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Wir befinden uns im Auge des Sturms

Die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten ist vorübergehend zu Ende. Die Investoren sind wieder zurückhaltender geworden, sagt Schroders-Chefökonom Keith Wade.

Von Ulrich Rotzinger
Die üppige Aufwärtsbewegung an den internationalen Aktienmärkten ebbt ab. Der MSCI World Index der weltweit wichtigsten Aktienindizes scheiterte in den vergangenen drei Wochen mehrmals an der 956-Punkte-Marke.
Offenbar treten Anleger wieder vermehrt an die Seitenlinie, um ihre Aufstellung für die kommenden Wochen und Monate zu überdenken. «Im Auge des Sturms», titelt der britische Vermögensverwalter Schroders eine aktuelle Markteinschätzung. Gegenüber cash spricht Chefökonom Keith Wade von «Green shoots», sogenannten grünen Sprösslingen der Erholung. Diese sorgten für die Hausse der Aktienmärkte in den vergangenen zwei Monaten.

Ermutigende «Green shoots»

Beispielsweise ist der TED-Spread, ein viel genutzter Angstindikator, jüngst auf das tiefste Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise im August 2007 gefallen. Das Vertrauen unter den Banken hat deutlich zugenommen, sich untereinander wieder Geld zu leihen.
Ebenfalls notiert der Volatilitätsindex (Vix) auf dem tiefsten Wert seit dem Lehman-Kollaps im September 2008. Dieser gilt als ein Barometer für die Investorenstimmung am US-Aktienmarkt. Die Liste ermutigender Zeichen aus der Wirtschaft könnte fortgeschrieben werden.

Ernüchternde Realität

Und doch sieht es in Realität ernüchternder aus, als es die Märkte zurzeit in den Kursen enthalten. Obwohl die jüngsten Wirtschaftsdaten «ermutigend» sind, steht gemäss Wade eine schwierige Zeit bevor. «Wir haben noch nicht die Fundamentaldaten, die es für eine nachhaltige Erholung braucht.» Zwei Indikatoren verfolgt Wade derzeit besonders: Wie stabil ist die Gewinnentwicklung der Unternehmen und wie gut greifen die geldpolitischen Massnahmen. Bei beiden fehlen ihm noch die entscheidenden Verbesserungen.
Man sei zwar zuversichtlicher, dass die Zentralbanken und Regierungen weltweit die Finanzmärkte und den Konsum stützen und so vor einer grossen Depression bewahren. Aber: «Die Massnahmen reichen wohl nicht für den nächsten Bullenmarkt.»

Kurzfristig sieht Wade hingegen noch etwas Potenzial nach oben für die Aktienmärkte. Gemäss Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer liegen die Märkte im August 10 bis 15 Prozent höher als gegenwärtig. Im Herbst schliessen beide Chefökonomen einen weiteren Rückschlag nicht aus.

Die nächsten Monate werden es weisen
Ob die jüngst festgestellte Verlangsamung der Abwärtsspirale nur ein vorübergehender Marschhalt des Abschwungs ist oder aber sich eine Trendwende andeutet, muss sich in den nächsten Monaten weisen.
Vorsichtigen Anlegern rät Wade zu Bonds mit einem Rating von mindestens Tripple-B. Im defensiveren US-Markt bevorzugt er die Sektoren Vorsorgung und Gesundheit. Sollte sich die Wirtschaft rascher als gedacht erholen, dürfen zyklische Titel nicht im Depot fehlen. «Zusammen mit den Financials werden sie die Erholung der Aktienmärkte anführen», sagt Wade.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.cash.ch