Wann wird die Erholungsphase enden?
von Bill Bonner
Hey, die Erholung läuft!" So dachte ich, als Mitte der vergangenen Woche der Dow um 235 Punkte nach oben geklettert ist. Und die Stimmung der Öffentlichkeit hat den höchsten Wert der vergangenen acht Monate erreicht.
Schau her, die Sache sieht doch heute wesentlich besser aus, als damals im Oktober", sagte ein Rechtsanwalt, mit dem ich am darauffolgenden Tag gesprochen habe. Ich gehe daher davon aus, dass wir den Boden gegen Ende des vergangenen Jahres wirklich schon erreicht haben."
Weniger schlechte Nachrichten als erwartet
Die Ansicht meines Freundes ist vermutlich die vorherrschende Meinung. Es sieht wieder besser aus. Es ist nicht so, dass die Nachrichten gut sind... sie wirken nur weniger schlecht" als vorher... und sogar weniger schlecht als erwartet.
Anträge auf Zwangsvollstreckungen sind auf einem Rekordhoch. Aber die meisten Hausbesitzer gehen davon aus, dass der Boden erreicht ist", sagte ein Nachrichtenbeitrag aus dem Internet.
Die Bankenkrise in den Vereinigten Staaten könnte noch bis 2013 andauern", fügt eine Schlagzeile auf Reuteres hinzu. Doch die meisten Leute denken, dass sich die Banken erholen. Sie erwarten keine weiteren großen Bankenpleiten. Sie denken, dass der Finanzsektor zur alten Form zurückfinden wird... vielleicht langsam, aber mehr oder wenig stetig und zufriedenstellend.
Der durchschnittliche Rückprall bei Bärenmärkten dauert an den Aktienmärkten nur zwei Monate. Unter dieser Voraussetzung sollte die aktuelle Erholung sich am Ende befinden. Sie hat am 9. März begonnen. Seither haben die Aktien 20% bis 40% weltweit zurückgeholt. Aber diese Erholung scheint nicht zu enden. Warum?
Nun, sie könnte deswegen länger dauern als die meiste, weil der Einbruch, der ihr voranging stärker war. Es könnte aber auch länger dauern, weil die Regierungsvertreter diesen Abwärtstrend deutlich stärker bekämpft haben als sie es gewöhnlich tun. Ich versuche mich an die Zahlen zu erinnern, aber die Reaktionen liegen insgesamt 10 Mal höher als normalerweise.
Regierung zieht Anleger in eine Bärenfalle
Es wäre also nicht vollkommen überraschend, wenn diese Erholung robust wäre. Aber wenn es das ist, was ich glaube, ein Ausbruch in einem Bärenmarkt und kein echter neuer Bullenmarkt - dann ist die Unterstützung der Regierung schädlich. Sie trägt dazu bei, dass verschleiert wird, was hier wirklich los ist... und zieht noch mehr Anleger in die Falle. Und je länger es so weitergeht, desto mehr Anleger werden glauben, dass dies wirklich ein Bullenmarkt ist. Während er weiter andauert, werden sie immer mehr von ihrem Geld dafür aufs Spiel setzen.
Als der Markt im vergangenen Herbst immer noch gefallen ist, habe ich mir andere Bärenmarkterholungen angesehen und vermutet, dass es eine kurzfristige Obama-Erholung" geben würde. Ich dachte, sie würde kurz nach der Wahl kommen.. und dann gab es nach der Wahl nur einen einwöchigen Querschläger, so dass ich davon ausging, dass diese kurze Markterholung wohl erst nach der Amtseinhebung kommen würde. Stattdessen hat es noch bis März auf sich warten lassen. Seither hat diese Erholung den normalen Lauf genommen.
Wie weit wird er gehen? Wer weiß. Aber es wäre nicht ungewöhnlich, wenn der Dow dabei auf 10.000 Punkte steigen würde. Es wäre auch nicht ungewöhnlich, wenn all die Menschen aufhörten, über die ersten Anzeichen einer Erholung zu sprechen, und anfingen, festzustellen, dass das gesamte Feld im Klee steht.
Ich will mir also eine Minute Zeit nehmen und versuchen, mich zu erinnern, warum ich davon ausgehe, dass es sich hierbei nur um eine Falle handelt...
Schulden sind das Hauptproblem
Das Problem sind die Schulden. Sie sind in einem Vierteljahrhundert bis zu einem Maß aufgebaut worden, das selbst Präsident Obama für unhaltbar" hält. Die Leute haben zu hohe Schulden - Schulden aus dem Studium, Kreditkartenschulden, Schulden bei den Wertpapieren, Hypothekenschulden und alle anderen Arten von Schulden, die Sie sich denken können. Solange die Wirtschaft weiter wächst... und die Kreditmärkte noch mehr Kredite anbieten, ist das Problem noch nicht kritisch. Die eine Schuld wird beglichen, indem man anderswo noch größere Schulden aufnimmt. Die Häuser werden beispielsweise zu höheren Kosten, aber geringeren Zinssätzen refinanziert.
Und dann wendet sich der Kreditzyklus. Anstatt weiter zu expandieren, fangen die Kredite an zu schrumpfen. Wenn die Leute anfangen zu refinanzieren, dann stellen sie fest, dass die Kreditsicherheit weniger wert ist als zuvor, die Zinssätze sind effektiv höher und die Kreditgeber wollen kein Geld mehr verleihen.
Ja so ein Mist.
