Die Idiotisierung der Finanzmärkte
Von Dr.-Ing. Artur P. Schmidt Dienstag, 14. April 2009
Die USA verkauften 27 Billionen USD an toxischen Kredit-Bündelungs-Produkten in alle Welt. Der Erfolg basierte darauf, dass jede Minute ein neuer Trottel als Käufer gefunden wurde - zur Finanzierung des maroden US-Imperiums. Mit dem Prozess der Globalisierung wurde die Idiotisierung der Finanzmärkte internationalisiert. Heute sind viele Banken nur noch Leichenschauhäuser.
Das Bündeln von Konsumentenkrediten und Häuserhypotheken war der eigentliche Exportschlager der USA zu Beginn des 21. Jahrhunderts, welcher verbunden mit einer geringen Sparquote und einem ausufernden Konsum gleichzeitig mit dem Niedergang der amerikanischen Produktionsindustrie verbunden war.
Seit dem Amtsantritt der Bush-/Cheney-Regierung wurden 27 Billionen USD an toxischen Bündelungs-Produkten zur Finanzierung des maroden US-Imperiums verkauft, ein Betrag, der nahezu doppelt so groß ist wie das amerikanische Bruttosozialprodukt von etwa 14 Billionen USD.
Der Erfolg der amerikanischen Banken im Bereich der Securitisierung spornte viele Banken weltweit an, dem Weg der amerikanischen Schuldendruckmaschine zu folgen und eine McDonaldisierung der Finanzmärkte einzuleiten. Bis zum Herbst 2008 waren die Ergebnisse der Securitisierung der Wall Street verheerend, da weltweit etwa 700 Milliarden USD (Stand Oktober 2008) an Bankverlusten (40 % davon außerhalb der USA) angefallen waren.
Der Erfolg der Securitisierung der Finanzmärkte basierte, darauf wie es Joseph Stiglitz ausführte, dass jede Minute ein neuer Trottel als Käufer gefunden wurde. Mit dem Prozess der Globalisierung wurde die Idiotisierung der Finanzmärkte internationalisiert. Dabei stießen die amerikanischen Exportschlager auf einen ertragreichen Nährboden, da die Idioten weltweit wie Pilze aus diesem herausschossen. Vor allem europäische Banken wollten so sein wie ihre großen Brüder jenseits des großen Teiches.
So stieg die Securitisierung neuer Finanzprodukte von 2000 bis 2007 gemäß dem [extern] European Securitization Forum nahezu um den Faktor 6 von 78 Milliarden Euro auf 454 Milliarden Euro an, ein Wachstum, das jedem Krebsgeschwür – so stellte sich das Finanzsystem später auch heraus - alle Ehre gemacht hätte.
Dabei waren die Securitisierungs-Champions in Europa die Engländer mit einem Anteil von 36 %, die Spanier mit 14 %, die Niederländer mit 11 % und die Italiener mit fast 9 % am europäischen Securitisierungs-Bestandsvolumen. Deutsche Banken haben trotz aller Skandale hier wesentlich solider gewirtschaftet, da hier der Anteil nur bei knapp 6 % liegt.
Isländische Banken schossen weltweit den Vogel ab, indem sie erstmals ein ganzes Land in einen Hedgefonds verwandelten. Sie borgten sich 228 Milliarden US-Dollar, um damit vorwiegend securisierte Produkte zu kaufen. Kein Wunder, dass die drei größten Banken sofort verstaatlicht werden mussten und das Land kurz vor dem Staatsbankrott stand. Jetzt werden die Isländer wohl dem internationalen Finanzpoker den Rücken zukehren und sich dem Fischen widmen.
Das Schattenbankensystem der Securitisierung, welches auch die weltweite Kreditkartennutzung in ungeahnte Höhen getrieben hat, basierte auf dem Prinzip, Geld weltweit möglichst billig zu machen, um Risken unsichtbar werden zu lassen. Von Sao Paulo bis Korea entstand ein weltweiter Kreditkarten- und Schuldenkult, bei dem alles, sogar Luxusautos und Häuser, vollständig auf Pump finanziert wurde.
