken nur das kleinere Übel in Kauf nehmen: lieber Inflation als Deflation. Oder anders: lieber Inflation als Depression oder gar eine Große Depression. Kann man ihnen nicht verübeln, denn wer ganz genau in die Vergangenheit blickt wird erkennen, dass ein bisschen Inflation mit Sicherheit einer Depression mit ihrem (ich drücke es einmal etwas bildlich aus) dunklen Nichts vorzuziehen ist.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt wie ich dazu komme, derartiges von unseren Notenbankern zu behaupten! Wobei ich ehrlich gesagt wieder einmal hauptsächlich auf die FED abziele, die übrigen Notenbanken aber nicht ganz ausnehmen will.
Die Antwort: Weil die monetäre Politik vieler Zentralbanken darauf ausgerichtet unter allen Umständen eine Reinflationierung zu betreiben!!!
Dazu gehört in allererster Linie einmal die Zinspolitik. Und hier steht die FED an vorderster Front um mit ihrer Nullzinspolitik für die Inflation zu kämpfen. So wie es aussieht wird sie das auch noch eine ganze Weile lang tun. Am Dienstag wurde das Sitzungsprotokoll des Federal Reserve Committees vom 16. Dezember veröffentlicht. Hier heißt es explizit, es sei sinnvoll den Leitzins im Angesicht der konjunkturellen Talfahrt noch einige Zeit auf äußerst niedrigem Niveau zu halten.
Damit ist die Waffe, genannt Zinspolitik erst einmal abgefeuert. Aber die FED wäre nicht die FED, wenn sie nicht noch einen Damenrevolver in der Handtasche hätte: das Quantitative Easing mit dessen Hilfe die FED durch Kaufen, kaufen, kaufen" die Liquidität auf andere Art weiter steuert. Von der Ausweitung des FED-Balance-Sheets will ja gar nicht schon wieder sprechen.
Tja, ich nehme an, es ist das Schreckgespenst der Deflation (und natürlich die trüben Konjunkturaussichten) welches die FED umtreibt.
Zumindest erzählt man uns dies ja an allen Ecken und Enden.
Oder ist es vielleicht mehr eine Rechtfertigung dafür die Welt mit Papiergeld zu überschwemmen?!
Ich kann mir nicht helfen, aber die ganze Sache erscheint mir diskrepant, zumal wenn ich die Definitionen für Inflation und Deflation zur Hand nehme:
Inflation beschreibt die Ausweitung der Geldbasis M0, gekoppelt mit einem Anstieg des Preisniveaus.
Deflation dagegen beschreibt die Verringerung der Geldmenge, gekoppelt mit einem anhaltenden Rückgang des Preisniveaus.
Hmm, gut in den USA und anderen Ländern sind Immobilienblasen geplatzt und die Häuserpreise eingebrochen. Die Rohstoffpreise haben von ihren extremen Hochs im letzten Jahr korrigiert - das Ganze mehr spekulativ getrieben als etwas anderes. Die Aktienmärkte sind eingebrochen und notieren zum Teil auf äußerst attraktiven Niveaus.
Aber ist das schon eine wirklich umfassende Deflation?! Oder doch eher eine Vermögens- und Kreditdeflation hervorgerufen durch den Knoten im Kreditmarkt? Ist das wirklich eine umfassende Deflation oder doch eher ein Rückgang der Teuerungsrate?
Tja, ich hab da zwar so meine Meinung, die Sie mit Sicherheit schon zwischen den Zeilen gelesen haben, aber da sich - wie üblich - niemand sicher sein kann was eine künftige Entwicklung anbelangt - noch nicht einmal die FED - habe ich Ihnen im zweiten Teil zwei interessante Charts mitgebracht anhand derer Sie sich ein eigenes Urteil bilden können.
Inflation oder Deflation?
Wieder einmal habe ich Ihnen aktuelle Charts aus der Feder eines meiner Lieblingsökonomen John Williams mitgebracht. Als eifriger Daily-Leser kennen Sie John Williams ja bereits. Für alle Übrigen: der US-Ökonom berechnet unter anderem die von der FED nicht mehr veröffentlichte Geldmenge M3 weiterhin, ebenso wie eine alternative CPI - Rate (Consumer Price Inflation) nach der alten Berechnungsmethode und nicht nach der sehr anpassungsfreudigen neuen Warenkorbdefinition.
Annualisierte Konsumentenpreisinflationsrate USA
Blau - Berechnung nach der bewährten Methode
Quelle: shadowstats.com
Geldmengenwachstum USA
Blau - M3 weiter berechnet nach herkömmlichem Standard
Quelle: shadowstats.com
So long liebe Leser. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte wahrhaft nicht unverschämt wirken gegenüber der FED ..., vor allem gehe ich nach wie vor davon aus, dass die FED-Verantwortlichen nach bestem Wissen und Gewissen handeln und bestrebt sind den schlimmsten Schaden abzuwenden und gut, ich gebe es zu, da gibt es schließlich immer noch das Phänomen der Liquiditätsfalle, welches Sorgen bereiten kann...doch eigentlich lässt sich diese Falle ganz einfach umgehen: durch die Wiederkehr von Vertrauen und den Glauben an ein nahes Ende der Deflation. So bleibt es am Ende doch immer nur eine Frage des Glaubens. Bis morgen.
© Miriam Kraus
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