China überrascht mit Dollar-Käufen
von Jamil Anderlini (Peking)
Trotz der zunehmend öffentlich geäußerten Sorge um die Stabilität des Dollar kauft China weiter amerikanische Staatsanleihen auf. Peking gibt dafür Rekordbeträge aus.
Das Land ist nach Einschätzung von Pekinger Regierungskreisen in eine "Dollar-Falle" gefangen: Man habe kaum eine andere Wahl, als den größten Teil der wachsenden Devisenreserven in US-Staatstitel zu investieren. Dieser Markt sei als einziger liquide und groß genug, um derart umfangreiche Käufe wie die chinesischen zu verkraften.
Die Informationen über anhaltende chinesische Käufe amerikanischer Wertpapiere überraschen. Denn in den vergangenen Monaten hatten sich Regierungsvertreter, darunter Ministerpräsident Wen Jiabao, immer wieder besorgt gezeigt, dass die aktuelle Politik der US-Regierung zu einem Zusammenbruch des Dollar und einer weltweiten Inflation führen könnte.
Dies war als Kritik an der Rolle des Dollar als Welt-Leitwährung verstanden worden. Genau diese aber stützen die Chinesen, indem sie auf Dollar lautende Wertpapiere nachfragen.
China verfügt mit rund 1953 Mrd. $ über die größten Devisenreserven der Welt. Zwar ist deren Zusammensetzung Staatsgeheimnis. Schätzungen zufolge sind jedoch bis zu 70 Prozent dieser Summe in auf Dollar lautenden Vermögenswerten angelegt. Nach Daten des US-Finanzministeriums hält China etwa ein Viertel der gesamten in ausländischer Hand befindlichen US-Schulden. Damit ist das Land größter Gläubiger der USA. Allein im März 2009 ist das von China direkt gehaltene Volumen amerikanischer Staatsanleihen um 23,7 Mrd. $ auf den Rekordstand von 768 Mrd. $ gestiegen.
Während China nach Angaben von Regierungsvertretern und eines westlichen Beraters der staatlichen Devisenverwaltung (Safe) US-Wertpapiere kauft, verkauft das Land britische Pfund. Offenbar rechnet die Devisenverwaltung mit einer erneuten Schwäche der Währung. Anlagen in Euro sieht sie dem Berater zufolge als neutral an - baut sie also weder auf noch ab. Beim australischen Dollar erwartet sie dagegen Kursgewinne.
Die Strategie der Safe, in großem Stil US-Staatsanleihen zu kaufen, hilft der Regierung der Vereinigten Staaten, ihr Haushaltsdefizit zu finanzieren. Dieses schwillt aufgrund immer neuer Rettungspläne für Finanzbranche und Konjunktur immer stärker an.
Warnung vor Turbulenzen
"Wenn die Devisenverwaltung in großem Stil Mittel in andere Anlagen umschichtet, dürfte das diese Märkte sofort in Turbulenzen stürzen - allein wegen der riesigen Summen, die dann bewegt würden", sagte ein westlicher Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte. "Zugleich könnte es den Wert der bestehenden Reserven beeinträchtigen, wenn sie zu viele Dollar verkauft." Aus diesem Grund hat Peking bislang nur vorsichtige Versuche unternommen, seine Reserven stärker zu diversifizieren. Unter anderem stockte das Land seine Goldbestände auf.
Die Rolle des Dollar als wichtigste Reserverwährung der Welt ist wegen der starken Kursschwankungen zuletzt immer stärker unter Beschuss geraten. China, Russland und Brasilien wollen den Dollar als Leitwährung ablösen. Der Uno-Gipfel Anfang Juni wird sich erstmals mit Plänen für eine neue Weltwährung befassen.
Vor allem in den vergangenen Tagen hat der Dollar kräftig an Wert verloren. Grund dafür ist die wachsende Angst der Investoren, die Vereinigten Staaten könnten ihre Top-Bonitätsnote wegen der hohen Staatsverschuldung verlieren. Aus diesem Grund hat die Ratingagentur Standard & Poor's bereits den Rating-Ausblick für Großbritannien heruntergenommen.
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » FTD.de