Diese Gelddruckmaschine führte zu Rekordgewinnen und Riesenboni bei Banken, die zu einem noch nie da gewesenen Leichtsinn im Bereich des Risiko-Managements führten. Eine fatale Fehleinschätzung, da der Krug nur so lange zum Brunnen gehen kann, bis er bricht.
Wie krank muss ein System sein, welches im Herbst 2008 noch 70 Milliarden USD an Boni bezahlt, also etwa 10 % des amerikanischen Rettungspaketes, während US-Banken reihenweise untergehen oder unter die Fittiche des Staates fliehen. Setzt man die Zahlungen ins Verhältnis zu dem Wertverlust, den die Aktien vieler Banken seit Jahresbeginn zu verzeichnen haben, so sollten Banker ihre Bonizahlungen von Hunderten von Milliarden an USD der letzten Jahre auf Heller und Pfennig zurückbezahlen, denn wer so wirtschaftet, hat keine zusätzlichen Gehälter verdient.
Manager wie der Lehman-Ceo Richard Fuld, haben sich sogar dann noch zusätzliche Boni gesichert, als das Unternehmen schon pleite war. Eine wahrhaft einzigartige Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht und nur noch als Finanz-Kannibalismus bezeichnet werden kann. Anstatt sein Unternehmen Kaufinteressenten aus Südkorea oder China zu einem für die Aktionäre noch erträglichen Preis zu verkaufen, ließ er das Unternehmen in Rekordzeit untergehen. In einer nicht mehr zu überbietenden Dekadenz haben Boni-Hascher das Weltfinanzsystem an den Abgrund geführt.
Das Gelddrucksystem für die Managerkaste macht deutlich, dass wir keine Manager mehr brauchen, sondern wieder vermehrt Unternehmer, die die Finanzmärkte nicht als Kriegsschauplatz betrachten, denn sonst wird es für immer mehr Firmen einen Stalingrad-Effekt geben.
Viele Banken sind aktuell nur noch finanzielle Leichenschauhäuser, die immer mehr Schulden in Form von verstümmelten Finanzderivaten hervorbringen. Dass Stan O'Neil, der Merrill Lynch an den Rand des Untergangs geführt hat, auch noch 161 Millionen US-Dollar einstreichen konnte, zeigt den vollständigen Verfall der Sitten an der Wallstreet.
Wenn dann auch noch die Bank of America den übernommenen Brokern von Merrill Lynch bis zu 100 Prozent des jährlich generierten Einkommens als Bonus garantiert, um sie davon abzuhalten, die Firma zu verlassen, dann zeigt sich, dass staatliche Hilfen für Banken der grundlegend falsche Weg sind, weil hier nach dem Gießkannenprinzip auf Kosten der Steuerzahler das bestehende System fortgeschrieben wird.
Solange der Umsatz durch Staatshilfe gehalten werden kann, spielen die Kundeninteressen bei den Banken keine Rolle. Die Bereicherungsmentalität der Banken wird sich so lange nicht ändern, bis sie für ihre Fehler bluten müssen - und dies wird nicht der Fall sein, wenn sie am Tropf der Steuerzahlers hängen. Wer als Banker nur sein eigenes Geld zählt, übersieht gerne, dass in den Bilanzen der Banken Milliardenbeträge fehlen, denn dafür hat man ja schließlich auch keine Zeit mehr, wenn man sich dank der Millionen-Boni-Bonanza bereits auf den Ruhestand im Luxus vorbereitet.
Doch anstatt diesem sollten sich die Verantwortlichen besser auf ein Einzelzimmer in einem Gefängnis vorbereiten, denn Milliarden-Bankrotte der geschehenen Größenordnungen müssten eigentlich langjährige Haftstrafen für die Beteiligten zur Folge haben.
Vielleicht finden die geldgierigen Wachstumsapologeten dort eine Identität, die sich wieder auf menschliche Werte besinnt. Und den Bürgern muss man zurufen, die Geldrevolution beginnt jetzt, wenn das Geld von den Großbanken abgehoben wird. Denn eines ist sicher, ein Mittelabzug im großen Stil ist die ultimative Geheimwaffe, die jede Bank der Welt in die Knie zwingt.
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Quelle: » MMnews.de