Ist der Crash noch abwendbar?
In den letzten Tagen bekam ich einige Emails zum Thema. Unter anderem fragte eine Leserin, welche Möglichkeiten es gäbe, die Probleme der Krise zu lösen und wieder "normale" Verhältnisse herzustellen?
Dazu ist es definitiv zu spät! Zuviele Milliarden, mittlerweile bereits Billionen, haben die bisherigen Rettungsaktionen gekostet, gebracht hat es - ausser eine Verzögerung - eigentlich nichts. Weil man nur die Symptome "bekämpft", die Ursachen aber nicht beseitigt. Das Leben funktioniert aber ausschliesslich nach dem archaischem Prinzip von Ursache und Wirkung. Das heisst, dass eine Ursache immer eine Wirkung mit sich bringt und einer Wirkung immer die Folge einer Ursache ist. Bleibt die Ursache bestehen und man "bekämpft" nur die Wirkung ... kann das naturgemäss nicht zum Ziel führen! Auf die Krise übertragen, versucht man die Auswirkungen mit viel Geld (das allerdings nicht vorhanden ist und erst erzeugt werden muss) zu bekämpfen, die Ursachen bleiben weiterhin bestehen!
Man hätte schon vor einiger Zeit das Finanzsystem komplett neu aufbauen müssen und die "Krebsgeschwüre" des alten Systems, welche die Ursache sind, vernichten. Dazu zählen unter anderem das Zinsenzinssystem (Wertzuwachs ohne Leistung), hochspekulative Papiere mit hohem Risiko, der Umstand, dass das System nur so lange funktioniert, als auch ein Wachstum stattfindet (allerdings hat jedes Wachstum seine Endlichkeit und kann nicht unendlich weiter wachsen) und unzureichende Kontrollmechanismen. Selbst jetzt, wo wir die Gründe der globalen Krise kennen und auch einen Systemcrash mit Währungsreformen, Totalverlusten bis hin zu Staatsbankrotten als wahrscheinlich erachten, sind die Aktivitäten der "Krebsgeschwüre" zwar weniger geworden, aber nach wie vor existent.
Natürlich wäre ein Totalumbau bzw. Neuaufbau des Finanzsystems so, als würde man den Reset-Knopf drücken. So oder so werden gewaltige Vermögen vernichtet. Doch hier hat das Sprichwort "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" hohe Aktualität. Wäre man vor ein oder zwei Jahren dran gegangen, das System kontrolliert hinunterzufahren, neu aufzusetzen und wieder hochzufahren, wäre mit Sicherheit weniger passiert - allerdings ist es fraglich, ob diese Notwendigkeit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch durchsetzbar gewesen wäre. Jetzt ist uns die Kontrolle weitgehend entglitten, der Crash hat eine Eigendynamik bekommen, die sich täglich verstärkt. Die Abwärtsspirale beschleunigt sich zusehens, die Rettungsmilliarden wirken wie zusätzlicher Treibstoff. Und mit jedem Tag wird es schwerer, das System kontrolliert herunterzufahren und umzustrukturieren. Wahrscheinlich ist auch der Zeitfaktor mittlerweilen das wohl grösste Problem. Jetzt kann der Systemcrash täglich stattfinden. Denn die Handlungsspielräume sind immer kleiner geworden und das System als solches, weil es bis an die Grenzen ausgereizt wurde, äusserst sensibel.
Uns muss aber bewusst werden, dass ein Totalcrash, ein weltweiter Systemkollaps, auch gute Seiten hat. Dieser birgt jene Tatsache, die in den letzten Monaten immer wieder und meist falsch zitiert wurde, nämlich die Chance wirklich etwas zu verändern und das System komplett neu aufzubauen, damit nicht nur wenige davon profitieren, sondern wir alle! Das neue Finanzsystem muss transparent, verständlich und nicht leicht manipulierbar sein. Jetzt wissen wir, unendliches Wachstum und Selbstregulierung sind trügerische Floskeln, die real nicht existent sind. Deswegen hat sich dieses intransparente, äusserst komplizierte System selbst pervertiert und ad absurdum geführt. Ebenso die Verantwortlichkeit der Manager und Politiker, die das zugelassen haben (und natürlich auch weitgehend davon profitiert haben!).
Das ist allerdings nichts Neues, nur man hat die Wahrheit und Erkenntnis wohlweislich versteckt. Dass es soweit kommen musste, war vorauszusehen und im Grunde unabwendbar. Doch Weitblick konnte man weder von Bankern noch von Politikern verlangen ... vor allem dann nicht, wenn sie jahrzehntelang von diesem System profitierten!
Johannes (schnittpunkt2012@gmail.com)
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://schnittpunkt2012.blogspot.com/
» 15.04.09 Krugmans Staatspleite-Sager empört Pröll