Und dann werden all die Schulden, die sie im Laufe des letzten Jahrhunderts aufgebaut haben, zu einem Problem. Sie müssen bis zu dem Punkt abgezahlt werden, an dem sie keine Problem mehr sind. Und das bedeutet etwas ganz Offensichtliches - die Leute müssen ihre Ausgaben zurückfahren. Solange der Betrag der Schulden schrumpft... solange die Zinssätze steigen... und solange die Werte der Vermögensgegenstände fallen... und solange die Leute mehr Schulden haben, als sie bequem schultern können - werden die Absätze, die Gewinne und die Aktienkurse geschwächt sein. Es gibt keinen Grund für einen neuen Bullenmarkt.
Dieser Prozess sollte lange vorhalten. Warum? Weil es wesentlich länger dauert, Schulden abzuzahlen als sie anlaufen zu lassen. Die Leute müssen Geld verdienen, um ihre Schulden zu bezahlen. Und es ist schwerer in einer rückläufigen Wirtschaft Geld zu verdienen, als in einer boomenden. Die Leute müssen Veränderungen machen... sie müssen viel verstehen... und viel zu erkennen. Das könnte zwei Jahre dauern... vier Jahre... zehn Jahre oder mehr.
Aber einen Augenblick noch. Wie steht es mit all dem Rettungsgeld der Regierung? Wie steht es mit dem größten Programm der Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg - dem Kampf gegen den Kapitalismus. Wie steht es mit der teuersten finanziellen Verpflichtung, die je eingegangen wurde? Größer als die Pyramiden, teurer als Alexandria und Babylon zusammen und kolossaler als das Colosseum selbst...
Ungefähr 15 Billionen Dollar sind für das Rettungs-/Konjunkturprogramm bestimmt. Das wird die Korrektur doch sicher kurzschließen und dazu führen, dass die Wirtschaft wieder schneller läuft... oder nicht?
Nein, so wird es nicht sein.
Subventionen können Fehler nicht korrigieren
Denn man kann finanzielle Fehler nicht korrigieren, indem man sie subventioniert. Man kann falsche Investitionen nicht auslöschen, indem man noch mehr Geld hineinsteckt. Man kann ein schlechtes Unternehmen nicht in ein gutes Unternehmen verwandeln, indem man ihm Geld gibt. Und man kann das Problem der Überschuldung nicht lösen, indem man sich mehr Geld leiht.
Anstatt die Menschen dazu zu zwingen, die Fehler der Blasen-Periode zu korrigieren, tut die Regierung alles in ihrer Macht stehende, die schlechten Investitionen weiter mit Geld zu versorgen, die hirntoten Firmen am Leben zu halten und die Zombie-Banken im Geschäft zu lassen. Je mehr Geld die Regierungen für diese Aufgabe aufwenden, desto weniger schnell wird die Wirtschaft ihre Fehler korrigieren und sich der neuen Realität anpassen können.
Das ganze Geld muss aber doch irgendwohin fließen, oder nicht? Wird nicht ein großer Teil davon in die Aktienkruse fließen?
Die Antwort lautet "vielleicht".
Woher stammt das Geld, das in die Aktienkurse wandert?
Ach, liebe Leser, das ist der Haken an der Sache... das ist das Haar in der Suppe... da liegt der Hund begraben.
Jeder Dollar, der dazu verwendet wird, beispielsweise die Wall Street zu stützen, muss irgendwo anders herkommen. Eine Schlagzeile berichtete gestern, dass die Reichen an der Wall Street noch reicher werden". Sicher tun sie das. Anstatt Pleite zu machen und gefeuert zu werden - so wie es hätte sein sollen - tritt die Regierung mit noch mehr Geld hinzu. So bleiben nicht nur die Banken im Geschäft, sie sind auch noch in der Lage, ihren Managern noch höhere Boni zu zahlen.
Die Regierung leiht das Geld von der Privatwirtschaft - Geld, das man vielleicht an einen Bauunternehmer hätte verleihen können... oder an eine Bäckerei... oder an einen Hausbesitzer - und sie lässt das Geld für sich arbeiten. Es stimmt schon, dass es während einer Kreditschrumpfung so scheint, als würde weniger Geld geliehen. Aber das geschieht aus einem guten Grund. Die Wirtschaft funktioniert nicht richtig. Die Leute wissen nicht, welche Projekte sich auszahlen werden und welche nicht. Abgesehen davon fallen die Preise der Vermögenswerte - und die unterstützen normalerweise die Kredite. Wer will das Risiko eingehen, Geld zu verleihen, wenn die Kreditsicherheit vielleicht verschwinden wird. Also ist es häufig so, dass neue Kredite einfrieren... bis die Phase des Schreckens, der Anpassungen und der Umstrukturierungen vorbei ist.
Die Theorie der Regierung lautet, dass sie eigentlich nur brachliegende Ressourcen einsetzt ... und die Wirtschaft wieder in Schwung bringt. In Wahrheit ziehen sie die Ressourcen aus der sicheren Brache und verschwenden sie für aktive Projekte, die sich nicht auszahlen werden. Das ist keine Basis für einen echten Bullenmarkt. Es ist eine Basis für eine große Enttäuschung.
Und so kommen in jedem Jahr fast zwei Billionen Dollar Schulden auf die Bilanzbögen der Vereinigten Staaten.
Doch einen Augenblick noch... die Regierung leiht doch nicht nur Geld, sie bringt doch auch neues Geld in Umlauf - aus dünner Luft. Sicherlich wird das doch dazu führen, dass das Feuer unter der Wirtschaft wieder auflodert, oder?
Nun, ja und nein. Aber das ist ein zu weites Feld...
Ich werde mich ein andermal damit beschäftigen.
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Quelle: » Investor Verlag